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Institutionen der Integration Ratspräsidentschaft und ... - E-LIB

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Valentin Schrö<strong>der</strong> <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Integration</strong> Kapitel 7<br />

Eine Möglichkeit zur Operationalisierung wäre es nun, einen Indikator heranzuziehen, <strong>der</strong> die<br />

Verteilung <strong>der</strong> Kontrollrechte so darstellt, wie sie in den EU-Gründungsverträgen vorgesehen<br />

sind. Denn die Regierungen <strong>der</strong> EU-Staaten haben im Rahmen dieser Verträge ihre Kontrollrechte<br />

über staatliches Handeln auf zahlreichen Politikfel<strong>der</strong>n dort ja umverteilt. Aus einer IB-<br />

Perspektive <strong>und</strong> mit Blick auf die unabhängig von internationalen institutionellen Arrangements<br />

bestehende formale Anarchie im internationalen System (vgl. Waltz 1979: 99ff.) bringt diese Umverteilung<br />

es aber nicht mit sich, dass diese Regierungen auch gezwungen werden können, sich an<br />

Entscheidungen im Rahmen dieser umverteilten Kontrollrechte zu halten. Zudem steht aus Moravcsiks<br />

Sicht die aktuelle Verteilung <strong>der</strong> Kontrollrechte mit Blick auf die EU ohnehin bei je<strong>der</strong><br />

Vertragsän<strong>der</strong>ung zur Disposition.<br />

Deshalb leite ich den Indikator für den Grad <strong>der</strong> Asymmetrie in <strong>der</strong> Interdependenz einer Regierung<br />

gegenüber einer an<strong>der</strong>en Regierung auch nicht aus einem institutionellen Kriterium ab, wie<br />

zum Beispiel dem Stimmengewicht im Rat o<strong>der</strong> einer entsprechenden Maßzahl, wie dem Banzhaf-<br />

o<strong>der</strong> Shapley-Shubik-Index (für so einen Ansatz bei <strong>der</strong> Ratspräsidenschaft als weiterem<br />

empirischen Gegenstand vgl. aber exemplarisch Arregui, et al. 2004, Schalk, et al. 2007, Stokman<br />

<strong>und</strong> Thomson 2006, Warntjen 2008, für die Kontroverse über die Benutzung solcher Indizes, vgl.<br />

etwa Garrett <strong>und</strong> Tsebelis 1999b, Holler <strong>und</strong> Widgrén 1999, Garrett <strong>und</strong> Tsebelis 1999a,<br />

Felsenthal <strong>und</strong> Machover 2001, Garrett <strong>und</strong> Tsebelis 2001a, Albert 2003, Felsenthal, et al. 2003,<br />

Laruelle <strong>und</strong> Valenciano 2005). Ich verwende auch kein Maß, das sich aus den Gründungsverträgen<br />

heraus indirekt auf das Handeln <strong>der</strong> Regierungen auswirken könnte, wie zum Beispiel die<br />

unterschiedliche Anzahl <strong>der</strong> Kommissare, die jedem Mitgliedstaat bis zum Inkrafttreten des Vertrags<br />

von Nizza zustanden (für eine solche Einteilung in "große" <strong>und</strong> "kleine" Staaten vgl. jedoch<br />

Thurner 2006: 190ff.).<br />

Son<strong>der</strong>n ich betrachte den Grad, in dem die Ressourcenausstattung <strong>der</strong> einzelnen Staaten als<br />

„materielle“ Variable (in Abgrenzung zu den genannten institutionellen Variablen) die Machtverteilung<br />

zwischen den Regierungen bestimmt.<br />

Diese Machtverteilung erhebe ich entlang <strong>der</strong> Relevanz, welche die gegenseitige wirtschaftliche<br />

Verflechtung für die einzelnen Staaten hat. Ungeachtet <strong>der</strong> Annäherung eines Teils <strong>der</strong> EU-<br />

Regierungen an eine koordinierte Außen- <strong>und</strong> Sicherheitspolitik <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bemühungen um die<br />

Aufnahme einzelner Sachverhalte des Politikfelds Innere Sicherheit auf die Agenda in den EU-<br />

Entscheidungsprozessen, gehört ja nach wie vor die bei weitem überwiegende Zahl <strong>der</strong> dort verhandelten<br />

Sachverhalte in den Bereich <strong>der</strong> Wirtschaftspolitik in ihren verschiedenen Facetten<br />

(Nugent 2010b: 279). Das verdeutliche ich in Tabelle 7.1 entlang des Datensatzes, den ich aus<br />

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