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Institutionen der Integration Ratspräsidentschaft und ... - E-LIB

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Valentin Schrö<strong>der</strong> <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Integration</strong> Kapitel 5<br />

Die Discountfaktoren sind im Präsidentschaftsmodell aber nicht die einzigen Variablen, die bei<br />

<strong>der</strong> Aufteilung des Kooperationsgewinns eine Rolle spielen können. Denn je<strong>der</strong> Spieler nimmt<br />

bei einer Einigung ja auch Opportunitätskosten für den Verzicht auf sein unilaterales Handeln<br />

hin. In einer einzelnen Verhandlung kann das dazu führen, dass <strong>der</strong> Spieler mit dem geringeren<br />

Discountfaktor einen größeren Anteil am Kooperationsgewinn erzielt als <strong>der</strong> Spieler mit dem<br />

höheren Discountfaktor. Das scheint gegen die Einordnung <strong>der</strong> Regierungen in Akteursklassen<br />

entlang <strong>der</strong> Discountfaktoren zu sprechen.<br />

Diese Einordnung bezieht sich aber eben nur auf die „meisten Situationen“, also wenn die outside<br />

options für die Bestimmung des Verhandlungsresultats unwichtig sind. Damit wird nicht ausgeschlossen,<br />

dass eine Regierung in einem einzelnen Sachverhalt eine unilaterale Politik kennt, die<br />

für sie vorteilhafter ist als eine Kooperation zu den Bedingungen, die in <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Sachverhalte<br />

für sie nützlich wäre.<br />

Der Nutzen so einer Politik für diese Regierung bemisst sich im Gegensatz zur Kooperation entlang<br />

<strong>der</strong> Rubinstein-Verhandlungslösung jedoch nicht daran, wie wichtig die von ihr kontrollierten<br />

Ressourcen <strong>und</strong> Ereignisse für die Interessen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Regierungen sind <strong>und</strong> wie wichtig<br />

die von den an<strong>der</strong>en Regierungen kontrollierten Dinge für ihr eigenes Interesse sind. Son<strong>der</strong>n er<br />

bemisst sich nur am Nutzen, den die unilaterale Handlung einer Regierung selbst in genau diesem<br />

Sachverhalt erbringt. Er ergibt sich also aus Eigenschaften des Systems, die nur in einem bestimmten<br />

Sachverhalt wirken <strong>und</strong> die dort erst einmal nur sie selbst betreffen. Ich gehe deshalb<br />

davon aus, dass solche Eigenschaften über die Sachverhalte <strong>und</strong> Regierungen hinweg zufallsverteilt<br />

sind, während die Discountfaktoren nur über die Regierungen hinweg zufallsverteilt sind.<br />

Eine Regierung hat bei dieser Annahme gewissermaßen Glück, wenn in einem Sachverhalt diese<br />

Eigenschaften so sind, dass ihre unilaterale Politik ihrem Interesse dienlicher ist als eine Kooperation<br />

entlang <strong>der</strong> Discountfaktoren.<br />

Auch wenn die outside options in einer Verhandlung zu einem Ergebnis führen, mit dem ein Spieler<br />

gegenüber <strong>der</strong> Aufteilung nach <strong>der</strong> Rubinstein-Verhandlungslösung besser gestellt wird, lässt sich<br />

daraus nichts auf seinen Erfolg bei an<strong>der</strong>en Verhandlungen schließen. Bei den Discountfaktoren<br />

ist das wie<strong>der</strong>um sehr wohl <strong>der</strong> Fall. Bei einer großen Zahl von Verhandlungen zwischen den<br />

gleichen Spielern wird die zufällige Verteilung des Nutzens aus den outside options nun dazu führen,<br />

dass <strong>der</strong> Spieler mit dem geringeren Discountfaktor häufiger eine unilaterale Handlung<br />

kennt, die für ihn nützlicher ist als die Auszahlung aus seinem Anteil nach <strong>der</strong> Rubinstein-<br />

Verhandlungslösung.<br />

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