Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...
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Werkzeuge des Wildtiermanagements – Populationsbiologie<br />
Populationsbiologie<br />
Die Schwierigkeiten kle<strong>in</strong>er Populationen<br />
Es ist sicher auch <strong>für</strong> uns nicht schwer nachzuvollziehen, dass zu kle<strong>in</strong>e Populationen<br />
viel bedrohter s<strong>in</strong>d als größere. Doch wieso?<br />
Als erstes wären da natürliche Katastrophen, wie Krankheiten, Dürre, Waldfeuer, oder<br />
Beuteverlust. Sie können wenige Individuen mit größerer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit komplett<br />
ausrotten.<br />
Als zweites kommen die so genannten demografischen Schwankungen, das s<strong>in</strong>d z.B.<br />
Variation <strong>in</strong> den Geburten- oder Sterbezahlen, oder das Geschlechterverhältnis; es werden<br />
zufällig ke<strong>in</strong>e oder wenig Weibchen geboren. Im Allgeme<strong>in</strong>en ist e<strong>in</strong>e Population umso<br />
stabiler, je mehr Weibchen sie enthält.<br />
Und nicht zuletzt ist da der Verlust an genetischer Variabilität, der die Anpassung<br />
erschwert <strong>und</strong> bis zu e<strong>in</strong>er Inzuchtdepression führen kann. Je weniger Individuen ihre Gene<br />
beitragen, desto wahrsche<strong>in</strong>licher ist der Verlust der Variabilität.<br />
Es ist wohl leicht vorstellbar, dass all diese Faktoren e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Population mit 10-20<br />
Individuen viel stärker bee<strong>in</strong>flussen als e<strong>in</strong>e mit 100 oder mehr.<br />
Und da diese Faktoren selten alle<strong>in</strong>e auftreten, sondern zusammen auf e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />
isolierte Population wirken können, ist diese <strong>in</strong> Gefahr, solange sie nicht e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>destzahl an<br />
Individuen hat.<br />
Doch welche ist diese M<strong>in</strong>destzahl?<br />
Die M<strong>in</strong>imum Viable Population<br />
Wie viele Tiere sollte e<strong>in</strong>e Population be<strong>in</strong>halten, um stabil zu se<strong>in</strong>?<br />
E<strong>in</strong>e Population, die e<strong>in</strong>e bestimmte Zeitdauer (meistens 100 Jahre) mit e<strong>in</strong>er<br />
festgelegten Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit (z.B. 95%) überlebt, wird als MVP, oder M<strong>in</strong>imum Viable<br />
Population bezeichnet (AMMLER et al 1999)<br />
Das heißt, dass die M<strong>in</strong>destzahl der Individuen wesentlich davon abhängt, wie lange<br />
<strong>und</strong> wie wahrsche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong>e Population überleben soll. Dabei sollten wir aber auch wissen,<br />
dass die MVP nicht die Gesamtzahl der Individuen, sondern die Gesamtzahl der sich<br />
fortpflanzenden Individuen me<strong>in</strong>t.<br />
Bei Wölfen z.B., paaren sich aus e<strong>in</strong>em Rudel immer nur die Alphatiere, auch wenn<br />
das Rudel vielleicht 10 Mitglieder hat. Bei solchen Arten ist die Gesamtzahl der Tiere<br />
natürlich höher als bei den Arten, wo die meisten Mitglieder an der Paarung teilnehmen.<br />
Zum Beispiel Bären. Diese s<strong>in</strong>d polygam, was bedeutet, dass sich e<strong>in</strong>e Bär<strong>in</strong> <strong>in</strong> der<br />
Paarungszeit manchmal mit mehreren Männchen paart, <strong>und</strong> die Männchen auch oft mit mehr<br />
als e<strong>in</strong>em Weibchen. Hier reichen natürlich weitaus kle<strong>in</strong>ere Individuenzahlen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e MVP.<br />
Natürlich wird die MVP auch von den Gefahren mitbestimmt, die der Population an<br />
ihrem Standort drohen.<br />
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