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Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...

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Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Gefahren <strong>für</strong> den Luchs<br />

Wilderern macht. Zusätzlich muss er dann im W<strong>in</strong>ter hungern, wenn Vieh kaum zu erbeuten<br />

ist.<br />

In <strong>Europa</strong> ist aber die Beute selten e<strong>in</strong> Problem, denn Schalenwildpopulationen haben<br />

sich <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten rasant vermehrt, <strong>und</strong> Förster von Spanien bis Schweden klagen<br />

über überhöhte Rehwildbestände.<br />

Doch die Siedlungsgebiete <strong>in</strong> den Tiefländern <strong>Europa</strong>s bleiben e<strong>in</strong>e Wüstenlandschaft<br />

<strong>für</strong> den Luchs, der noch dazu viel weniger weit wandert als der Bär oder gar der Wolf. Damit<br />

werden viele mögliche Luchsgebiete zu isolierten Inseln, die sich kaum zu e<strong>in</strong>er<br />

Metapopulation werden verb<strong>in</strong>den können. Die natürliche Rekolonisation dieser Gebiete ist<br />

somit fast ausgeschlossen, <strong>und</strong> Wiederansiedlungsprojekte <strong>in</strong> diesen Gegenden werden ohne<br />

die ständige Hilfe durch den Menschen kaum überleben können.<br />

Anthropogene Mortalität<br />

Beim Niedergang des Luchses <strong>in</strong> der Vergangenheit wurde wohl der E<strong>in</strong>fluss der Jagd<br />

überbewertet (BREITENMOSER et al. 2000). Er ist im Unterschied zum Habitat- <strong>und</strong><br />

Beuteverlust weitaus besser dokumentiert worden. Es ist zudem zutreffend, dass die Jagd e<strong>in</strong>e<br />

Population schnell auslöschen kann, die bereits unter starkem Umweltdruck steht. Die Luchse<br />

haben zwar e<strong>in</strong> gutes reproduktives Potenzial, doch leben sie auch weiter verstreut als andere<br />

Räuber, so dass sie gegen Verluste mehrerer Individuen anfälliger s<strong>in</strong>d. Zum Beispiel wurden<br />

1998 <strong>in</strong> Norwegen 117 Luchse legal geschossen, doch leider ist die dortige Population nicht<br />

größer als 500-600 Tiere (WWW-UK 1999). Hohe Jagdquoten werden auch <strong>für</strong> die negativen<br />

Trends <strong>in</strong> mehreren anderen Populationen verantwortlich gemacht, so <strong>in</strong> den Vogesen, Jura<br />

oder <strong>in</strong> Bialowieza.<br />

Doch auch die Wilderei ist <strong>in</strong> der Schweiz, Frankreich, Italien <strong>und</strong> der Tschechischen<br />

Republik noch e<strong>in</strong> Problem. Auch <strong>in</strong> Slowenien ist die Populationsdichte niedrig durch<br />

Abschuss <strong>und</strong> Wilderei, denn der Luchs hat bei den örtlichen Jägern e<strong>in</strong> negatives Image. In<br />

Bialowieza (Polen), sterben sogar 70% der Luchse durch Wilderei (JEDRZEJEWSKI et al.<br />

1996) CERVENÝ et al. (2002) geben an, dass der Verlust an Jagdbeute oder ihre<br />

Beschädigung als Hauptgr<strong>und</strong> <strong>für</strong> Wilderei <strong>in</strong> der Tschechischen Republik angegeben wird.<br />

Konflikte <strong>und</strong> negatives Image<br />

Der Luchs hat besonders <strong>in</strong> den Ländern e<strong>in</strong> negatives Image, <strong>in</strong> denen er wieder<br />

e<strong>in</strong>gebürgert wurde. Dort ist er oft e<strong>in</strong> Zankapfel zwischen den Jägern, die ihn als<br />

Konkurrenten ablehnen, <strong>und</strong> den Naturschützern, die oft übertriebene, sentimentale<br />

Forderungen erheben. Auch ist noch zu wenig über den E<strong>in</strong>fluss des Luchses auf se<strong>in</strong>e<br />

Beutepopulationen bekannt. Auf jeden Fall zeigt es sich aber, dass Hoffnungen, der Luchs<br />

werde zum Regulator der Schalenwildbestände, weit übertrieben s<strong>in</strong>d.<br />

Auch se<strong>in</strong>e gelegentlichen Schäden <strong>in</strong> der Tierhaltung tragen kaum dazu bei, den<br />

Luchs <strong>in</strong> der Bevölkerung beliebter zu machen. Heute, wo viele Bauern sich durch die<br />

wirtschaftliche Entwicklung <strong>in</strong> ihrer Existenz bedroht fühlen, s<strong>in</strong>d sie auch kaum mehr bereit,<br />

<strong>für</strong> e<strong>in</strong>en weiteren Störenfried Verständnis aufzubr<strong>in</strong>gen, besonders wenn sie nicht<br />

angemessen <strong>für</strong> ihre Verluste entschädigt werden.<br />

Andere Gefahren<br />

Krankheiten s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e besondere Bedrohung <strong>für</strong> den Luchs, auch wenn gelegentlich<br />

von Ihnen berichtet wird.<br />

Über die Bedrohung durch Inzucht oder Verlust der genetischen Variabilität gibt es<br />

kaum Erkenntnisse, auch wenn angenommen wird, dass die Inzucht bei Rekolonisationen e<strong>in</strong>e<br />

Rolle spielen kann, wenn zu wenig Gründer<strong>in</strong>dividuen verwendet werden.<br />

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