22.01.2014 Aufrufe

Institutionen der Integration Ratspräsidentschaft und ... - E-LIB

Institutionen der Integration Ratspräsidentschaft und ... - E-LIB

Institutionen der Integration Ratspräsidentschaft und ... - E-LIB

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Valentin Schrö<strong>der</strong> <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Integration</strong> Kapitel 3<br />

Modells die Annahme in Moravcsiks Überlegungen zur Herstellung von Kooperation, dass Verhandlungen<br />

zwischen Regierungen mit effizienten Ergebnissen enden, wenn nur die erwarteten<br />

Kooperationsgewinne für alle Beteiligten groß genug seien, zu optimistisch.<br />

Aus <strong>der</strong> Modellsicht lässt sich aber Moravcsiks Prognose noch weiter einordnen: entwe<strong>der</strong> es<br />

kommt zu keiner Einigung <strong>und</strong> das Resultat ist pareto-ineffizient o<strong>der</strong> das Resultat ist zwar pareto-effizient,<br />

richtet sich aber nicht nach <strong>der</strong> Rubinstein-Verhandlungslösung. Dieser Bef<strong>und</strong> steht<br />

auch im Einklang etwa mit Lax <strong>und</strong> Sebenius (1986: 34f.), die mit einer informellen Untersuchung<br />

ebenfalls zu einer Dilemmasituation gelangen.<br />

Mehr noch, bezogen auf Moravcsiks Überlegungen als eine Theorie, führen die Handlungsanreize<br />

<strong>der</strong> Akteure in dem Modell gerade dazu, dass die Annahme perfekter Information mit Blick<br />

auf Moravcsiks weitere Annahmen problematisch ist. Den Spieler ist im Modell nicht nur daran<br />

gelegen, kein Gemeinsames Wissen über die eigene Vorteilhaftigkeit einer Einigung gegenüber<br />

dem unilateralen Handeln herzustellen. Sollten sie etwas darüber von dem an<strong>der</strong>en Spieler erfahren<br />

handeln sie aber zudem optimal, indem sie das zur Ausbeutung des an<strong>der</strong>en Spielers ausnutzen.<br />

Insofern steht die Annahme, dass die Regierungen bei Verhandlungen Gemeinsames Wissen<br />

über ihre Opportunitätskosten herstellen, aus Sicht des Problematisierungsmodells in einem<br />

Spannungsverhältnis zur Annahme nutzenmaximierenden Handelns <strong>der</strong> Regierungen.<br />

Die empirischen Bef<strong>und</strong>e bei Moravcsik, nach denen sich die Regierungen so verhielten, als habe<br />

perfekte Information in dieser Hinsicht bestanden, tun dem keinen Abbruch, denn ihnen liegt die<br />

theoretische Erwartung zugr<strong>und</strong>e, dass dies empirisch so ist, weil die Regierungen perfekte Information<br />

selbst herstellen wollen (<strong>und</strong> nicht zum Beispiel, weil sie ihre Opportunitätskosten aus<br />

irgendeinem Gr<strong>und</strong> nicht verhüllen können). Daraus lässt sich ja nicht ableiten, dass dies bei intergouvernementalen<br />

Verhandlungen generell <strong>der</strong> Fall ist. Mit Blick auf die Situationen in Abbildung<br />

3.2 bis 3.7, denen seine Vorhersagen entsprechen, deuten die Bef<strong>und</strong>e des Problematisierungsmodells<br />

zu <strong>der</strong> Situation in Abbildung 3.8 darauf zumindest nicht hin.<br />

Damit besteht aber bereits in <strong>der</strong> Interaktion <strong>der</strong> Regierungen bei <strong>der</strong> Aushandlung <strong>der</strong> Gewinnverteilung<br />

in Verhandlungen für die Erklärung <strong>der</strong> EU-Entscheidungsprozesse wie<strong>der</strong>um ein<br />

eigenes theoretisches Problem. Wie in Kapitel 2 erläutert, gibt es zudem eine Reihe von Arbeiten,<br />

die so eine Erklärung zum Gegenstand haben. Diese Arbeiten nehmen wie<strong>der</strong>um die Verhandlungsmacht<br />

<strong>der</strong> Regierungen primär institutionell in den Blick.<br />

Die resultierende theoretischen Ungleichgewichte in <strong>der</strong> Literatur – Fokussierung auf die Rolle<br />

relativer Verhandlungsmacht beim Verzicht auf den Einbezug institutioneller Aspekte auf Seiten<br />

74

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!