Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...
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Die Rückkehr des Wolfes – Lösungen <strong>für</strong> den Wolfsschutz<br />
Auch der Umstieg von Schafen oder Ziegen auf R<strong>in</strong>der oder Pferde könnte e<strong>in</strong>e<br />
Reduktion der Schäden mit sich führen. Diese größeren Tiere können sich besser schützen<br />
<strong>und</strong> die kle<strong>in</strong>eren Herden wären auch leichter zu bewachen. Leider ist e<strong>in</strong>e Kuh auch um e<strong>in</strong><br />
Vielfaches wertvoller als e<strong>in</strong> Schaf<br />
Dort wo der Wolf nur auf wenig Beutearten stößt, jagt er auch vermehrt Vieh<br />
(HOLTMEIER 2002). Die gleichzeitige Wiederansiedlung mehrerer wildlebender Huftierarten<br />
könnte dem Wolf Alternativen geben <strong>und</strong> Verluste unter Viehherden ließen sich<br />
vielleicht reduzieren.<br />
Zweites Standbe<strong>in</strong> der Schadensmanagements s<strong>in</strong>d die Entschädigungsleistungen <strong>für</strong><br />
Viehzüchter, die von Wölfen geschädigt wurden. Besonders <strong>in</strong> Falle geschützter<br />
Wolfspopulationen ist e<strong>in</strong> Entschädigungssystem enorm wichtig, denn Geschädigte s<strong>in</strong>d bald<br />
frustriert <strong>und</strong> werden zu Wilderern, wenn sie sich vom Gesetz <strong>in</strong> Stich gelassen fühlen. Da<br />
Entschädigung aber ke<strong>in</strong>en Schaden verh<strong>in</strong>dern kann, sollte sie auf jeden Fall an<br />
Präventionsmaßnahmen gekoppelt werden.<br />
Das System sollte fair se<strong>in</strong>, <strong>und</strong> auch die Schäden von H<strong>und</strong>en e<strong>in</strong>schließen, wenn sie<br />
nicht von Wölfen unterschieden werden können (wo<strong>für</strong> es leider zuwenig Experten gibt). Die<br />
Geldleistungen sollten unter dem Marktwert se<strong>in</strong>, aber Prämien sollten <strong>für</strong><br />
Präventionsmaßnahmen gezahlt werden. So sollte e<strong>in</strong> Bauer, der Präventionsmaßnahmen<br />
getroffen hat, angemessen nahe am Marktwert entschädigt werden.<br />
Problemwölfe sollten nur dort entfernt werden, wo die Populationen das vertragen, nach<br />
längerer Beobachtung, <strong>und</strong> die Entscheidung sollte nicht lokal getroffen werden, um e<strong>in</strong>e<br />
möglichst große Objektivität zu gewährleisten. Allerd<strong>in</strong>gs sollte auch auf die lokale<br />
Stimmung Rücksicht genommen werden, denn wenn die örtliche Bevölkerung sich unfair<br />
behandelt fühlt, werden Gesetze leicht ignoriert oder gebeugt, <strong>und</strong> der Schaden würde so den<br />
Nutzen weit übersteigen.<br />
E<strong>in</strong> Zonenmanagement, wie er im Yellowstone Nationalpark <strong>und</strong> der Umgebung<br />
praktiziert wird, könnte e<strong>in</strong>e tragfähige Lösung se<strong>in</strong>. Dort werden Wölfe auf dem Nationalparkgelände<br />
kaum kontrolliert, doch außerhalb des Parks greift man zu drastischeren<br />
Kontrollmaßnahmen, um Schäden am Weidevieh ger<strong>in</strong>g zu halten (FRITTS 1993)<br />
E<strong>in</strong> letztes Standbe<strong>in</strong> der Vermeidung von Schäden wäre die Beseitigung verwilderter H<strong>und</strong>e.<br />
Wölfe <strong>und</strong> verwilderte H<strong>und</strong>e koexistieren <strong>in</strong> mehreren Ländern <strong>Europa</strong>s, besonders im Osten<br />
<strong>und</strong> dem mediterranen Raum. H<strong>und</strong>e s<strong>in</strong>d zwar auch Beute <strong>für</strong> Wölfe, doch stellenweise e<strong>in</strong><br />
gefährlicher Konkurrent um Nahrung <strong>und</strong> Lebensraum (BOITANI 1992). Da es auch noch<br />
schwer ist, H<strong>und</strong>e- <strong>und</strong> Wolfsrisse ause<strong>in</strong>ander zu halten, werden die Menschen stets dem<br />
Wolf die Schuld an fast allen Übergriffen auf Weidetiere <strong>in</strong> der Region geben. Dabei geht<br />
man, z.B. <strong>in</strong> Italien davon aus, dass mehr als 50% der Schadensfälle von H<strong>und</strong>en verursacht<br />
werden.<br />
Wolfsjagd<br />
Um die Jagd <strong>in</strong> den Griff zu bekommen, sollte erst e<strong>in</strong>mal die Auswirkung der<br />
Bejagung auf die jeweilige Wolfspopulation e<strong>in</strong>geschätzt <strong>und</strong> notfalls revidiert werden.<br />
Kopfgelder gehören auf jeden Fall beseitigt. Genauso muss der E<strong>in</strong>satz von Gift <strong>und</strong><br />
motorisierten Fahrzeugen bei der Jagd untersagt werden.<br />
Es sollten Fortbildungen speziell <strong>für</strong> Jäger erstellt <strong>und</strong> angeboten werden. Diese<br />
sollten versuchen, die Missverständnisse über den Wolf aufzuklären <strong>und</strong> den Jägern se<strong>in</strong>en<br />
Platz <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf das Ökosystem zu erklären: se<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>igende Funktion als<br />
Aasfresser, se<strong>in</strong>e Ges<strong>und</strong>erhaltung der Beutepopulationen, <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e positiven Auswirkungen<br />
auf die Waldges<strong>und</strong>heit. Doch sollte auch klargemacht werden, dass illegales Töten von<br />
Wölfen <strong>in</strong>akzeptabel ist <strong>und</strong> hohe Strafen nach sich ziehen wird.<br />
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