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Institutionen der Integration Ratspräsidentschaft und ... - E-LIB

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Valentin Schrö<strong>der</strong> <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Integration</strong> Kapitel 4<br />

selbst bei noch so hohen Ratifikationshürden <strong>der</strong> Verweis einer Regierung auf diese für ihre Verhandlungspartnerinnen<br />

nicht beson<strong>der</strong>s furchteinflößend, wenn diese wüssten, dass sämtliche<br />

innerstaatlichen Vetospieler dringend auf eine Einigung angewiesen sind. Solche Variablen tangieren<br />

folglich nicht zwingend jeden Verhandlungsprozess <strong>und</strong> es geht ja gerade um eine möglichst<br />

gut verallgemeinerbare Erklärung.<br />

Die Problematisierung von Präferenzen im Verhandlungsprozess selbst erscheint dagegen durchaus<br />

verlockend. So argumentiert etwa Deitelhoff (2006) für die Erschließung von Verhandlungen<br />

als Diskurse um die Bedeutung des Verhandelten unter den Beteiligten auch in den Internationalen<br />

Beziehungen. Diese Sichtweise hat seit einiger Zeit auch in die EU-Forschung Eingang gef<strong>und</strong>en<br />

(vgl. exemplarisch Christiansen, et al. 2001, Diez, et al. 2011, Marcussen, et al. 2001, Risse<br />

2004). Gerade gegenüber solchen konstruktivistischen Ansätzen hegt nicht zuletzt Moravcsik<br />

jedoch recht große Skepsis (vgl. Moravcsik 1999a, Checkel <strong>und</strong> Moravcsik 2001). Auch dieser<br />

Weg bietet sich also nicht an.<br />

Wollte man trotzdem versuchen, ohne einen paradigmatischen Brückenschlag die neueren Bef<strong>und</strong>e<br />

zum Wandel von Präferenzen durch alternierende Motivationen o<strong>der</strong> durch Überzeugung<br />

aus <strong>der</strong> rationalistischen Sicht einzubeziehen (vgl. Dietrich <strong>und</strong> List 2011, Grobe 2010), würde<br />

man mit <strong>der</strong> Erklärung des Verhandlungsresultats das Dilemma aus dem Problematisierungsmodell<br />

zudem gar nicht erst berücksichtigen können. Denn die Verteilung <strong>der</strong> Kooperationsgewinne<br />

ist ja nicht konfliktträchtig, wenn die Präferenzen <strong>der</strong> Akteure miteinan<strong>der</strong> übereinstimmen, auch<br />

wenn die Verteilung noch so ungleich ist. Moravcsik legt mit seinem Verweis auf Effizienz <strong>und</strong><br />

Distribution den Fokus aber gerade auf diese Konfliktträchtigkeit.<br />

Diese Überlegungen zur Konstellation <strong>der</strong> Präferenzen im einzelnen Sachverhalten deuten aber<br />

auf einen, wie mir scheint, manchmal unterschätzten Punkt hin: genau wie die Nash-<br />

Verhandlungslösung betrachtet das Präsidentschaftsmodell nur Situationen, in denen die Präferenzen<br />

<strong>der</strong> Regierungen divergent sind. Sind sie es erkennbar nicht (herrscht also „Harmonie“ im<br />

Sinne von Keohane), dann sind die Modellvorhersagen ebenso gegenstandslos wie das Modell<br />

selbst. Auch wenn ich die genannten Ansätze also nicht für die Variablen des Präsidentschaftsmodells<br />

heranziehe, ergeben sie einen wichtigen Hinweis für seine Interpretation. Ich gehe darauf<br />

unten bei den Erläuterungen zu den Modellbeschränkungen noch etwas ausführlicher ein.<br />

Mit Blick auf alle diese drei genannten Aspekten, untersuche ich den Zielkonflikt zwischen Effizienz<br />

<strong>und</strong> Distribution, <strong>der</strong> im Problematisierungsmodell in ein Gleichgewicht mündet, das unseren<br />

empirischen Beobachtungen so sehr wi<strong>der</strong>spricht, deshalb we<strong>der</strong> mit zusätzlichen Hand-<br />

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