Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...
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Die Rückkehr des Wolfes – Der Wolf <strong>und</strong> der Mensch<br />
Wölfe im Normalfall die alten <strong>und</strong> kranken Tiere erbeuten. Auch der Irrglauben hält sich, die<br />
Anwesenheit der Wölfe würde die Jagd durch den Menschen e<strong>in</strong>schränken, während sich<br />
paradoxerweise die Jäger <strong>in</strong> denselben Regionen über überhöhte Abschussquoten beklagen.<br />
Ihre Ansichten vom Wolf s<strong>in</strong>d sehr von se<strong>in</strong>em Image <strong>in</strong> der Kultur ihrer<br />
Heimatländer abhängig, <strong>und</strong> obgleich Verallgeme<strong>in</strong>erungen schwierig s<strong>in</strong>d, haben<br />
Jahrh<strong>und</strong>erte der entschlossenen Wolfsjagd die Jäger geprägt. Heute stehen sie ihrem<br />
e<strong>in</strong>stigen „Erzfe<strong>in</strong>d“ neutral bis sehr negativ gegenüber, so dass die Wilderei an Wölfen unter<br />
Weidmännern zu oft toleriert wird.<br />
Die Viehzüchter<br />
Die Landwirte <strong>in</strong> Wolfsregionen s<strong>in</strong>d nur dann bereit, den Wolf zu tolerieren, wenn<br />
ihnen selbst möglichst ke<strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzieller Schaden dadurch entsteht. Und das ist utopisch. Der<br />
Wolfschutz bedeutet also <strong>für</strong> Viehzüchter e<strong>in</strong>e ökonomische Bedrohung, <strong>und</strong> diese Menschen<br />
werden dagegen arbeiten, solange sie nicht <strong>in</strong> angemessener Weise da<strong>für</strong> entschädigt werden.<br />
So ist es kaum verw<strong>und</strong>erlich, dass ihre Stimmung zum Wolf fast überall negativ ist, <strong>und</strong><br />
besonders die Schafzüchter stehen dem Wolfsschutz sehr misstrauisch gegenüber.<br />
Abbildung 31: Der Wolf ist als Haustierräuber ge<strong>für</strong>chtet (© B&C Prommberger)<br />
Diese Gruppe ist sicherlich auch wesentlich an der Wilderei beteiligt, besonders <strong>in</strong> den<br />
Staaten, <strong>in</strong> denen das Entschädigungssystem nicht zufriedenstellend funktioniert. In<br />
Rumänien wurden die Entschädigungssummen so weit von der Inflation überholt, dass sie<br />
kaum jemand mehr <strong>in</strong> Anspruch nimmt. In Nordspanien werden gerade e<strong>in</strong>mal 1-14% des<br />
jährlichen Schadens entschädigt. In Polen oder der Slowakei werden vom Wolf gerissene<br />
Tiere gar nicht entschädigt (KACZENSKY 1996). So ist es leicht nachvollziehbar, dass die so<br />
benachteiligten Menschen sich eben selbst helfen, <strong>in</strong>dem sie Wölfe wildern oder Wilderei<br />
gutheißen <strong>und</strong> decken. In Skand<strong>in</strong>avien ist das Töten von Wölfen beim Angriff auf die<br />
Herden sogar gesetzlich erlaubt (LINDER OLSEN 2003)<br />
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