Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...
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Der Niedergang des iberischen Luchses – Der iberische Luchs <strong>und</strong> der Mensch<br />
Jäger sehen ihre Niederwildbestände durch allerlei Räuber bedroht, <strong>und</strong> so stellen sie<br />
die Fallenjagd <strong>in</strong> manchen Gebieten außer Frage. Die Fallenjagd reduziert die unliebsame<br />
Konkurrenz durch Kle<strong>in</strong>räuber, <strong>und</strong> sorgt durch den Fellverkauf <strong>für</strong> e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />
Nebene<strong>in</strong>kommen. Doch die Methoden lassen viel zu wünschen übrig. Es werden noch sehr<br />
viele überalterte Fanggeräte verwendet, wie Tellerfallen oder Schl<strong>in</strong>gen. Nicht selten kommen<br />
auch Giftköder zum E<strong>in</strong>satz. All diese Fallen s<strong>in</strong>d durch die Berner Konvention <strong>und</strong> die FFH-<br />
Richtl<strong>in</strong>ie verboten. Dieses Verbot wird jedoch kaum durchgesetzt.<br />
Dass nicht nur der Luchs, sondern viele der kle<strong>in</strong>en Räuber unter Schutz stehen, wird<br />
meist wissentlich ignoriert.<br />
Der Schutz des Pardelluchses könnte <strong>für</strong> die Jäger durchaus beträchtliche kurzfristige<br />
ökonomische E<strong>in</strong>bußen bedeuteten.<br />
Die Kan<strong>in</strong>chenjagd müsste stark zurückgefahren werden, um den Populationen Zeit zu<br />
geben, sich zu erholen <strong>und</strong> Resistenzen gegen Myxomathosis <strong>und</strong> RHD zu entwickeln. Doch<br />
wie lange das dauert, <strong>und</strong> wie erfolgreich das se<strong>in</strong> würde, kann derzeit niemand sagen.<br />
Die Kontrolle der Tierschutz- <strong>und</strong> Fallenjagdbestimmungen ist noch meist sehr ger<strong>in</strong>g.<br />
Würde sich die Kontrolle verschärfen, so würde das <strong>für</strong> die Jäger nicht nur Strafgelder,<br />
sondern auch beträchtliche Investitionen <strong>in</strong> Kasten- <strong>und</strong> Käfigfallen, Fangbunker <strong>und</strong> andere<br />
selektive Fangsysteme bedeuten. Zusätzlich würden dann nicht mehr alle gefangenen Räuber<br />
getötet werden können, <strong>und</strong> die Effektivität der Räuberkontrolle würde s<strong>in</strong>ken <strong>und</strong> damit die<br />
Konkurrenz um die Kan<strong>in</strong>chen weiter steigen. Somit ist die Mühe aus Sicht der Jäger weniger<br />
s<strong>in</strong>nvoll.<br />
Bei alldem muss man im Auge behalten, dass die ökonomische Situation <strong>in</strong> den<br />
ländlichen Regionen der iberischen Halb<strong>in</strong>sel weit schwächer ist als hierzulande. Die Jagd ist<br />
dort meist e<strong>in</strong>e Lebensgr<strong>und</strong>lage, nicht nur e<strong>in</strong>e geliebte Beschäftigung. So <strong>für</strong>chten viele<br />
Niederwildreviere das ökonomische Aus, wenn sich die Forderungen des Tierschutzes<br />
durchsetzen.<br />
So muss man die Jäger als e<strong>in</strong>e sehr bedeutende Interessengruppe im Luchsmanagement<br />
akzeptieren. Sie haben viel E<strong>in</strong>fluss darauf, wo <strong>und</strong> wie lange der Pardelluchs<br />
leben darf, denn das meiste Luchshabitat bleibt <strong>in</strong> privater Hand.<br />
Die Landbesitzer<br />
Bei der Landbevölkerung ist der Luchs als geschütztes Tier unbeliebt.<br />
Die Eigentumsrechte werden e<strong>in</strong>geschränkt, <strong>und</strong> durch die Ausweisung von<br />
Schutzgebieten zugunsten des Luchses sehen sich die Landbesitzer um E<strong>in</strong>nahmen gebracht,<br />
auch weil viele von ihnen nebenbei auch auf ihrem Land jagen. Ihre ökonomische Situation<br />
ist meist zu prekär, als dass sich die Bauern sehr <strong>für</strong> den Tierschutz begeistern könnten.<br />
Jeden Sommer brennen mediterrane Wälder <strong>und</strong> Buschland, <strong>und</strong> <strong>für</strong> gewöhnlich steckt<br />
Vorsatz dah<strong>in</strong>ter. Es dreht sich meist um Konflikte oder Interessen <strong>in</strong> Urbanisierung,<br />
Forstwirtschaft, Landwirtschaft oder Viehzucht. Und nicht selten entstehen letztlich daraus<br />
neue Eukalyptusplantagen, die von der EU auch noch subventioniert werden.<br />
Ohne angemessene monetäre Anreize werden sich die Landbesitzer auch weiterh<strong>in</strong><br />
kaum <strong>für</strong> den Luchs <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Habitat <strong>in</strong>teressieren. Diese Anreize sollten die Regierungen<br />
<strong>und</strong> die EU bald liefern.<br />
Die Forstwirtschaft<br />
Auch die Interessen der Forstwirtschaft kollidieren mit denen des Naturschutzes, denn<br />
die meisten neuen Forstplantagen entstehen im „unproduktiven“ Buschwerk, dem Habitat des<br />
iberischen Luchses.<br />
Die EU-Politik, die Wiederaufforstung brachliegender Flächen (<strong>und</strong> mediterrane<br />
Buschlandschaft wird meist als brachliegend e<strong>in</strong>gestuft) subventioniert, hat <strong>in</strong> vielen Teilen<br />
der iberischen Halb<strong>in</strong>sel zum Beseitigen der mediterranen Wälder <strong>und</strong> Buschlandschaften<br />
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