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Institutionen der Integration Ratspräsidentschaft und ... - E-LIB

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Valentin Schrö<strong>der</strong> <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Integration</strong> Kapitel 5<br />

zugunsten <strong>der</strong> mächtigeren Regierung (vgl. Abb. 4.8, bei einem Verhältnis <strong>der</strong> Discountfaktoren<br />

von 0,99:0,95 ist die Aufteilung nach <strong>der</strong> Rubinstein-Verhandlungslösung 84:16).<br />

Kommt noch die Präsidentschaft dazu, ergibt für die Regierung eines Kleinstaats ein Angebot<br />

gemäß <strong>der</strong> Rubinstein-Verhandlungslösung oft kaum noch einen Unterschied zu einem Angebot,<br />

das <strong>der</strong> präsidierenden Regierung einen noch größeren Teil des Kooperationsgewinns zugesteht.<br />

Mit <strong>der</strong> Annahme des Angebots erhält sie aber die Gewissheit, dass es überhaupt zu einer Einigung<br />

kommt. Oft ist allein dadurch das Angebot optimal, mit dem sie einen im Vergleich geringeren<br />

Anteil am Kooperationsgewinn erzielt.<br />

Das kann die Großmacht als präsidierende Regierung wie<strong>der</strong>um berücksichtigen. Wenn die Opportunitätskosten<br />

<strong>der</strong> Regierungen ausreichend niedrig sind (im rechten oberen Bereich <strong>der</strong> Abbildung)<br />

lohnt es sich deshalb für sie oft, selbst so zu handeln, als würden ihre Opportunitätskosten<br />

größer sein als ihre Vorteile aus einer Einigung nach <strong>der</strong> Rubinstein-Verhandlungslösung. Bei<br />

beson<strong>der</strong>s großen Vorteilen aus <strong>der</strong> Kooperation wirkt die Machtverteilung also beson<strong>der</strong>s stark<br />

zugunsten <strong>der</strong> Großmacht. Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Höhe einzelner outside options haben für sich<br />

genommen hier aber kaum einen Effekt.<br />

Geradezu umgekehrt ist die Situation mit Blick auf das Angebot, das die Regierung eines Kleinstaats<br />

einer Großmacht vorlegt. Sehr oft gibt sie das ungünstigste denkbare Angebot ab <strong>und</strong> behandelt<br />

die Großmacht, als lohne sich für diese die Einigung nach <strong>der</strong> Rubinstein-<br />

Verhandlungslösung nicht. Sonst legt sie nahezu immer ein Angebot nach <strong>der</strong> Rubinstein-<br />

Verhandlungslösung vor. Nur in vergleichsweise wenigen Fällen handelt sie so, als nutze ihr<br />

selbst so eine Einigung nicht.<br />

Außerdem variieren die Angebote nicht nur entlang <strong>der</strong> gesamten Opportunitätskostenstruktur,<br />

son<strong>der</strong>n auch entlang <strong>der</strong> Ausprägung einzelner ihrer Elemente. Das liegt an <strong>der</strong> geringeren Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Vorteile für die Großmacht von dem Zeitpunkt, an dem eine Einigung über die<br />

Kooperation erfolgt. Hier schlägt das ungleiche Interesse von Kleinstaat <strong>und</strong> Großmacht an einem<br />

bestimmten Handeln des jeweils an<strong>der</strong>en Akteurs <strong>und</strong> damit die ungleiche Machtverteilung<br />

also ebenso deutlich durch, <strong>und</strong> abermals zum Nachteil <strong>der</strong> Regierung des Kleinstaats.<br />

Damit weichen die Vorhersagen des Präsidentschaftsmodells deutlich von <strong>der</strong> Rubinstein-<br />

Verhandlungslösung ohne Berücksichtigung von Opportunitätskosten ab, aber auch von Teilen<br />

<strong>der</strong> Literatur, in denen gerade Regierungen kleiner Staaten als beson<strong>der</strong>s erfolgreich bei dem Vorsitz<br />

in Verhandlungen beschrieben werden (für die Regierungen kleiner EU-Staaten im<br />

Allgemeinen, vgl. Bunse 2009: 207, für einzelne solche Regierungen in <strong>der</strong> EU-<br />

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