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Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...

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Der Niedergang des iberischen Luchses – Ökologie des iberischen Luchses<br />

Dispersalverhalten<br />

Vertiefung: Was ist noch mal Dispersal?<br />

Auswanderung (Dispersal) ist das B<strong>in</strong>demittel, der Teilpopulationen verb<strong>in</strong>det <strong>und</strong> die<br />

Verb<strong>in</strong>dung zwischen sonst getrennten Populationen ermöglicht. HOWARD (1960)<br />

beschreibt die Auswanderung als die Bewegung e<strong>in</strong>es Tieres aus se<strong>in</strong>em Ursprungsgebiet <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> neues Gebiet, wo es sich vielleicht vermehren kann.<br />

Auswanderer s<strong>in</strong>d meist junge Tiere, beim Säuger liegt der Schwerpunkt auf den<br />

Männchen, bei Vögeln auf den Weibchen. Diese Subadulten wandern ab, um Nahrungs- <strong>und</strong><br />

Partnerkonkurrenz zu vermeiden, das Inzuchtrisiko zu reduzieren <strong>und</strong> höhere<br />

Überlebenschancen <strong>für</strong> die eigenen Nachkommen zu gewährleisten. Adulte Tiere s<strong>in</strong>d<br />

nämlich <strong>in</strong> den Herausforderungen um Ressourcen, besonders Territorien <strong>und</strong><br />

Paarungspartner, ganz klar im Vorteil.<br />

Letztlich s<strong>in</strong>d die Gründe <strong>für</strong> die Auswanderung jedoch komplex <strong>und</strong> variieren von<br />

Spezies zu Spezies <strong>und</strong> von Habitat zu Habitat.<br />

Auswandernde Tiere, auch Disperser genannt, haben meist e<strong>in</strong>e höhere Sterblichkeit<br />

als Residente, was meist anthropogen bed<strong>in</strong>gt ist. Infrastruktur ist dabei nicht immer e<strong>in</strong>e<br />

Barriere, stellt aber e<strong>in</strong>e Mortalitätsquelle dar, genauso wie die illegale Bejagung (schießen<br />

oder mit Fallen), unbekanntes Terra<strong>in</strong>, Stress oder Unterernährung.<br />

Die Häufigkeit abwandernder Individuen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Spezies, <strong>in</strong> der Fachsprache<br />

Dispersalrate genannt, ist sehr bedeutsam <strong>für</strong> das erfolgreiche Management der Art, da es<br />

Aufschluss über Größe <strong>und</strong> Überlebensfähigkeit der Population gibt. Die Häufigkeit der<br />

Zuwanderung von neuen Individuen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Population entscheidet u.a. über die<br />

Notwendigkeit <strong>und</strong> Dr<strong>in</strong>glichkeit von Aufstockungen.<br />

Junge Luchse bleiben etwa 20 Monate bei ihrer Mutter, bevor sie dann maximal 30 km<br />

weit abwandern.<br />

Männchen <strong>und</strong> Weibchen wandern nicht nur genauso häufig ab, es konnten auch ke<strong>in</strong>e<br />

Unterschiede <strong>in</strong> den Dispersalentfernungen nachgewiesen werden (FERRERAS et al. 2000).<br />

Der Gr<strong>und</strong> da<strong>für</strong> könnte aber auch <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>zigen untersuchten Population im Nationalpark<br />

von Doñana zu f<strong>in</strong>den se<strong>in</strong>.<br />

Vertiefung: Untersuchungsgebiet Doñana Nationalpark<br />

Trotzdem ist der Park von Doñana e<strong>in</strong> hervorragendes Studiengebiet <strong>für</strong> den<br />

iberischen Luchs, denn es enthält mit der Reserva Biologica <strong>und</strong> Coto del Rey zwei kle<strong>in</strong>e<br />

stabile Metapopulationen <strong>und</strong> bietet e<strong>in</strong>e positive Mischung der Landnutzungsformen.<br />

Vertiefung: Die Abwanderung steigt mit der Beutedichte<br />

Auch e<strong>in</strong>e bestimmte Jahreszeit <strong>für</strong> die Auswanderung konnte nicht bestimmt werden,<br />

aber <strong>in</strong> Jahren mit e<strong>in</strong>er hohen Kan<strong>in</strong>chenpopulation konnten auch mehr Auswanderer<br />

festgestellt werden (FERRERAS et al. 2000). Diese Strategie soll wohl die Chancen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e<br />

erfolgreiche Auswanderung verbessern, denn dieselbe Beziehung konnte auch zwischen den<br />

Lynx canadensis <strong>und</strong> dem Schneeschuhhasen <strong>in</strong> Nordamerika nachgewiesen werden.<br />

Trotzdem sche<strong>in</strong>t Beutemangel im Nationalpark ke<strong>in</strong> Auswanderungsmotiv zu se<strong>in</strong>, denn es<br />

gab <strong>in</strong> den Jahren niedriger Beutedichte nicht mehr Auswanderer.<br />

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