Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...
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Die Rückkehr des Wolfes – Der Wolf <strong>und</strong> der Mensch<br />
Die Bevölkerung<br />
Für die Städter entwickelt sich der Wolf langsam zu e<strong>in</strong>em der Symbole <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e freie,<br />
unberührte Natur, doch die Menschen, die <strong>in</strong> Wolfsnähe leben, empf<strong>in</strong>den das oft als e<strong>in</strong><br />
beklemmendes Gefühl der Unsicherheit. Dürfen K<strong>in</strong>der alle<strong>in</strong>e im Wald spielen? Viele alte<br />
<strong>und</strong> irrige Me<strong>in</strong>ungen machen noch die R<strong>und</strong>e, <strong>und</strong> wenn dem nicht mit Öffentlichkeitsarbeit<br />
<strong>und</strong> Aufklärungskampagnen entgegen gewirkt wird, so bedeutet das weitere tote Wölfe.<br />
E<strong>in</strong> anderes Problem der meist unterentwickelten ländlichen Gebiete, die sich Wolf<br />
<strong>und</strong> Mensch teilen, ist die Armut, besonders <strong>in</strong> Osteuropa. In den Karpaten z.B. liegen die<br />
größten Urwälder <strong>Europa</strong>s, <strong>und</strong> 4000 Wölfe, etwa 45 % der außerhalb Russlands lebenden<br />
Tiere, haben hier ihre Heimat zusammen mit 16 bis 18 Millionen Menschen. Sollte der<br />
wirtschaftliche Niedergang dieser Region jedoch anhalten, so ist e<strong>in</strong> Raubbau der Menschen<br />
an den natürlichen Ressourcen kaum zu vermeiden. Und die Wölfe s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Teil dieser<br />
Ressourcen.<br />
Solange also die örtliche Bevölkerung gegen die Wildh<strong>und</strong>e steht, wird e<strong>in</strong>e alte<br />
Population dezimiert oder e<strong>in</strong>e Wiederkehr hat ke<strong>in</strong>e wirkliche Zukunftschance.<br />
Das wahrgenommene Gefahrenpotenzial des Wolfes<br />
Durch die Berichterstattung <strong>in</strong> den Medien kann leicht e<strong>in</strong> Unterschied zwischen der<br />
tatsächlichen Gefahr <strong>und</strong> der Gefahr entstehen, die von den Menschen wahrgenommen wird.<br />
Zwar mag e<strong>in</strong> Landwirt gleich mehrere Schafe durch e<strong>in</strong>en Wolfsangriff verlieren, doch <strong>für</strong><br />
die Viehzucht an sich ist die Bedrohung durch den Wolf vernachlässigbar.<br />
Wenn aber Schlagzeilen nicht sachlich bleiben <strong>und</strong> vom „Blutbad auf der Weide“<br />
schreiben, dann glauben viele Leser, die <strong>in</strong> der Materie meist ke<strong>in</strong>erlei Kenntnisse mitbr<strong>in</strong>gen,<br />
schnell an e<strong>in</strong>e Gefahr <strong>für</strong> die Viehzucht <strong>in</strong> der ganzen Region oder gar an e<strong>in</strong>er Bedrohung<br />
<strong>für</strong> das Tourismusgeschäft der Region. Und im Fall des Wolfes wird dies noch weiter von den<br />
Vorurteilen verstärkt, mit denen viele Menschen aufgewachsen s<strong>in</strong>d. Zum Glück ist diese<br />
Ersche<strong>in</strong>ung zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> den westeuropäischen Ländern nicht mehr so ausgeprägt wie<br />
früher.<br />
So kommt es, dass sicher der Wolf zusammen mit dem Bären das höchste<br />
wahrgenommene Gefahrenpotenzial aller Großräuber hat. Und Menschen töten Wölfe, sobald<br />
es ihrer Me<strong>in</strong>ung nach „zu viele“ Wölfe gibt. Biologische Def<strong>in</strong>itionen spielen <strong>für</strong> sie dann<br />
e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle, wenn die von ihnen wahrgenommene Bedrohung ihre E<strong>in</strong>künfte<br />
oder ihre Erholung bedroht.<br />
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