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Institutionen der Integration Ratspräsidentschaft und ... - E-LIB

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Valentin Schrö<strong>der</strong> <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Integration</strong> Kapitel 10<br />

einer recht umfangreichen Serie von Wilcoxon-Breslow-Tests, dass dieses Timing den zu erwartenden<br />

Effekt auf den Gang <strong>der</strong> EU-Entscheidungsprozesse hat.<br />

Um auf das Beispiel in Kapitel 2.7 zurückzukommen, sollte die Kommission es also zu erreichen<br />

versuchen, dass ein Dossier während <strong>der</strong> deutschen <strong>und</strong> nicht <strong>der</strong> nachfolgenden finnischen Präsidentschaft<br />

zur Entscheidung gelangt – falls die Kommission mit <strong>der</strong> deutschen Regierung übereinstimmt.<br />

Dabei kommt es aber nicht darauf an, ob sie mit <strong>der</strong> finnischen Regierung übereinstimmt. Das<br />

ergibt sich zum einen aus Modell 8.5: demnach besteht bei solchen Präsidentschaftsperioden <strong>der</strong><br />

Regierungen von Kleinstaaten kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Verhandlungserfolg<br />

<strong>der</strong> Regierung <strong>und</strong> ihrer Amtsinhaberschaft. Abermals wie ein Echo deuten auch die Bef<strong>und</strong>e<br />

in Modell 9.8 darauf hin, dass es keinen Zusammenhang zwischen Kommissionserfolg <strong>und</strong><br />

Konsens mit einer Kleinstaatenregierung in <strong>der</strong> Präsidentschaft gibt. Wohl aber kommt es nun<br />

auf ein geschicktes Timing <strong>der</strong> Initiativen durch die Kommission an. Dadurch kann sie ihre Erfolgschancen<br />

immerhin um r<strong>und</strong> das Dreifache erhöhen.<br />

Aber auch für die Regierungen von Kleinstaaten selbst kommt es darauf an, wann sie im Amt<br />

sind. Liegt ihre Präsidentschaft unmittelbar vor <strong>der</strong> Amtsperiode einer Großmacht-Regierung,<br />

dann wirkt sich das vorteilhaft auf ihren Verhandlungserfolg aus, wie sich ebenfalls aus Modell<br />

8.5 ergibt. Der Gr<strong>und</strong> dafür aus Sicht des Präsidentschaftsmodells ist gerade die Interaktion aus<br />

ihrer relativ geringen eigenen Macht im Verhältnis zu <strong>der</strong> Großmacht-Regierung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Inhaberschaft<br />

<strong>der</strong> Präsidentschaft. In so einer Konstellation kann sie ihre institutionelle Position bei<br />

<strong>der</strong> Entscheidung über die Annahme eines Dossiers im Rat ausnutzen. Aus <strong>der</strong> Modellsicht kann<br />

sie das durch die glaubwürdige Drohung tun, die eigene Zustimmung zu einer Einigung, in <strong>der</strong><br />

die Machtverteilung zum Ausdruck kommt, zu verweigern <strong>und</strong> damit das gesamte Dossier scheitern<br />

zu lassen. Dabei kommt es nur auf die Glaubwürdigkeit <strong>der</strong> Drohung an, nicht auf das tatsächliche<br />

Scheitern <strong>der</strong> Verhandlungen. Allerdings ist es gleichwohl nicht garantiert, dass jede<br />

Initiative <strong>der</strong> Kommission auch mit einer Einigung endet. In dem Prelex-Datensatz enden zwar<br />

alle 15137 untersuchten Dossiers mit einer Einigung. Aber ebenso wurden 1030 <strong>der</strong> insgesamt<br />

29152 Dossiers des Rohdatensatzes durch die Rücknahme des Vorschlags durch die Kommission<br />

beendet. Dabei handelte es sich um Dossiers zu Richtlinien, Verordnungen <strong>und</strong> Entscheidungen,<br />

die nur darum nicht in die Analysen aufgenommen wurden, weil sie nicht mit <strong>der</strong> Annahme<br />

durch den Rat endeten.<br />

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