Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...
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Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Lösungen <strong>für</strong> den Luchsschutz<br />
sollte die Forstwirtschaft darauf Rücksicht nehmen. Kahlschlag sollte als allererstes gestoppt<br />
werden, aber auch an die Erhaltung ges<strong>und</strong>er Schalenwildpopulationen sollte gedacht werden.<br />
Waldkorridore s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> den Luchs noch wichtiger als <strong>für</strong> die anderen Großräuber, <strong>und</strong><br />
sie sollten, wo immer möglich, erhalten oder erneuert werden. Man sollte dabei beachten, dass<br />
der Luchs selten mehr als 1km über offene Flächen zurücklegt.<br />
Die Mortalität reduzieren<br />
In Österreich führte die Wilderei zum Aussterben der Luchse, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Wiedere<strong>in</strong>bürgerung<br />
wird immer noch vom negativen Image verh<strong>in</strong>dert (EBENSCHWEIGER 2003).<br />
In den Quellgebieten ist die Reduktion der Mortalität residierender Luchse, also<br />
derjenigen, die zur Reproduktion beitragen, enorm wichtig. Im Vergleich dazu wirkt sich die<br />
Zunahme der Waldflächen kaum aus.<br />
Sterberaten der wandernden Luchse s<strong>in</strong>d wegen der Unfälle im Straßenverkehr<br />
alarmierend hoch. Passendes Luchshabitat ist also nicht so sehr durch se<strong>in</strong>e Verteilung<br />
isoliert. Vielmehr trägt die hohe Straßenmortalität wesentlich dazu bei, das Disperser ihr Ziel<br />
nicht erreichen (SCHADT 1999, KRAMER-SCHADT et al. 2004).<br />
Managementbemühungen sollten also nicht nur die Verbesserung der Habitatverhältnisse<br />
verfolgen. Sie sollten sich auch wesentlich auf die Reduzierung der Mortalität im<br />
Straßenverkehr konzentrieren (SCHADT 1999, KRAMER-SCHADT et al. 2004). Mittel<br />
wären im Zweifelsfall hier besser <strong>in</strong>vestiert. Denn ohne Zuwanderer ist lokales Aussterben<br />
kle<strong>in</strong>er Populationen wahrsche<strong>in</strong>lich.<br />
Was kann man da tun? Möglichkeiten der Straßenüberquerung wie Grünbrücken oder<br />
Tunnels könnten helfen, auch wenn ihre tatsächlichen Auswirkungen noch nicht genau<br />
erforscht s<strong>in</strong>d. H<strong>in</strong>zu kommen auch Wildzäune an Straßen. Aussetzungsorte könnten so<br />
gewählt werden, dass die Tiere möglichst wenige Barrieren zu überqueren haben. Natürlich<br />
ist es auch von großem Vorteil, wenn im Luchshabitat ke<strong>in</strong>e weiteren Straßen mehr gebaut<br />
werden.<br />
Vertiefung : Ausbreitungsmodelle<br />
Die Frage ob Austausch stattf<strong>in</strong>den kann, ist wesentlich <strong>für</strong> Managemententscheidungen,<br />
da es wenig s<strong>in</strong>nvoll ist, Zeit <strong>und</strong> Geld <strong>in</strong> die Wiederbesiedelung kle<strong>in</strong>er<br />
isolierter Populationen zu <strong>in</strong>vestieren, die, wie wir wissen, sehr anfällig <strong>für</strong> das Aussterben<br />
s<strong>in</strong>d (SCHADT 1999).<br />
Computermodelle können benützt werden, um die Auswanderung <strong>und</strong> die<br />
Verb<strong>und</strong>enheit von Habitatpatches zu simulieren. Man kann abwandernde Tiere mit Sendern<br />
versehen <strong>und</strong> so deren Wanderung über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum dokumentieren. Diese Daten<br />
geben Aufschluss darüber, welches Habitat sie vorziehen oder meiden. Des weiteren lässt sich<br />
auf diese Weise feststellen, wie schnell sie wandern <strong>und</strong> ob bestimmte Barrieren sie dabei<br />
besonders beh<strong>in</strong>dern. Man kann mit dieser Methode ebenfalls feststellen, ob wandernde<br />
Luchse bestimmten Landschaftsformen folgen. Nun nimmt man diese gewonnen Daten, <strong>und</strong><br />
überträgt diese <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue Landschaft, um zu simulieren, wie die Abwanderung <strong>in</strong> diesem<br />
Gebiet aussehen könnte. Die Vorhersage ist natürlich umso genauer, je mehr Datensätze von<br />
unterschiedlichen Tieren <strong>und</strong> Regionen <strong>für</strong> die Berechnungen herangezogen werden können.<br />
Den Jägern entgegenkommen<br />
Um sich das Wohlwollen der Jäger <strong>für</strong> den Luchsschutz zu sichern, sollte die Wirkung<br />
des Luchses auf die Beutepopulationen bei der Festlegung der Abschussplanung berücksichtigt<br />
werden. Genauso sollte die Bejagung lebensfähiger Populationen zugelassen werden,<br />
denn die Jäger s<strong>in</strong>d viel mehr gewillt, den Luchs als Jagdwild zu tolerieren, wenn sie auch die<br />
Chance sehen, e<strong>in</strong>es Tages das Erlebnis e<strong>in</strong>er Luchsjagd genießen zu können.<br />
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