17.12.2012 Aufrufe

Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...

Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...

Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Werkzeuge des Wildtiermanagements – Räuber-Beute-Systeme<br />

Räuber-Beute-Systeme<br />

Das Beuteverhalten e<strong>in</strong>es Räubers ist von großer Bedeutung <strong>für</strong> se<strong>in</strong>en Schutz, denn<br />

e<strong>in</strong>e der wichtigen Maßnahmen im Wildtiermanagement ist es, die Beutebasis e<strong>in</strong>er Spezies<br />

zu sichern.<br />

E<strong>in</strong> Räuber sucht sich profitable Beute aus, gemessen am Energiegew<strong>in</strong>n pro Zeit, die<br />

<strong>für</strong> die Jagd auf die Beute benötigt wird.<br />

In vielen Fällen haben sich Räuber <strong>und</strong> Beute vermutlich parallel entwickelt <strong>und</strong> sich so<br />

gegenseitig bee<strong>in</strong>flusst. Es gibt e<strong>in</strong>en ständigen Selektionsdruck auf die Beute, nicht gefressen<br />

zu werden. Umgekehrt besteht e<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierlicher Druck auf die Räuber, ihre Fitness<br />

(Leistungsfähigkeit) durch effektivere Nutzung ihrer Beute zu erhöhen.<br />

Je besser e<strong>in</strong> Räuber also e<strong>in</strong>e bestimmte Beuteart ausnützen kann, umso weniger<br />

gel<strong>in</strong>gt es ihm leider auch, e<strong>in</strong> weites Spektrum an Beutearten profitabel ausnützen zu können.<br />

Das ist e<strong>in</strong> wichtiger Umstand <strong>für</strong> den Schutz der großen Raubtiere weltweit. Es werden drei<br />

Stufen der Beutespezialisierung unterschieden (BREGON et al. 1997).<br />

Monophage Räuber<br />

Diese Räuber setzten e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Beutetyp nach, <strong>und</strong> ihre Verteilung ist eng mit<br />

der ihrer bevorzugten Beute verknüpft. Sie nutzen meist dasselbe Habitat, <strong>und</strong> sie werden<br />

e<strong>in</strong>en Niedergang erleben, sobald dies ihre Beute auch tut. Der iberische Luchs ist <strong>in</strong> diesem<br />

Kurs e<strong>in</strong> sehr gutes Beispiel <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en monophagen Räuber. Se<strong>in</strong>e Diät besteht zu 98% aus<br />

Wildkan<strong>in</strong>chen, <strong>und</strong> nun, da Kan<strong>in</strong>chen <strong>in</strong> ganz <strong>Europa</strong> stark zurückgegangen s<strong>in</strong>d, ist auch<br />

der kle<strong>in</strong>e Luchs stark bedroht. Für den Schutz e<strong>in</strong>es monophagen Räubers ist der Schutz<br />

se<strong>in</strong>er Beute unerlässlich.<br />

Oligophage Räuber<br />

Solche Spezies, die nur wenigen verschiedenen Beutetypen nachsetzen, s<strong>in</strong>d flexibler<br />

als monophage Räuber, doch ihr Nahrungsspektrum ist eng <strong>und</strong> sollte bei dem Management<br />

der Spezies berücksichtigt werden. Der Europäische Luchs z.B., frisst nur Beute, die er selbst<br />

getötet hat, wobei er Rehe stark bevorzugt. Gelegentlich reißt er aber auch Hirschkälber oder<br />

Schafe.<br />

Polyphage Räuber<br />

Diese Tiere haben viele Beutetypen <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrem Jagdverhalten sehr flexibel.<br />

Normalerweise haben sie ke<strong>in</strong> Problem, ihre Jagdmethoden auf die vorhandene Beute <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em neuen Gebiet umzustellen. E<strong>in</strong>ige der erfolgreichsten Jäger, wie z.B. Fuchs, Waschbär<br />

<strong>und</strong> Wolf zählen zu den polyphagen Räubern. Der Bär ist zwar ke<strong>in</strong> sehr effizienter Jäger,<br />

doch auch er ist polyphag.<br />

E<strong>in</strong> breites Nahrungsspektrum hat aber auch den Nachteil, dass polyphage Räuber <strong>in</strong> der<br />

Viehzucht e<strong>in</strong>en weit größeren Schaden anrichten, denn sie weichen häufig auf Weidetiere<br />

aus, wenn sie bequemer als andere Beute zu jagen s<strong>in</strong>d. Regulierung von Schäden <strong>und</strong><br />

Konflikten ist bei polyphagen Räubern meist weitaus wichtiger als die Sicherung ihrer Beute.<br />

Denn die Schalenwildpopulationen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> im allgeme<strong>in</strong>en immer noch sehr hoch.<br />

91

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!