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Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...

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Die Rückkehr des Wolfes – Ökologie des Wolfes<br />

Wölfe leben <strong>in</strong> Rudeln zusammen <strong>und</strong> haben e<strong>in</strong>e komplexe soziale Struktur. Die<br />

Größe des Rudels hängt <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie vom Nahrungsangebot (Art <strong>und</strong> Dichte der Beutetiere)<br />

im Revier ab. Meistens umfasst das Rudel etwa zehn Tiere, manchmal auch weniger. Die<br />

Wölfe jagen taktisch: Sie hetzten ihre Beute, stellen ihr Fallen oder treiben sie auch gerne <strong>in</strong><br />

ausweglose Stellen wie Schluchten, Sümpfe oder brüchiges Eis.<br />

10-20 Wölfe können e<strong>in</strong>en Elch erlegen, 6-10 e<strong>in</strong>en Hirsch, <strong>und</strong> so variiert die<br />

Rudelgröße mit der vorherrschenden Beute (BARKHAUSER-GEISER 2004). Wächst das Rudel<br />

an, so überschreitet es gelegentlich se<strong>in</strong>e «wirtschaftliche» Größe, sodass es schwierig wird,<br />

alle Angehörigen ausreichend zu ernähren. Im allgeme<strong>in</strong>en nehmen dann die Streitigkeiten<br />

zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Rudelmitgliedern stark zu <strong>und</strong> bewirken schließlich, dass sich das<br />

Rudel aufspaltet <strong>und</strong> so das Gleichgewicht wieder hergestellt wird.<br />

Schadenspotenzial<br />

Die Räuberschäden an den Haustieren des Menschen s<strong>in</strong>d so alt wie die<br />

Haustierhaltung selbst. Und was den Wolf angeht, so wird se<strong>in</strong>en Schäden immer e<strong>in</strong>e<br />

besondere Bedeutung beigemessen. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> auch meist höher als die Schäden<br />

durch Luchs oder Bär (KACZENSKY 1996).<br />

Die Wölfe schlagen zu über 80% Schafe <strong>und</strong> Ziegen, <strong>in</strong> Frankreich <strong>und</strong> Rumänien fast<br />

ausschließlich (KACZENSKY 1996). R<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Pferde s<strong>in</strong>d meist zwar wehrhafter,<br />

weswegen hauptsächlich Fohlen <strong>und</strong> Kälber dem Wolf zum Opfer fallen. Ältere Tiere werden<br />

häufig von der Herde getrennt <strong>und</strong> von Klippen getrieben. Esel fallen auch gelegentlich den<br />

Wölfen zum Opfer, während sie an Bäumen festgeb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d.<br />

Massenangriffe s<strong>in</strong>d rar, meist schlagen die Wölfe nur e<strong>in</strong> paar Tiere, besonders dort<br />

wo die Schafe nachts frei grasen oder wo sie nicht auf ernsthaften Widerstand wie<br />

Wachh<strong>und</strong>e, Menschen oder E<strong>in</strong>zäunungen treffen. Besonders <strong>in</strong>teressant ist es, dass sie<br />

gerne immer wieder dieselben Herden <strong>und</strong> Farmen angreifen.<br />

Das Muster <strong>und</strong> die Häufigkeit dieser Schäden zu überwachen wäre von großer<br />

Bedeutung <strong>für</strong> das Management des Wildh<strong>und</strong>es.<br />

Leider werden dem Wolf auch beträchtliche Schäden zugeschrieben, <strong>für</strong> die ihre<br />

Hauptkonkurrenten verantwortlich s<strong>in</strong>d: verwilderte H<strong>und</strong>e. In den Regionen <strong>in</strong> denen beide<br />

Spezies koexistieren, wird der ganze Schaden meist ausnahmslos den Wölfen zugerechnet.<br />

Leider variiert der Umgang mit H<strong>und</strong>en von Land zu Land. Auch ist es nicht <strong>in</strong> allen Ländern<br />

selbstverständlich, dass gerissenes Vieh von Experten untersucht wird, auch wenn es <strong>für</strong> den<br />

Experten selten schwer ist, die Risse der beiden Tiere ause<strong>in</strong>ander zu halten.<br />

Exkurs: Wer war es?<br />

Dieser Exkurs beschreibt die Unterschiede <strong>in</strong> der Jagdtechnik zwischen Wolf <strong>und</strong> H<strong>und</strong>. Aber<br />

anhand der Risse kann man mit Übung auch unterscheiden, wer hier auf der Jagd war.<br />

Reproduktionskraft<br />

In e<strong>in</strong>em Wolfsrudel paart sich nur das Führungspaar, doch die Aufzucht der<br />

durchschnittlich fünf Welpen ist von der Geburt an Rudelsache.<br />

Obschon <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rudel meistens mehrere geschlechtsreife Weibchen leben, paaren<br />

sich jeweils nur die ranghohen Rudelangehörigen <strong>und</strong> verh<strong>in</strong>dern Begattungsversuche<br />

rangniederer Tiere. Dies trägt zur „Geburtenkontrolle“ bei <strong>und</strong> damit zur Selbstregelung der<br />

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