Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...
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Werkzeuge des Wildtiermanagements – Rückgang des Verbreitungsareals e<strong>in</strong>er Art<br />
Rückgang des Verbreitungsareals e<strong>in</strong>er Art<br />
Die menschliche Bevölkerung explodierte <strong>in</strong> den letzten 150 Jahren von e<strong>in</strong>er<br />
Milliarde (1850) auf über 6 Milliarden im Jahre 2000. Und der Mensch hat nicht nur Bedarf<br />
an Lebensraum, sondern auch an natürlichen Rohstoffen, wie Brennholz, Wild <strong>und</strong><br />
Wildpflanzen. So wandelt er natürliche Lebensräume <strong>in</strong> Siedlungs- <strong>und</strong> Ackerland um. Doch<br />
das rasante Bevölkerungswachstum ist nicht alle<strong>in</strong> schuld am Lebensraumverlust vieler Arten.<br />
Armut, Kriege oder politische Instabilität haben <strong>in</strong> armen Ländern Menschen dazu gebracht,<br />
mit Wanderfeldbau immer neue Lebensräume zu vernichten, um irgendwie ihren<br />
Lebensunterhalt zu bestreiten. Zusätzlich haben auch Projekte wie Bergbau, Viehzucht,<br />
kommerzieller Fischfang, Waldwirtschaft, Plantagenwirtschaft, Industrieanlagen oder<br />
Staudämme die Verkle<strong>in</strong>erung des natürlichen Lebensraums zur Folge (PRIMACK 1995). So<br />
wurde z.B. der frühere Lebensraum des Wolfes <strong>in</strong> den Grasebenen der USA fast vollständig<br />
<strong>in</strong> Ackerland umgewandelt. Und es ist davon auszugehen, dass diese Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />
natürlicher Lebensräume <strong>in</strong> der Zukunft noch weiter zunehmen werden.<br />
Doch <strong>für</strong> die Nationalparkentwicklung <strong>und</strong> das Management vieler Arten wäre es<br />
wichtig zu wissen, WIE sich der menschliche E<strong>in</strong>fluss auf die Verbreitungsareale dieser<br />
Arten auswirkt. Dies würde e<strong>in</strong>e Vorhersage bzw. E<strong>in</strong>schätzung dieser Veränderungen<br />
möglich machen.<br />
Wölfe, Luchse <strong>und</strong> Grizzlybären haben <strong>in</strong> Nordamerika große Teile ihres Areals<br />
verloren. Der Luchs, der ursprünglich im Norden des nordamerikanischen Kont<strong>in</strong>ents zuhause<br />
war, verlor 41% se<strong>in</strong>er früheren Verbreitungsfläche. Der Grizzlybär <strong>und</strong> der Wolf, früher bis<br />
h<strong>in</strong>unter nach Mexiko verbreitet, s<strong>in</strong>d heute weit nach Norden verdrängt worden. Der Wolf<br />
verlor 31% se<strong>in</strong>es Verbreitungsgebietes <strong>und</strong> der Grizzly sogar 37% (LALIBERTE&RIPPLE<br />
2004).<br />
Besonders Bär <strong>und</strong> Wolf waren gezwungen, sich nach Norden, <strong>in</strong> die Taiga (die<br />
borealen Nadelwälder) <strong>und</strong> die T<strong>und</strong>ra zurückzuziehen. Dort ist die E<strong>in</strong>wohnerdichte <strong>und</strong><br />
somit auch die Gefahr durch den Menschen noch viel ger<strong>in</strong>ger. Besonders stark wurden beide<br />
Arten aus den Ebenen <strong>und</strong> Savannen des Mittelwestens vertrieben, genauso wie aus den<br />
nordamerikanischen Wüsten.<br />
Daraus können wir folgern, dass <strong>in</strong> anthropogen (vom Menschen) bee<strong>in</strong>flussten<br />
Gebieten Tierarten eher dazu neigen zu verschw<strong>in</strong>den als zu überleben<br />
(LALIBERTE&RIPPLE 2004).<br />
Doch mit dem Verschw<strong>in</strong>den der großen Räuber setzen sich wasserfallartige Prozesse<br />
<strong>in</strong> Bewegung. Ökosysteme degradieren <strong>und</strong> vere<strong>in</strong>fachen sich. Vegetationsgesellschaften<br />
können von Huftieren stark reduziert werden, wenn die Räuber an der Spitze aus dem<br />
Ökosystem entfernt werden (LALIBERTE&RIPPLE 2004).<br />
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