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Institutionen der Integration Ratspräsidentschaft und ... - E-LIB

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Valentin Schrö<strong>der</strong> <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Integration</strong> Kapitel 10<br />

Die Hypothesen, die ich in dieser Arbeit aufstelle, sind mit Blick auf die Erforschung <strong>der</strong> Europäischen<br />

<strong>Integration</strong> aber auch ein Versuch, Vorhersagen über das Zusammenspiel <strong>der</strong> Akteure<br />

entlang ihrer unterschiedlichen institutionellen Positionen abzuleiten. Solche Untersuchungen sin<br />

ein lang etabliertes Anliegen <strong>der</strong> EU-Forschung. Aber mir scheint, dass ein Blick auf vermeintliche<br />

Details nach wie vor durchaus zum Verständnis <strong>der</strong> EU-Entscheidungsprozesse beitragen<br />

kann. So konstatieren etwa bereits Tsebelis <strong>und</strong> Garrett (1996: 351-352), dass die Agendasetzungsmacht<br />

<strong>der</strong> Kommission entlang des Initiativmonopols durchaus begrenzt ist, sowohl mit<br />

Blick auf den Zeitpunkt <strong>der</strong> Initiierung als auch mit Blick auf den Inhalt ihrer Vorschläge. Ich<br />

zeige in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit jedoch theoretisch <strong>und</strong> empirisch, dass die Nutzung des Initiativmonopols<br />

durch die Kommission trotz dieser Begrenzung durchaus einen Unterschied macht<br />

– für sie selbst, für die Regierungen <strong>und</strong> für den Verlauf <strong>der</strong> Entscheidungsprozesse. Auch eine<br />

Sichtweise allein entlang <strong>der</strong> Institutionalisierung <strong>der</strong> EU-Entscheidungsverfahren kann also<br />

sinnvoll durch den Bezug auf die nicht-institutionellen Eigenschaften <strong>der</strong> Akteure ergänzt werden.<br />

Für diese Ergänzung war es nicht erfor<strong>der</strong>lich, auf einen so gut bestückten analytischen Instrumentenkasten<br />

zurück zu greifen, wie das an<strong>der</strong>e Ansätze zur Erklärung <strong>der</strong> Ratspräsidentschaft<br />

tun (vgl. etwa Beach 2004, Tallberg 2006). So ignoriere ich in <strong>der</strong> Erklärung hier die weiteren<br />

Möglichkeiten von Kommission <strong>und</strong> Präsidentschaftsinhaberin für die Erhöhung ihres jeweiligen<br />

Verhandlungserfolgs. Das betrifft beson<strong>der</strong>s die Rolle dieser Regierung im Verhältnis zwischen<br />

den EU-Organen, etwa im Verhältnis zwischen Rat <strong>und</strong> EP. Ebensowenig betrachte ich die Möglichkeiten,<br />

welche die Kommission zur Beschleunigung o<strong>der</strong> Verzögerung von Entscheidungsprozessen<br />

nach <strong>der</strong>en Initiierung hat. Auch dem Präsidentschaftsprogramm fällt in den Modellen<br />

keinerlei Bedeutung zu. Entsprechend sind das Präsidentschafts- <strong>und</strong> das Initiatormodell lediglich<br />

überspitzte, stark vereinfachte Abbil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wirklichkeit. Sie besitzen aber trotzdem eine gewisse<br />

Erklärungskraft.<br />

Soweit <strong>der</strong> Erklärung in dieser Arbeit wie<strong>der</strong>um ein ausreichendes Maß an Parsimonität zugutegehalten<br />

werden kann, würde sie nicht nur eine Fortentwicklung einiger Aspekte <strong>der</strong> Überlegungen<br />

von Moravcsik (1998) mit sich bringen. Son<strong>der</strong>n seine Theorie könnte für die Untersuchung<br />

gerade <strong>der</strong> Entscheidungsprozesse in <strong>der</strong> EU zwischen den celebrated bargains noch systematischer<br />

herangezogen werden. In einem Zeitraum, in dem Revisionen <strong>der</strong> Gründungsverträge<br />

immer schwieriger <strong>und</strong> seltener werden, sind ja anstelle intergouvernementaler Konferenzen die<br />

manchmal wenig imposanten Elemente <strong>der</strong> „alltäglichen“ Entscheidungsverfahren die zentralen<br />

<strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Integration</strong>.<br />

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