22.01.2014 Aufrufe

Institutionen der Integration Ratspräsidentschaft und ... - E-LIB

Institutionen der Integration Ratspräsidentschaft und ... - E-LIB

Institutionen der Integration Ratspräsidentschaft und ... - E-LIB

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Valentin Schrö<strong>der</strong> <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Integration</strong> Kapitel 4<br />

Auch Rubinsteins Gleichgewicht beruht auf einer bestimmten Art von Machtverteilung. Der Akteur,<br />

<strong>der</strong> bei einer späteren Einigung relativ weniger verliert, hätte geringere Nutzeneinbußen<br />

durch diese Verzögerung. Er ist im Vergleich zu seinem Gegenüber zwar nur relativ bevorteilt,<br />

weil sein Nutzen aus einer verzögerten Einigung ja ebenfalls sinkt. Trotzdem hängt sein Nutzen<br />

relativ weniger von dem Handeln seines Gegenübers in einer bestimmten R<strong>und</strong>e ab, denn er<br />

sinkt eben weniger stark <strong>der</strong> seines Gegenübers. Das spiegelt sich in <strong>der</strong> Aufteilung des Kooperationsgewinns<br />

nach <strong>der</strong> Rubinstein-Verhandlungslösung. Die Discountfaktoren bilden also die<br />

relative Macht jedes einzelnen Akteurs bei dieser Aufteilung ab.<br />

In dem Rubinstein-Modell kommt es nicht auf die Rolle an, die Zeit im wörtlichen Sinn für das<br />

Handeln von Akteuren spielt, z.B. als Dauer zwischen den einzelnen Angeboten. Deshalb ist es<br />

inhaltlich nicht unbedingt sinnvoll, die Discountfaktoren über ihre gesamte Bandbreite in die<br />

Interpretation des Modells einzubeziehen.<br />

Für manche Fragestellungen, auch in Zusammenhang mit Verhandlungen, wäre das nützlich. In<br />

<strong>der</strong> Literatur wird zum Beispiel gelegentlich die Aufnahme von Verhandlungen selbst in einer<br />

zusätzlichen dritten Phase vor Koordinations- <strong>und</strong> Anpassungsphase von <strong>der</strong> genauen Höhe<br />

eines (gemeinsamen) Discountfaktors abgeleitet (Bearce, et al. 2009). Dann geht es darum, ob die<br />

Akteure nach dem Abschluss eines Abkommens oft genug miteinan<strong>der</strong> interagieren. O<strong>der</strong> es geht<br />

darum, ob alle Akteure überhaupt bis zum Ende <strong>der</strong> Koordinationsphase handlungsfähig (<strong>und</strong><br />

damit Akteure) bleiben, zum Beispiel bei Verhandlungen zwischen gewählten Repräsentanten<br />

(Kousser <strong>und</strong> Phillips 2009). Auch bei <strong>der</strong> Erklärung von Verhandlungen in Krisen o<strong>der</strong> in Kriegen<br />

werden Discountfaktoren direkt interpretiert, um die Dringlichkeit einer Einigung für die<br />

einzelnen Akteure direkt mit <strong>der</strong>en Verw<strong>und</strong>barkeit durch verstreichende Zeit zu messen<br />

(Mauleon <strong>und</strong> Vannetelbosch 2004, Camina <strong>und</strong> Porteiro 2009). Dann geht es darum, „Zeit“ als<br />

Variable wörtlich zu interpretieren.<br />

In diesen Arbeiten werden die Discountfaktoren benutzt, um zukünftige <strong>und</strong> absehbare Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Makroebene auf das Handeln <strong>der</strong> Akteur auf <strong>der</strong> Mikroebene zu beziehen, also Verän<strong>der</strong>ungen<br />

in Variablen, auf die kein Akteur einen Einfluss hat. Mir geht es aber umgekehrt gerade<br />

um die Erklärung von Verän<strong>der</strong>ungen auf <strong>der</strong> Makroebene durch das Handeln <strong>der</strong> Akteure,<br />

also durch Verän<strong>der</strong>ungen von Variablen, auf die alle Akteure einen Einfluss haben. Bei Coleman<br />

sind das die Kontrollrechte, denn sie werden ja gerade auf <strong>der</strong> Mikroebene reproduziert o<strong>der</strong><br />

verän<strong>der</strong>t.<br />

89

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!