Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...
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Anhang C – Exkurse<br />
Halsbänder<br />
Schutzhalsbänder aus dickem Leder, mit Dornen oder mit aversivem Duft, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e<br />
günstige Methode gegen Luchse, aber bei Bären <strong>und</strong> Wölfen wohl <strong>in</strong>effektiv (KACZENSKY<br />
1996).<br />
Halsbänder mit kle<strong>in</strong>en Giftladungen könnten gegen e<strong>in</strong>zelne Problemräuber<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden, die sich anderweitig nicht fangen lassen. Leider birgt diese Methode e<strong>in</strong><br />
allgeme<strong>in</strong>es Risiko, das sich kaum e<strong>in</strong>schätzen lässt.<br />
R<strong>in</strong>der statt Schafe?<br />
Diese Frage ist nicht e<strong>in</strong>fach zu beantworten.<br />
In fast allen Regionen s<strong>in</strong>d Schafe die Hauptbeute von Luchs, Bär <strong>und</strong> Wolf, doch<br />
meist gibt es auch weitaus weniger R<strong>in</strong>der. Es ist unklar, was passieren würde, wenn die<br />
R<strong>in</strong>der weitaus <strong>in</strong> der Mehrzahl wären, besonders wenn R<strong>in</strong>der ihrerseits nicht ausreichend<br />
bewacht werden. Es ist gut möglich, dass die Räuber sich umstellen könnten.<br />
Außerdem sollte man bedenken, dass e<strong>in</strong>e Kuh auch weitaus wertvoller als e<strong>in</strong> Schaf<br />
ist. So könnte der Verlust weniger Kühe weitaus schlimmer als der Verlust vieler Schafe se<strong>in</strong>,<br />
<strong>in</strong> ökonomischer als auch <strong>in</strong> psychologischer <strong>und</strong> öffentlicher H<strong>in</strong>sicht.<br />
Wenige Kühe s<strong>in</strong>d aber leichter zu bewachen als viele Schafe, <strong>und</strong> der Luchs könnte<br />
höchstens noch kle<strong>in</strong>e Kälber reißen, wenn überhaupt. Außerdem würde das Risiko weiter<br />
s<strong>in</strong>ken, wenn die Tiere bei Nacht <strong>in</strong> sichere Schuppen oder h<strong>in</strong>ter Zäune gebracht würden.<br />
Doch letztlich ist die Frage „R<strong>in</strong>der oder Schafe?“ eher theoretisch, denn <strong>für</strong> viele<br />
Schafzüchter ist es e<strong>in</strong>e Frage der Tradition, <strong>und</strong> viele werden nicht bereit se<strong>in</strong>, sich wegen<br />
dem Bären oder dem Wolf umzustellen.<br />
Fütterung<br />
In mehreren Ländern mit hohen Bärenpopulationen werden die Bären gefüttert (<strong>in</strong> der<br />
slowenischen Bärenkernzone, Rumänien, Slowakei, Polen, <strong>in</strong> den italienischen Abruzzen),<br />
auch um sie von Vieh fernzuhalten. Doch wie stark sich das letztlich auswirkt ist noch kaum<br />
untersucht. Wenn diese Fütterung <strong>in</strong> entlegenen Gebieten stattf<strong>in</strong>det, kann sie zur<br />
Konzentration der Bären weitab von Herden führen, <strong>und</strong> gleichzeitig nicht die Tiere auf den<br />
Menschen konditionieren.<br />
Das wird aber sicher nicht mit dem Luchs funktionieren. Er frisst nur das, was er<br />
selbst getötet hat.<br />
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