Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...

Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Die Geschichte des „Pinselohrs“
Die Geschichte des „Pinselohrs“
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des europäischen Luchses war so groß, dass es
unter den Katzen einzigartig ist. Er lebte einst in den Wäldern des Balkans bis zum Nordkap,
von der französischen Atlantikküste bis nach Sibirien und von der Türkei bis Tibet. Damit ist
der Lynx lynx immer noch die am weitesten verbreitete Katze der Welt.
Doch 1950 war der eurasische Luchs aus West- und Zentraleuropa fast vollständig
verschwunden.
Der Luchs ist anspruchsvoll. Er ist an ausgedehnte Waldgebiete gebunden, und wo in
Europa die Wälder zunehmend verschwanden, war auch der Luchs nicht mehr zu finden.
Viele Waldgebiete wurden damals noch im Kahlschlag bewirtschaftet, um Platz für
Siedlungen, Ackerland und Weiden zu schaffen. Jährlich wurde der Luchs weiterer
Habitatflächen beraubt.
Die Erweiterung der Infrastruktur erlebte ab Anfang des 20ten Jahrhunderts einen
großen Aufschwung, was die Fragmentierung der Habitate zur Folge hatte. Der Luchs
verschwand zuerst im Süden Europas, und dann auch zunehmend in den nördlichen Ländern.
Leider ist der Luchs aber noch mehr an Waldhabitat gebunden als Wolf oder Bär, und
verschwand vielerorts auch dort, wo diese beiden noch überleben konnten.
Mit dem Wald ging nicht nur der Lebensraum, sondern auch die Beute des Luchses
zurück. Jäger konnten bald dank Straßen und Eisenbahnen in jeder Ecke des Kontinents auf
die Pirsch gehen. Zwischen 1800 und 1950 waren in vielen europäischen Ländern die
Schalenwildbestände durch die starke Bejagung sehr klein oder gar ausgerottet. So wurden
dem Luchs seine Beutetiere entzogen. Viele Tiere verhungerten, und immer weniger Jungtiere
(Kätzchen) überlebten.
Abbildung 46: Der eurasische Luchs (Lynx lynx) ommberger)
161