-Mereberch = >Merenberg< - © - Manfred Fay – Dillenburg - 1
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der Gertrudis und ihren erlauchten Eltern, welches auch von Justi<br />
übernommen wurde, folgendes: Magister Conrad von Merenberg, ein<br />
berühmter Prediger, kam oftmals in dieses neue Klösterlein und<br />
verrichtete dort seine Andacht, förderte es nach Vermögen bei der<br />
heiligen Elisabeth, deren Beichtvater und geistlicher Zuchtmeister er war<br />
und bei Landgraven Ludewich lobte er es so sehr, dass beide gelobten,<br />
wenn St. Elisabeth ein Mägdlein gebären würde, solches in das<br />
Klösterlein aufgenommen und Gott geopfert werden sollte, würde es ein<br />
Männlein sein, so sollte es im Kloster Rumersdorf aufgenommen<br />
werden. Sie gebar eine Tochter Gertudis, welche Tochter, da sie<br />
anderthalb Jahren worden, hat sie solche nacher Altenberge in dies<br />
neue Kloster geschickt, in solchen heiligen Convent Weyßen heiligen<br />
Praemonstratenser geistlichen Habit, dem Allerhöchsten allweg zu<br />
dienen, wurde aber von ihren Beambten und Edelleuten mehrmals<br />
gescholten, dass sie dieses junges landgraveliche und königliches<br />
Toechterlein in dieß armes und weit von ihr gelegenes Orth gethan<br />
hatte, hat sie geantwortet: „dass ihr dieses Aldenbergische Kloster vom<br />
Himmel für ihre Tochter sei geoffenbaret worden, und sollte dieses<br />
Kloster durch sie in geistlichen und weltlichen Dingen zum herrlichsten<br />
geziert und befördert werden. Ist also diese landgraveliche Tochter<br />
Gertrudis in diesem Kloster Aldenberg goettlich auferzogen und<br />
unterwiesen worden, hat bei Gott und Menschen sehr zugenommen und<br />
diesen Spruch in stetigem Gedächtniß und zum Symbolo gehalten und<br />
gebraucht: „Je höher und edler du bist, desto mehr erniedrige dich in<br />
allen Dingen.“<br />
Als Gertrudis anderthalb Jahre alt war, rief sie, dem elterlichen Gelübde<br />
zu Folge, Conrad von Merenberg, mit gefühlloser Strenge, von dem<br />
liebenden Herzen der Mutter Elisabeth und brachte sie in das Kloster<br />
Altenberg, wo sie, dem Vorgeben nach, dem Dienste Gottes gewidmet<br />
werden sollte. Als ihre Mutter Elisabeth am 19. November 1231 in<br />
Merenberg verschied, soll Gertrudis, der erwähnten Handschrift zu<br />
Folge, als sie kaum vier Jahre alt war, gesagt haben: „Ich höre das<br />
Totenglöcklein zu Merenberg tönen und in diesem Augenblick wird<br />
meine liebe Mutter verschieden sein“, das sich auch am nächsten Tag<br />
durch den Tod Elisabeths bestätigt habe.<br />
Die offizielle Staatsversion erzählt, die vierjährige Gertrud sei im<br />
heutigen Altenberg bei Wetzlar gewesen und habe die Totenglocke zu<br />
Marburg gehört. Am ehemaligen Standort des Klosters Altenberg nahe<br />
Merenbergs, hätte die kleine Gertrud die Glocke zu Merenberg durchaus<br />
hören können, was aber von Oberbiel bis Marburg unmöglich gewesen<br />
wäre.<br />
Im 21. Jahre ihres Lebens folgte Gertrud der Meisterin des Klosters,<br />
Christine von Biehl, in diesem Amt nach und wurde im Jahr 1248 in<br />
dieser Würde bestätigt. Sie starb am 13. August 1297.<br />
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