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Institutionen der Integration Ratspräsidentschaft und ... - E-LIB

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Valentin Schrö<strong>der</strong> <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Integration</strong> Kapitel 3<br />

Theoriebildung unwichtig, ob diese Annahme empirisch in den konkreten Verhandlungen immer<br />

o<strong>der</strong> manchmal o<strong>der</strong> nie zutrifft. Im Sinne eines instrumentalistischen Wissenschaftsverständnisses<br />

wäre es noch nicht einmal erfor<strong>der</strong>lich, dass sie für sich plausibel ist. Aber es sollte nicht passieren,<br />

dass die Vorhersagen, die aus <strong>der</strong> fertigen Theorie ableitbar sind, darauf hindeuten, dass<br />

diese Annahme auch theoretisch nicht erfüllt ist. Denn dann lässt es sich nicht erwarten, dass<br />

diese Vorhersagen jemals eintreten. Ihre Prämissen wären ja nie erfüllt.<br />

In den folgenden Abschnitten versuche ich zu demonstrieren, dass dieses theoretische Problem<br />

bei Moravcsiks intergouvernementaler Verhandlungstheorie vorliegt. Dafür stelle ich seine Überlegungen<br />

in einem spieltheoretischen Modell nach. Um die dortigen Bef<strong>und</strong>e möglichst direkt auf<br />

seine Überlegungen beziehen zu können, schil<strong>der</strong>e ich aber erst einmal das zugr<strong>und</strong>e liegende<br />

„Koordinationsproblem“.<br />

3.1.1 Koordinationsproblem<br />

An dieser Stelle verlasse ich für einen Moment Moravcsik <strong>und</strong> die EU-Regierungen um ein Problem<br />

zu verdeutlichen, dass schon seit langem als eine Einschränkung für die Erklärungskraft von<br />

Keohanes regimetheoretischen Überlegungen erkannt wurde <strong>und</strong> das Moravcsik ungeachtet seiner<br />

engen Anbindung an Keohane mit seiner intergouvernementalen Verhandlungstheorie nur<br />

unter einer ganz bestimmten Annahme – perfekte Information in Verhandlungen – löst.<br />

Zwei Staaten, Staat 1 <strong>und</strong> Staat 2, haben die Wahl, entwe<strong>der</strong> koordinierte Politikanpassungen<br />

vorzunehmen o<strong>der</strong> unilateral ihre Politiken zu verfolgen. Die beiden Staaten kennen zwei Alternativen,<br />

in die sie ihre bisherigen Politiken än<strong>der</strong>n können: die Politik „H“ <strong>und</strong> die Politik „A“.<br />

Solange sie beide ihre bisherigen Politiken in die gleiche dieser beiden Alternativen än<strong>der</strong>n, ist das<br />

für jeden von ihnen nützlicher, als wenn sie überhaupt keine Politikanpassung vornehmen <strong>und</strong><br />

ihre bisherigen Politiken namens „SQ“ fortführen. Än<strong>der</strong>n sie ihre bisherigen Politiken aber in<br />

unterschiedliche alternative Politiken, dann stellen sie sich we<strong>der</strong> besser noch schlechter als durch<br />

die Beibehaltung von SQ. Aber zwischen H <strong>und</strong> A gibt es einen Unterschied. Für Staat 1 lohnt es<br />

sich zwar im Vergleich zu SQ, wenn die kollektive Anpassung an H o<strong>der</strong> an A erfolgt. Aber am<br />

günstigsten ist es für ihn, wenn sie an H erfolgt. Für Staat 2 ist das genau umgekehrt: für ihn ist es<br />

am besten, wenn beide Staaten die Politik A auswählen. Beide Staaten kennen alle Präferenzordnungen<br />

<strong>und</strong> alle Handlungen aller Staaten. Es besteht also perfekte Information. Das ist in Abbildung<br />

3.1 dargestellt. 8<br />

8 Die resultierenden Präferenzordnungen <strong>der</strong> Staaten über die Handlungskombinationen sind dort mit den Zahlen 1,<br />

2 <strong>und</strong> 3 erfasst. Dabei geht 3 mit <strong>der</strong> am meisten präferierten Handlungskombination einher <strong>und</strong> 1 mit <strong>der</strong> am wenigsten<br />

präferierten. Ich nennen diese Zahlen hier <strong>und</strong> im Folgenden <strong>der</strong> Einfachheit halber immer „Auszahlungen“.<br />

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