-Mereberch = >Merenberg< - © - Manfred Fay – Dillenburg - 1
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Hessen mit Johann von Nassawe einigt, sie gemeinschaftlich zu besitzen. Das halte ich für einen<br />
historischen Witz, der in dieser Form nicht nachzuvollziehen ist. Der Text lautet:<br />
„beiden und ihren Erben soll die Borch, die Stadt und die Freiheit, die sie noch zu Cleen ( = Calen)<br />
machen wollen, halb und halb zu ewigen Tagen erblich seyn. Die Borchmänner und Buerger, die sie zu<br />
Cleen haben oder gewinnen moechten, oder die Juden, die dahin ziehen, sollen ihnen<br />
gemeinschaftlich seyn. Die Borchleute die sie da haben oder noch gewinnen, sollen ihnen ihre<br />
Borchlehen, jedem zur Haelfte bezahlen, die Borch aber sollen der Borchmann, die Buerger und Leute,<br />
die dahin ziehen, getreulich schützen und schirmen. Der Borchfrieden soll angehen von der steinernen<br />
Bruecke bis über die Steingrube und von da fort an den Berg „Zum Weingarten“ und an die Cinde-<br />
Borch und von der Stad an den Huettenberg an Rudolph Krugs Stueck und von da bis an den Busch<br />
vor dem Huettenberg und fürbaß in die Huettenbach unten in die Wiesen und von den Wiesen fort in<br />
den „Tiefen-Graben an ein Stueck, das heißt an den Metelingsheym, und von da bis an die Gaenswaid<br />
an Orten Kruges Stück, und von diesem Stück bis an die „Lehmgrube“, hinter des Pferners Hube an<br />
Muvelichs Stueck, und fort bis an die Seite der Werbach an Ruel Schmyds Stueck und fort wieder bis<br />
an die steinerne Brueck .......... Was Grave Johann von Nassawe innerhalb des Borchfriedens gekauft<br />
hat, das soll Landgrave Heinrich zur Hälfte bezahlen und was außerhalb des Borchfriedens zu Cleen<br />
oder im Huettenberg feil wuerde, das wollen sie miteinander kaufen und verpfaenden. Alle Pforten,<br />
Thore, Graben, Wege und Brunnen an der Veste zu Cleen sollen beiden gemeinsam seyn und keiner<br />
soll dem anderen verbauen. Alle Jahre soll an der Borch so viel verbaut werden, als die dasigen<br />
Raidleut und der Obermann miteinander übereinkommen.“<br />
Aus dieser Urkunde erkennen wir auf jeden Fall, dass es sich hier um eine Grenzburg handelte und<br />
zwar zwischen dem alten Hessen und Nassau.<br />
Außer diesen Überlieferungen, wird in Cleen noch ein so genanntes Herrengut erwähnt, das am 04.<br />
Februar 1701 von dem Graven Ernst zu Nassawe-Weilburg an die Gemeinde Niedercleen fuer 3216<br />
Florin mit der Verpflichtung verkauft wurde, einen Erbpacht von 8 Aechtel, 3 Mesten und 5 Maeschen<br />
Korn und eben soviel Hafer darauf zu übernehmen und jährlich an die Cellerei Clei- bzw. Lemberch zu<br />
liefern.<br />
Im Jahr 1330 verkauft der Ritter und Reichsministerialer Gerlach I. Schelme van Berge bzw. Barig-<br />
Schelmhause, mit dem Beinamen „Der Große“ ans Kloster Arnstein mehrere Revenuen = Einkünfte.<br />
Sein Vater war Marquard Schelme bzw. Solms, er war Ritter auf der Borch Berge und Lehensmann zu<br />
Eppstein und war im Jahr 1226 der Nachfolger seines Vaters Werner, der im Jahr 1194 als Ritter und<br />
Reichsministerialer auf der Schelmenburg saß.<br />
Erwähnenswert sind noch die Flurnamen des einstigen Cleen bzw. Calenbergs und zwar: der<br />
Heiligenwald, der Heiligenstock, das Kirchfeld und Osterfeld und genau hier soll in grauer Vorzeit ein<br />
Kloster gestanden haben.<br />
Auch der zweite Ort der Zwangsumsiedlung, das heutige Niederklein bei Stadt Allendorf, verdankt<br />
seinen Namen dem alten Cleen = Calen. Der hiesige Volksmund hat in seiner Bezeichnung "Clee" für<br />
Niederklein und die "Cleer" bzw. Cleher für dessen Einwohner den früheren Namen des fränkischen<br />
Dorfes Cleen über viele Jahrhunderte bis heute bewahrt, wobei sich das "n" im Laufe der Zeit beim<br />
Sprechen abgeschliffen hat. Wir wissen das Clee mundartlich ausgesprochen im fränkischen Wort<br />
Clef = Schlüssel verankert ist.<br />
Der Ort Niederklein bzw. auch Niederkleen findet erstmals in einer Velder Urkunde aus der Zeit von ad<br />
780 bis 802 Erwähnung. Bereits um das Jahr 917/18 besaß der Ort eine Kirche mit einem<br />
wahrscheinlich vorbonifatianischen Blasius-Patrozinium. Um das Jahr 1248 wird aus Niedercleen ein<br />
grosser mayencischer Hof überliefert. Aufgrund der beträchtlichen Einkünfte muss er als ein<br />
bedeutender fränkischer Herrenhof angesehen werden. Sein Einzugsbereich erstreckte sich bis zu den<br />
damaligen Orten und den heutigen Wüstungen Hedegershausen und Habertshausen, die zwar hier nie<br />
existierten, aber zur Geschichtsverfälschung aufgezeichnet wurden. Niedercleen war außerdem einst<br />
mayencischer Gerichtsvorort und Stammsitz der Ritter- und Ministerialenfamilie von Cleen. Die<br />
Erbtochter Else von Clee und ihr Gemahl Adolf Rau von Holzhausen verkauften den Adelshof um 1407<br />
an den Erzbischof von Mainz, der ihn am 19. November 1417 dem Stift St. Johann in Marienberg<br />
schenkte. Aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. Februar 1803 fiel schließlich das<br />
halbe Dorf samt dem Hofgut an Kurhessen.<br />
Die heutige Niederkleiner bzw. ehemalige Cleer Pfarrkirche wurde nach einem furchtbaren Dorfbrand,<br />
so nennt man heute immer wieder den Zwangsabbau der Gebäude am ehemaligen Standort, dem<br />
auch die Vorgängerkirche zum Opfer gefallen war, von 1702 bis 1706 an dem neuen und jetzigen<br />
Standort wieder aufgebaut. Im Jahr 1886/87 wurde die Kirche einer gründlichen Innenrenovierung<br />
unterzogen und 1971 durch einen Anbau erweitert. Der mächtige, dreigeschossige Wehrkirchturm mit<br />
einer steinernen Pechnase stammt noch aus dem 14. Jahrhundert. Man kann feststellen, dass das<br />
ehemalige Cleen bzw. Calen nicht weit von der Stadt Allendorf bei Merenberg entfernt war, da es jetzt<br />
auch mit Stadt Allendorf verbunden ist.<br />
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