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-Mereberch = >Merenberg< - © - Manfred Fay – Dillenburg - 1

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hatten gab es auch Durst. Nun ging es in den Keller, wir hatten nun 8 Ohm Bier und 1½ Ohm<br />

Brandewein im Keller, auf das Heu lag.<br />

Mein Vatter sagte nun: Ich seh sie tun dir nichts. Gehe heim, sehe was sie mit dem Bier machen,<br />

ob sie es mit Frieden lassen oder nicht. Sie schlugen die Ponten auf und rochen, sie schüttelten<br />

mit dem Kopf, es paste ihnen nicht. Sie gingen in dem Pfarrer Knell seinen Keller und fanden<br />

Wein. Aber da war eine Freude, die hatte keine Grenzen. Da wurden Eimer und Gieskannen<br />

gehohlt und daraus getrunken und in einem Augenblick war der Hof voller Franzosen. Nun<br />

hatten sie aber noch Hunger. Nun ging es in die Fleischkammer, sie war verschlossen, aber sie<br />

stiesen sie mit dem Gewehrkolben auf. Da hing dann der dürre Spek zu ihrer zu ihrer Freude, sie<br />

nahmen ihn und Brod von der Bühne und herunter bey den Tisch, da wurde dann herrlich gelebt.<br />

Sie nahmen noch alles mit was da war. Sie warfen die Welsche Nüß die Trep herunder, dürre<br />

Zwetschen, Braumen, Kirschen und dergleichen herunder. Da gab es dann etwas zu lesen vor<br />

mich, denn der Pfaf hatte mir nichts gegeben. Ich trug eine Masse in den Kühstall, da hatte ich<br />

und unser Knecht ein Bett, da wurde es hinein gethan. Das war inwendig hohl, mit einem<br />

Schüber gemacht.<br />

Der Pfarrer Knell hatte sich bey den Kirchen Ältesten Johannes Klein geflüchtet. Nun hatte er es<br />

gewagt und wolte sehen, wie es im Pfarrhaus aussähe. Aber es kamen 3 Franzosen und griffen<br />

ihn. Ziehen in nakend aus und sagten, er habe Gold verschlukt und wolten ihm den bauch<br />

aufschneiden. Hätten es vielleicht auch getahn, es kam aber dem Kirchen Ältesten sein Sohn<br />

Philip. Der nahm sich seiner an und stis die Franzosen zurük. Der eine stak mit dem Bankonet<br />

und stis er den Franzosen auf die Brust, das ihm das Aufstehn vergas. Der zweyte hieb mit dem<br />

Säbel nach ihm, er grif aber den Säbel in vollem Hiep, riß ihn dem Franzosen aus der Hand, stiß<br />

ihn auf die Brust. Dort lag er der 3te endlich. Die zwey lagen da und regten sich nicht. Nun sezte<br />

er sich nieder und der matte Pfarrer hing sich auf ihn und er trug ihn in ihr Haus. Ich dachte was<br />

wird daraus erden.<br />

Der nun entlaufen war, kam nun und brachte noch sieben Mann mit. Sie liefen auch ins Haus,<br />

dann schlossen sie die Thüre zu. Es waren 3 Brüder, aber laute starke Männer, sie haben die<br />

Franzosen, die 8 Mann, fürchterlich zerschlagen. Sie haben furchtbar geschrien, aber es kam<br />

niemand, die ihnen helfen wolten. Wie sie, sie nun ordentlich durchgebrigelt hatten, machten sie<br />

die Thür auf und warfen sie heraus und machten wieder zu.<br />

Ich dachte was wird daraus werden. Es folgte nichts. Die Hand war war aber doch halb<br />

durchgehauen und hat sie lange im Tuch getragen. Nun hatten wir lange Keyserliche gehabt und<br />

nun bekamen wir Franzosen. Das Geld was die Keyserlichen gebracht, verzehrten nun die<br />

Franzosen, denn sie waren Feyds Volk, man konte es ihnen nicht genug geben und wo sie lange<br />

lagen, machten sie sich mit dem weiblichen Geschlecht bekannt.<br />

Wir haten einmal von der 7. Compagnie eine zeitlang, da kamen sie von Nenderoth nach<br />

Biskirchen zu liegen. Da ging der gröste Theil vom weiblichen Geschlecht auf einen Sontag nach<br />

Biskirchen bey sie auf Besuch. Sowohl Weiber wie Mägden und die Männer waren schlecht<br />

genug und ließen es geschehen. Die Franzosen haben sie auch begleitet bis in den Biskircher<br />

Wald. Zur Schande muss ich das schreiben, denn es ist alles was ich schreibe Wahrheit und<br />

keine Lügen. Doch nicht alle Weiber gingen mit. Ich glaube aber, dass mancher ehrlicher Mann<br />

einen Franzos hat groß ziehen müssen.<br />

Wir hatten die Franzosen von 1796 bis 1806 abwekselnd. Da ging es gegen die Preusen, da<br />

wurden wir sie los. Wir waren erst Orannisch, nun wurden wir Bergisch und dann Französisch bis<br />

1814. Dann wurden wir wieder Orannisch 1814 und 1815. Nun gab es eine Ländertheilung und<br />

der Prinz von Orangen wurde König von Holand. Der hatte nun den Herrn von Gaker zum<br />

Miniester und befolmächtigte denselben, an statt seiner zu thun, was er wolte, doch mit der<br />

Beding sein Orannisch Ländchen nicht zu vertauschen. Er that es aber doch und wir wurden<br />

Nassau-Weilburgisch. Das war nicht gut vor uns, besonders vor die Märker, denn wir bekamen<br />

einen anderen Oberförster, welcher viel von unseren alten Rechten veräußert hat und sein Sohn<br />

Gustaf Roth will uns mit Gewalt heraus bringen. Aber es will ihm nicht gelingen, weil er es zu<br />

scharf anpakt.<br />

Ich kome nun wieder zurük auf den französischen Krig. Wir hatten erst lange Keyserliche ehe<br />

wir die Franzosen bekamen. Dann wurden die Ofezire immer in das Pfarrhaus gelegt. Wir<br />

brauchen nun keine Soldaten zu halten. Mein Vatter aber hielt imer die Bedinten von den<br />

Ofeziren. Es lag ein Keyserlicher Haubtmann lange da im Pfarrhaus, der hatte einen Bedienten<br />

der hieß Gabriel, der war, wie wenn er bey uns erzogen worden wäre. Zu lezt haten wir noch<br />

Laturen, welche lange bei uns gelegen haben und sich auch in die Weibsleut verlibt hatten.<br />

-<strong>Mereberch</strong> = >Merenberg< - <strong>©</strong> - <strong>Manfred</strong> <strong>Fay</strong> <strong>–</strong> <strong>Dillenburg</strong> - 242 2

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