Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...
Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...
Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Der Niedergang des iberischen Luchses - Die Geschichte des Pardelluchses<br />
Die Geschichte des Pardelluchses<br />
Die Aufzeichnung der Geschichte des iberischen Luchses beg<strong>in</strong>nt erst sehr spät, weil<br />
er erst <strong>in</strong> der zweiten Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts von den Wissenschaftlern als eigenständige<br />
Luchsspezies anerkannt wurde. Die Jahre zuvor wurde er zum Teil als südeuropäische<br />
Subspezies des Lynx lynx angesehen, <strong>und</strong> kontroverse Debatten wurden zu diesem Thema<br />
geführt. So wurde se<strong>in</strong>e Biologie als ähnlich dem Lynx lynx angenommen. Noch 1981 wurde<br />
e<strong>in</strong>e Verbreitung <strong>in</strong> Italien <strong>und</strong> auf Sizilien angenommen (SMIT 1981). Die Probleme dieser<br />
versteckt lebenden Art blieben somit lange <strong>in</strong> dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> oder wurden e<strong>in</strong>fach nicht<br />
erkannt.<br />
Selbst nach se<strong>in</strong>er Anerkennung als eigenständige Spezies waren Zahlen, Verteilung<br />
<strong>und</strong> Populationstrends bis <strong>in</strong> die 90er nur grob geschätzt oder schlichtweg unbekannt. Der<br />
Pardelluchs ist e<strong>in</strong> scheues Tier, das schwer zu beobachten ist. So wurden zu der Zeit auch<br />
kaum frei lebende Tiere untersucht, sondern nur ausgestopfte Museumsexemplare. Vor 1980<br />
gab es somit ke<strong>in</strong>e homogenen Studien über den iberischen Luchs, die mite<strong>in</strong>ander zu e<strong>in</strong>em<br />
Gesamtbild hätten zusammengesetzt werden können.<br />
Erst 1988 fand e<strong>in</strong>e große Untersuchung mit e<strong>in</strong>heitlichen Methoden <strong>in</strong> ganz Spanien<br />
statt. Sie bestand aus Fragebögen <strong>und</strong> zahlreichen Interviews. Sie ergab u.a. 800 bis 1150<br />
Individuen, verteilt auf 48 unterschiedlich große Populationen. Daraus entstanden<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich neun sehr stark fragmentierte <strong>und</strong> vone<strong>in</strong>ander isolierte Metapopulationen, mit<br />
dem Schwerpunkt im SW der iberischen Halb<strong>in</strong>sel (DELIBES et al. 2000).<br />
Die nächsten Untersuchungen erfolgten 1995, <strong>und</strong> auch wenn sie nicht mehr so<br />
umfangreich <strong>und</strong> flächendeckend waren, so zeigten sie doch e<strong>in</strong>e bedrohlich starke Abnahme<br />
<strong>in</strong> den Verbreitungsgebieten von 1988.<br />
In Portugal wurde 1994 ebenfalls e<strong>in</strong>e moderne Untersuchung zum Status des<br />
iberischen Luchses unternommen. Sie ergab e<strong>in</strong>e Gesamtpopulation von 40-53 Tiere <strong>in</strong> 5<br />
vere<strong>in</strong>zelten Gebieten, von denen 3 Gebiete Erweiterungen spanischer Populationen s<strong>in</strong>d. Alle<br />
g<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> letzter Zeit zurück.<br />
E<strong>in</strong> weiteres Problem waren die Schwierigkeiten, den Pardelluchs <strong>in</strong> der freien<br />
Wildbahn zu beobachten. Es ist schwierig zu sagen, wo es Luchse gibt <strong>und</strong> wo nicht, denn sie<br />
leben sehr verborgen. So kommt es, dass auch die Mehrzahl der modernen Studien sich<br />
immer noch nur auf zwei mittelgroße Populationen im Doñana Nationalpark beziehen, die<br />
von e<strong>in</strong>igen Experten als untypisch betrachtet werden.<br />
Klar ist aber heute, dass der iberische Luchs <strong>in</strong> den letzten Dekaden e<strong>in</strong>en starken<br />
Rückgang erlitten hat.<br />
Der kle<strong>in</strong>e Luchs wurde <strong>in</strong> der Vergangenheit von den Jägern als e<strong>in</strong>e wertvolle<br />
Trophäe betrachtet, <strong>und</strong> von den Landbesitzern als Ungeziefer beseitigt, zusammen mit allen<br />
anderen Konkurrenten um Niederwild. Seit langem wird <strong>in</strong> den Niederwildrevieren Spaniens<br />
die Jagd mit Giftködern <strong>und</strong> Fallen auf alle kle<strong>in</strong>en Räuber ohne Ausnahme praktiziert; so<br />
s<strong>in</strong>d Luchse nicht nur dort dezimiert worden, wo sie heute noch leben, sondern aus weiten<br />
Buschlandschaften komplett ausgerottet worden, ohne Chance auf Wiederkehr.<br />
Seit 1973 <strong>in</strong> Spanien <strong>und</strong> 1974 <strong>in</strong> Portugal steht der iberische Luchs unter Schutz, aber<br />
die Verfolgung g<strong>in</strong>g nur langsam zurück, weil die Gesetze kaum durchgesetzt wurden <strong>und</strong> die<br />
Strafen nur unwesentlich waren. Gleichzeitig standen über die Jahre Habitat <strong>und</strong> Beute des<br />
Pardelluchses unter starkem anthropogenen Druck.<br />
185