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Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...

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Der Niedergang des iberischen Luchses – Ökologie des iberischen Luchses<br />

Ökologie des iberischen Luchses<br />

Erst spät als eigenständige Spezies erkannt, ist der iberische Luchs <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Ökologie<br />

<strong>und</strong> Physiologie auch heute noch wenig erforscht. Die meisten Luchsstudien fanden <strong>in</strong> zwei<br />

e<strong>in</strong>zelnen Populationen im Doñana Nationalpark statt, so dass ihre Übertragbarkeit <strong>in</strong> Frage<br />

gestellt werden kann.<br />

Erschwerend kommt h<strong>in</strong>zu, dass der kle<strong>in</strong>e Lynx pard<strong>in</strong>us wegen se<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>zelgängerischen Lebensweise, dem nachtaktiven Verhalten, der niedrigen Dichte <strong>und</strong><br />

hervorragenden Tarnfähigkeit schwer zu beobachten ist. Deswegen gibt es auch heute noch<br />

ke<strong>in</strong>e bewährte Methode <strong>für</strong> se<strong>in</strong>e Beobachtung.<br />

Vertiefung: Der Körperbau des Lynx pard<strong>in</strong>us<br />

Der iberische Luchs ist nur halb so groß wie se<strong>in</strong> europäischer Vetter, der Lynx lynx,<br />

aber <strong>in</strong> etwa genauso groß wie die beiden amerikanischen Vertreter der Luchsgattung. Er ist<br />

stark gefleckt, mit langen Be<strong>in</strong>en <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em kurzen Schwanz mit schwarzer Spitze. Se<strong>in</strong> Fell<br />

ist dunkelbraun, mit dunklen Flecken, Haarp<strong>in</strong>seln <strong>in</strong> den Ohren, <strong>und</strong> unter se<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>n hat<br />

er e<strong>in</strong>en charakteristischen Bart. Männchen wiegen um die 14kg, Weibchen um die 10kg.<br />

Die nacht- <strong>und</strong> dämmerungsaktive Katze ist e<strong>in</strong> guter Kletterer.<br />

Der älteste beobachtete Luchs <strong>in</strong> der Wildnis wurde 13 Jahre alt<br />

Habitat<br />

Diese kle<strong>in</strong>e Luchsart lebt nicht im Wald, sondern bis zu 90 % <strong>in</strong> der mediterranen<br />

Buschlandschaft. Sie entfernen sich selten mehr als 300m vom Buschland, noch weniger<br />

wenn sie sich <strong>in</strong> offenes Gelände (Weiden oder Sümpfe) wagen.<br />

Die Luchse jagen auch hauptsächlich <strong>in</strong> der Buschlandschaft <strong>und</strong> meiden Äcker oder<br />

exotische Forstplantagen (meist Kiefer <strong>und</strong> Eukalyptus). Selten gehen sie aber auch <strong>in</strong><br />

Sümpfen, Weideland oder Mastixplantagen auf die Pirsch.<br />

In dieser mediterranen Buschlandschaft gibt es auch die meisten Kan<strong>in</strong>chen (74%),<br />

aber nur wenn sie von kle<strong>in</strong>en offenen Flächen durchsetzt ist. Im Eschengehölzen gibt es<br />

immerh<strong>in</strong> noch 32,3% der Kan<strong>in</strong>chen. Andere Faktoren <strong>für</strong> die Wahl der Buschlandschaft als<br />

Habitat s<strong>in</strong>d zahlreiche permanente Wasserquellen, die relativ niedrige Präsenz des<br />

Menschen, Deckung <strong>für</strong> die Jagd <strong>und</strong> die Aufzucht der Jungen. Zu dichtes Buschwerk ist<br />

jedoch ebenfalls ungeeignet, denn die Kan<strong>in</strong>chendichte ist dort wiederum ger<strong>in</strong>g (schlechtes<br />

Futterangebot) <strong>und</strong> Wildschwe<strong>in</strong>e setzen den Kan<strong>in</strong>chenbruten stark zu.<br />

So kann man, nach neuesten Erkenntnissen, das optimale Habitat des iberischen<br />

Luchses als e<strong>in</strong>e bunte Mischung aus Buschlandschaft <strong>und</strong> offenen Flächen (Weiden,<br />

Kornfelder, etc.) bezeichnen. Er ist also def<strong>in</strong>itiv auch e<strong>in</strong> Habitatspezialist mit hohen<br />

Ansprüchen.<br />

Die Reviere iberischer Luchse s<strong>in</strong>d sehr kle<strong>in</strong> im Vergleich zu denen unserer<br />

e<strong>in</strong>heimischen Luchse. Richtwerte s<strong>in</strong>d 7,3 km² <strong>für</strong> Jungtiere, 9,5 km² <strong>für</strong> erwachsene<br />

Weibchen <strong>und</strong> nur 18,2 km² <strong>für</strong> adulte Männchen. Der Lynx lynx braucht dagegen über 200<br />

km² .<br />

Nahrungswahl<br />

Der Lynx pard<strong>in</strong>us ist e<strong>in</strong> monophager Räuber. Se<strong>in</strong>e Beute besteht fast ausschließlich<br />

aus Wildkan<strong>in</strong>chen (Oryctolagus cuniculus), nämlich zwischen 99 <strong>und</strong> 100%. Die<br />

Kan<strong>in</strong>chenpopulation ist auf der iberischen Halb<strong>in</strong>sel seit 1950 allerd<strong>in</strong>gs um 95%<br />

zurückgegangen, nachdem zwei Kan<strong>in</strong>chenkrankheiten sukzessiv aus der Neuen Welt<br />

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