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Institutionen der Integration Ratspräsidentschaft und ... - E-LIB

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Valentin Schrö<strong>der</strong> <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Integration</strong> Kapitel 4<br />

Nun lässt sich aus einem instrumentalistischen Wissenschaftsverständnis heraus (vgl. Poincaré<br />

2003/1903: 211ff., für eine mo<strong>der</strong>nere Darstellung van Fraassen 1980: Kap. 4 <strong>und</strong> 5, für seine<br />

Einordnung <strong>und</strong> Diskussion im Vergleich zum Realistischen Wissenschaftsverständnis<br />

Bartelborth 2007: Kap. 2-3, <strong>und</strong> Lambert <strong>und</strong> Brittan 1991: Kap. 4, <strong>und</strong> für den Bezug dieser<br />

Sichtweise auf die Sozialwissenschaften Clarke <strong>und</strong> Primo 2007, hingegen skeptisch bezogen auf<br />

die Anwendbarkeit eines Großteils <strong>der</strong> gängigen verhandlungstheoretischen Überlegungen auf<br />

Verhandlungen zwischen mehr als zwei Akteuren Metcalfe 2000) <strong>und</strong> im Sinne möglichst sparsamer<br />

Theoriebildung zwar argumentieren, dass es zur Generierung von Vorhersagen über die<br />

Nutzung <strong>der</strong> Ratspräsidentschaft als Institution durchaus nützlich ist, ein Modell anzulegen, das<br />

sich auf die Effekte dieses Amts konzentriert <strong>und</strong> dafür eine Realistische Erfassung an<strong>der</strong>er Eigenschaften<br />

<strong>der</strong> untersuchten Handlungszusammenhangs hintan stellt. Diesen Weg bin ich bei<br />

dem Präsidentschaftsmodell gegangen.<br />

Deshalb eignet sich das Präsidentschaftsmodell aber nicht für die Vorhersage des Handelns je<strong>der</strong><br />

beteiligten Regierung an Verhandlungen, wenn mehr als zwei Regierungen teilnehmen. Für das<br />

Erkenntnisziel, das ich mit dem Modell verfolge, ist das zwar auch nicht nötig. Es geht ja nur um<br />

das Handeln einer einzigen von ihnen, nämlich <strong>der</strong> Regierung in <strong>der</strong> Präsidentschaft. In dem<br />

Modell kommt das mit den Handlungsoptionen desjenigen Spielers zum Ausdruck, <strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

jeweils aktuellen R<strong>und</strong>e ein Angebot vorlegen kann.<br />

Es fragt sich jedoch, welches Verhältnis zwischen den nicht-präsidierenden Regierungen zum<br />

anbietenden <strong>und</strong> zum annehmenden Spieler hergestellt werden soll. Dafür lässt sich zunächst die<br />

bereits angesprochene starre <strong>und</strong> langfristig geplante Rotation in <strong>der</strong> EU-Ratspräsidentschaft<br />

heranziehen (vgl. Kollman 2003). Jede Regierung weiß immer, wann sie selbst das nächste Mal<br />

<strong>der</strong> „anbieten<strong>der</strong> Spieler“ sein wird. Sogar die Regierung in <strong>der</strong> Präsidentschaft weiß, dass sie<br />

dieses Amt ein weiteres Mal innehaben wird; je nach Zeitpunkt ihrer Präsidentschaft kennt sie<br />

sogar den genauen Zeitraum dafür. Außerdem weiß jede Regierung in <strong>der</strong> Präsidentschaft, dass<br />

jede an<strong>der</strong>e Regierung bis zur ihrem eigenen erneuten Amtsantritt einmal im Amt sein wird.<br />

Zudem ist <strong>der</strong> Verhandlungsgegenstand <strong>der</strong> Regierungen im Rat kein Kooperationsgewinn, <strong>der</strong><br />

im Wortsinn aufgeteilt wird. So eine „physische“ Verteilung ist sogar nur bei einem vielleicht<br />

spektakulären aber kleinen Teil aller Verhandlungsgegenstände überhaupt möglich, zum Beispiel<br />

bei den Verhandlungen über den EU-Finanzrahmen. In <strong>der</strong> Regel resultiert <strong>der</strong> Kooperationsgewinn<br />

erst aus den Wirkungen, die eine bestimmte Verordnung o<strong>der</strong> Richtlinie bei Akteuren innerhalb<br />

<strong>der</strong> EU-Staaten hervorruft. Das ist auch die Sicht, die Moravcsik einnimmt, wenn er den<br />

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