Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...
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Werkzeuge des Wildtiermanagements – Das Konzept der Metapopulation<br />
Vertiefung: Habitatpatches<br />
Habitatpatches oder Patches s<strong>in</strong>d die Flächen, die von den e<strong>in</strong>zelnen Teilpopulationen<br />
besiedelt werden können (AMMLER et al. 1999).<br />
Geeignete Habitatpatches sollten e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>destgröße haben, die je nach<br />
Revierverhalten der Spezies im günstigsten Fall genug Platz <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e MVP (M<strong>in</strong>imum Viable<br />
Population) bieten sollten. Sie sollten genug Beute bieten, was aber <strong>in</strong> den meisten<br />
europäischen Ländern ke<strong>in</strong> Problem darstellt, denn Schalenwildbestände s<strong>in</strong>d im Allgeme<strong>in</strong>en<br />
hoch.<br />
Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit des Aussterbens e<strong>in</strong>er Metapopulation steigt, je weniger <strong>und</strong><br />
je kle<strong>in</strong>er diese Habitatfragmente s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> mit der s<strong>in</strong>kenden Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>er<br />
Rekolonisation. Da <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Patches auch nur wenige Tiere leben können, s<strong>in</strong>d diese<br />
verhältnismäßig kle<strong>in</strong>en Populationen auch stärker vom Aussterben bedroht.<br />
Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit des Individuenaustausches oder der Rekolonisation hängt u.a.<br />
von mehreren Faktoren ab:<br />
• Anzahl <strong>und</strong> Frequenz der Disperser<br />
• Gefahren auf dem Weg, wie Flüsse, Straßen oder Siedlungsgebiete<br />
• Barrieren wie e<strong>in</strong>gezäunte Autobahnen<br />
• Entfernung zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Patches<br />
• Die Qualität des Korridors (gemessen an der Landschaft <strong>und</strong> der Beutemenge)<br />
Zwei Teilpopulationen gelten als isoliert, wenn ke<strong>in</strong> Austausch von Weibchen stattf<strong>in</strong>den<br />
kann.<br />
Vertiefung: Wanderkorridore<br />
Laut dem Metapopulationskonzept sollten isolierte Populationen durch die Schaffung<br />
oder die Erhaltung von Korridoren verb<strong>und</strong>en werden (STORCH&SCHRÖDER 1996).<br />
Leider gibt es nur wenige Studien über Wanderkorridore <strong>für</strong> die großen Räuber<br />
SCHADT 1999). Das heißt wir wissen wenig über ihre nötige Länge, Beschaffenheit oder wie<br />
sie von den Tieren genützt werden.<br />
Am besten sollten Korridore aus Waldgebieten bestehen, die <strong>für</strong> die Auswanderung<br />
der Wildtiere geeignet s<strong>in</strong>d, denn sie bieten gleichzeitig Deckung <strong>und</strong> Beute. Solche<br />
Korridore, sollten erhalten werden, wo immer sie schon existieren, um die Mortalität der<br />
Auswanderer zu reduzieren.<br />
Abgesehen davon können dieselben Korridore auch von anderen Arten verwendet<br />
werden. So können die bekannten Großräuber als Flagschiffe verstanden werden, <strong>in</strong> deren<br />
Kielwasser auch andere weniger bekannte Arten geschützt werden können.<br />
E<strong>in</strong> Werkzeug der Visualisierung<br />
Im Allgeme<strong>in</strong>en können wir sagen, dass das Metapopulationskonzept dazu dient, den<br />
Blick des Wildtiermanagements auf die großräumigen Zusammenhänge zu richten. Das<br />
bedeutet, den Tierschutz über Organisationsgrenzen <strong>und</strong> Staatsgrenzen h<strong>in</strong>weg zu planen <strong>und</strong><br />
umzusetzen.<br />
Se<strong>in</strong> Zweck dient so nicht nur der wissenschaftlichen Analyse, sondern manchmal auch<br />
der Vermittlung e<strong>in</strong>er Vision <strong>für</strong> die Öffentlichkeit, der Visualisierung e<strong>in</strong>es Schutzkonzeptes,<br />
ganz ohne wissenschaftlichen Anspruch (STORCH&SCHRÖDER 1996).<br />
Somit ist das Metapopulationskonzept besonders <strong>für</strong> die großen Raubtiere von<br />
Interesse, die allesamt Arten mit großem Raumanspruch s<strong>in</strong>d.<br />
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