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Institutionen der Integration Ratspräsidentschaft und ... - E-LIB

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Valentin Schrö<strong>der</strong> <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Integration</strong> Kapitel 10<br />

Aber welche Dossiers einer Regierung in <strong>der</strong> Präsidentschaft überhaupt vorliegen, hängt eben<br />

von dem Handeln <strong>der</strong> Kommission ab, sowohl hinsichtlich <strong>der</strong> Frage, ob sie es schon tun als auch<br />

dahingehend, ob das noch <strong>der</strong> Fall ist. Deshalb hängt die Vorhersage des Verhandlungserfolgs<br />

einer Regierung entlang <strong>der</strong> Präsidentschaft von <strong>der</strong> Berücksichtigung des Initiativhandelns <strong>der</strong><br />

Kommission ab.<br />

Nun weist die Literatur spätestens seit Lindberg (1963) immer wie<strong>der</strong> auf die hohe Relevanz hin,<br />

welche die EU-Regierungen einer Einigung bei ihren Verhandlungen zumessen – zu <strong>der</strong> es sehr<br />

häufig ja auch kommt (vgl. zusammenfassend dazu Hayes-Renshaw <strong>und</strong> Wallace 2006: 303ff.).<br />

Allerdings weist Achen (2006b: 102f.) darauf hin, dass die häufige Beobachtung von Kompromissen<br />

als Resultat <strong>der</strong> EU-Entscheidungsprozesse keineswegs für die Unwichtigkeit von (glaubwürdigen)<br />

Drohungen bei <strong>der</strong> Erklärung des Zustandekommens dieser Kompromisse spricht:<br />

„the frequency with which threats are used is no guide to their importance. Instead, it is precisely their availability<br />

that sustains bargaining reciprocity and makes threats largely unnecessary” (Achen 2006: 103). Selbst wenn<br />

also angenommen werden würde, dass Regierungen bei Verhandlungen in <strong>der</strong> EU beson<strong>der</strong>s oft<br />

bereit sind, sich einer Konsensnorm zu beugen, würde die empirische Erklärungskraft <strong>der</strong> Modelle<br />

in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit vielleicht reduziert aber nicht aufgehoben. Zudem scheint es mit<br />

Blick auf die Überlegungen <strong>und</strong> empirischen Beobachtungen bereits bei Scharpf (1988) vom Untersuchungszeitraum<br />

abzuhängen, inwieweit eine solche Konsensnorm ihre Wirkung entfaltet.<br />

10.2 Großmächte <strong>und</strong> Kleinstaaten in <strong>der</strong> Europäischen Union<br />

In Kapitel 2 habe ich die Divergenzen in <strong>der</strong> Literatur bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> Präsidentschaft<br />

nicht nur auf die isolierte Betrachtung <strong>der</strong> Effekte zweier <strong>Institutionen</strong> zurückgeführt,<br />

son<strong>der</strong>n auch auf Divergenzen bei <strong>der</strong> Zuordnung von Regierungen entlang ihrer Eigenschaften,<br />

wie zum Beispiel Bevölkerungszahl, Ressourcenausstattung o<strong>der</strong> Stimmengewicht im Rat. Ich<br />

argumentiere dort, dass auch diese Divergenzen nicht isoliert voneinan<strong>der</strong> betrachtet werden<br />

sollten. Stattdessen, so mein Argument, ist es sinnvoll, erstens aus dem betrachteten Sachverhalt<br />

heraus zu begründen, welche Eigenschaften genau herangezogen werden sollen, <strong>und</strong> zweitens<br />

diese Eigenschaften in einen Bezug zueinan<strong>der</strong> zu setzen.<br />

Das tue ich in Kapitel 7 entlang <strong>der</strong> asymmetrischen ökonomischen Interdependenz, in <strong>der</strong> die<br />

EU-Staaten sich befinden. Dabei handelt es sich einerseits um den eher seltenen Versuch, das<br />

Begriffspaar „Großmacht“ <strong>und</strong> „Kleinstaat“ für die EU im Einzelnen zu deklinieren. Zudem ist<br />

die Einordnung <strong>der</strong> Staaten in die beiden Akteursklassen nicht beson<strong>der</strong>s überraschend. Mit Blick<br />

auf die recht breite Variation <strong>der</strong> verschiedenen Kategorisierungen in <strong>der</strong> Literatur <strong>und</strong> den offenbar<br />

recht großen Konsequenzen dieser Einordnung für zahlreiche empirische Bef<strong>und</strong>e scheint<br />

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