Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...
Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...
Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Werkzeuge des Wildtiermanagements – Dispersal<br />
Dispersal<br />
Dispersal ist das Fachwort <strong>für</strong> das Abwandern der Tiere aus ihrem Geburtsgebiet<br />
(KNAUER 2000).<br />
Die Motive <strong>für</strong> diese Auswanderung s<strong>in</strong>d meist dieselben, nur ihre Bedeutung<br />
wechselt von e<strong>in</strong>er Art zur anderen. Nahrungskonkurrenz oder –knappheit spielt z.B. bei<br />
Bären e<strong>in</strong>e verstärkte Rolle. E<strong>in</strong> aggressives Territorialverhalten ist bei Wölfen wichtig, auch<br />
wenn diesem Verhalten letztlich auch nur der Schutz der eigenen Ressourcen zugr<strong>und</strong>e liegt.<br />
Andere Gründe könnten der Mangel an Sexualpartnern oder an noch unbesetzten Revieren<br />
se<strong>in</strong>.<br />
Die Methode des Dispersals variiert aber zum Teil sehr stark von Art zu Art. Manche<br />
Spezies wandern weit, manche nicht Bei manchen Spezies gibt es deutliche Unterschiede<br />
zwischen den Geschlechtern, bei anderen wiederum nicht.<br />
Deswegen will ich an dieser Stelle nicht genauer auf die e<strong>in</strong>zelnen Arten dieses Kurses<br />
e<strong>in</strong>gehen. Die Dispersalgewohnheiten der großen Carnivoren s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der jeweiligen<br />
Lerne<strong>in</strong>heit im Detail beschrieben.<br />
Den Dispersern (wandernde Tiere) stehen aber <strong>in</strong> der modernen Kulturlandschaft<br />
<strong>Europa</strong>s viele Hürden im Weg, <strong>und</strong> der Ausgang ihrer Wanderung ist sehr ungewiss. Flüsse,<br />
Straßen, Kanäle, Autobahnen, Städte, aber auch Jäger <strong>und</strong> Wilderer s<strong>in</strong>d alles Gefahren, die<br />
zwischen dem Wanderer <strong>und</strong> se<strong>in</strong>em neuen Revier stehen. Der E<strong>in</strong>fluss so vieler Faktoren<br />
bewirkt auch, dass die Mortalität regional sehr stark variiert.<br />
Vertiefung: Dispersal ist schwierig zu untersuchen<br />
Und doch ist Dispersal e<strong>in</strong>es der am schwierigsten zu untersuchenden Themen <strong>in</strong> der<br />
Wildökologie, besonders bei Arten, die weite Wanderdistanzen zurücklegen (KNAUER<br />
2000). Somit basieren viele Managemententscheidungen auf Dispersalmustern, die an anderen<br />
Arten untersucht wurden, <strong>und</strong> nicht unbed<strong>in</strong>gt <strong>für</strong> die untersuchte Art zutreffen müssen.<br />
Und doch basiert unter anderem auch die Metapopulationstheorie auf Dispersalmustern,<br />
<strong>und</strong> diese ist e<strong>in</strong>e wichtige Gr<strong>und</strong>lage im Schutz der großen Carnivoren. So kommt<br />
es, dass viele Entscheidungen des Wildtiermanagements nur auf Vorhersagen der Dispersalbewegungen<br />
basieren, <strong>und</strong> nicht auf Fakten.<br />
Vertiefung : Ausbreitungsmodelle<br />
Die Frage ob Austausch stattf<strong>in</strong>den kann, ist wesentlich <strong>für</strong> Managemententscheidungen,<br />
da es wenig S<strong>in</strong>n macht, Zeit <strong>und</strong> Geld <strong>in</strong> die Wiederbesiedelung kle<strong>in</strong>er<br />
isolierter Populationen zu <strong>in</strong>vestieren, die, wie wir ja wissen, sehr anfällig <strong>für</strong>s Aussterben<br />
s<strong>in</strong>d (SCHADT 1999).<br />
Computermodelle können benützt werden, um die Auswanderung <strong>und</strong> die<br />
Verb<strong>und</strong>enheit von Habitatpatches zu simulieren. Man ortete abwandernde Luchse täglich mit<br />
Sendern, über e<strong>in</strong>e längere Periode h<strong>in</strong>. Diese Daten beantworteten Fragen wie: Welches<br />
Habitat bevorzugen die Disperser? Welches meiden sie ganz? Wie schnell wandern sie?<br />
Welche Barrieren beh<strong>in</strong>dern sie? Folgen sie e<strong>in</strong>er bestimmten Landschaftsform? Nun nimmt<br />
man diese gewonnen Daten <strong>und</strong> überträgt sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neue Landschaft, um zu simulieren, wie<br />
die Abwanderung <strong>in</strong> diesem Gebiet aussehen könnte. Die Vorhersage ist natürlich umso<br />
genauer, je mehr Datensätze von unterschiedlichen Tieren <strong>und</strong> Regionen benützt werden<br />
können.<br />
97<br />
Kommentar [D.A.3]: abwand<br />
ernde Tiere