Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...
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Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Ökologie des Luchses<br />
Die Katze br<strong>in</strong>gt Mitte Mai bis Mitte Juni im Schnitt 2 Kätzchen zur Welt, doch die<br />
Hälfte des Nachwuchses stirbt an Krankheiten, Hunger oder Unfällen noch bevor es <strong>für</strong> die<br />
Subadulten Zeit wird abzuwandern. Zu diesem Zeitpunkt s<strong>in</strong>d Luchse etwa 10 Monate alt <strong>und</strong><br />
haben ke<strong>in</strong>e natürlichen Fe<strong>in</strong>de mehr.<br />
Damit hat der Luchs e<strong>in</strong> recht hohes Reproduktionspotenzial. E<strong>in</strong> Luchsweibchen<br />
zieht pro Jahr im Schnitt e<strong>in</strong> Junges auf, das ist im Schnitt mehr als bei Wölfen ( e<strong>in</strong>e Wölf<strong>in</strong><br />
zum Beispiel bekommt pro Jahr bis zu vier Welpen, jedoch nur das Alphaweibchen e<strong>in</strong>es<br />
Rudels), oder bei Bären, wo die Bär<strong>in</strong> nur alle 2-3 Jahren 1-2 Junge hat.<br />
Experten schätzen, dass m<strong>in</strong>destens 50-100 Luchse <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e MVP nötig s<strong>in</strong>d<br />
(SEIDENSTICKER 1986; SHAFFER 1987; ALLEN et al. 2001, SCHADT et al. 2002 1.). In<br />
Deutschland könnten nur vier Gebiete die Bed<strong>in</strong>gungen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e so große Population erfüllen:<br />
der Schwarzwald, der deutsch-tschechische Gebirgsbogen, der Pfälzer Wald mit den Vogesen<br />
<strong>und</strong> die Wälder <strong>in</strong> Brandenburg <strong>und</strong> Mecklenburg-Vorpommern (SCHADT 1999).<br />
Abbildung 49: Luchskätzchen <strong>in</strong> ihrem Bau (© B&C Prommberger)<br />
Dispersalverhalten<br />
Luchse s<strong>in</strong>d wenig ausbreitungsfreudig, was <strong>in</strong> der Schweiz beobachtet wurde (KORA<br />
1999), auch wenn sie manchmal bis über 100km weit ziehen können (SCHADT et al. 2002 2.;<br />
PACHLATKO 2004). Barrieren wie hohe Bergkämme, Flüsse, Siedlungs- <strong>und</strong><br />
Verkehrsbänder, schränken die Ausbreitung e<strong>in</strong>er Luchspopulation stark e<strong>in</strong>. Im schlimmsten<br />
Fall kommen diese Barrieren auch noch komb<strong>in</strong>iert vor, wie <strong>in</strong> Deutschland entlang des<br />
Rhe<strong>in</strong>s.<br />
Luchse s<strong>in</strong>d waldgeb<strong>und</strong>en (EBENSCHWEIGER 2003). Ihre Auswanderungsrichtung<br />
wird meist vom Wald bee<strong>in</strong>flusst, dem die Luchse im allgeme<strong>in</strong>en folgen. E<strong>in</strong> optimaler<br />
Wanderkorridor <strong>für</strong> den Luchs sollte also kurz se<strong>in</strong>, hauptsächlich durch Wald führen <strong>und</strong><br />
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