Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...

Die Rückkehr des Wolfes – Lösungen für den Wolfsschutz
Anwohner
Der Schutz des Wolfes hat nur eine Zukunft, wenn er von der Bevölkerung vor Ort
mitgetragen wird. Die Beteiligung, Sympathie oder zumindest die Toleranz der Anwohner
sollte von Anfang an gesichert werden (KLINGHAMER 1979). Dazu sollten die Menschen
vor Ort von Anfang an in den Planungsprozess integriert werden, z.B. über ein öffentliches
Forum, Bürgerbeauftragte, Meinungsmacher, offene Informationsversammlungen und
Workshops. So soll gemeinsam mit allen Interessengruppen ein gemeinsames Leitbild zum
Wolfsschutz entwickelt werden, indem möglichst viele Beteiligte ihre Interessen
berücksichtigt sehen.
Informationskampagnen sollten versuchen, den Menschen einfühlsam die wahre Natur
der Wölfe zu beschreiben, und so den alten Vorurteilen entgegenzuwirken. Solche
Kampagnen sollten am besten professionell geplant und durchgeführt werden, wenn die
Mittel dies zulassen.
Besonders in strukturschwachen Gebieten wie den Karpaten, die jedoch einer Vielzahl
seltener Tiere wie Wolf, Bär, Luchs, Wisent oder Kaiseradler eine Heimat bieten, sollte der
Tourismus für die Bevölkerung als zukunftsfähiger Wirtschaftsfaktor gefördert werden.
Geführte Abenteuertouren, Wolfszentren, oder ein Wolfslogo könnten den Wolf in solchen
meist ärmlichen Regionen auch ökonomisch interessanter machen. Wanderer und
Outdoorsportler aus den naturfremden Städten legen Wert auf das Erleben unberührter Natur,
und obgleich Wölfe schwer zu beobachten sind, so vermittelt das Wissen um ihre Existenz
den naturbewussten Menschen ein gutes Gefühl, für das sie vielleicht bereit sind, auch etwas
mehr zu zahlen.
Forschung
Der Wolf ist sicherlich eine der am besten erforschten Spezies weltweit. Doch
besonders durch seine hohe Anpassungsfähigkeit liefert er uns immer wieder neue Daten, die
wertvoll für zukünftige Entscheidungen sind.
Einige Aspekte seiner Biologie verdienen aber immer noch besondere Aufmerksamkeit.
Genetische Studien können die Identität des europäischen Canis lupus festlegen
und helfen, bei Managemententscheidungen genetische Gesichtspunkte stärker zu berücksichtigen.
Wenig ist über das Dispersalverhalten des Wildhundes in Europa bekannt, und doch
ist gerade diese Fähigkeit der Spezies wesentlich für ihren derzeitigen Erfolg verantwortlich.
In Nordamerika gibt es schon zahlreiche Erfahrungen mit der Wiedereinbürgerung und der
Umsiedlung von Grauwölfen (FRITTS 1993), auf die man bei solchen Vorhaben in Europa
zurückgreifen sollte.
Die weitergehende Erforschung der Populationsdynamik könnte erlauben, die MVP
genauer zu bestimmen, und so besser die Lebensfähigkeit der Wolfspopulationen beschreiben.
Doch auch weitere Themen sind noch von Interesse: Die Toleranz des Wolfes gegenüber
Menschen, seine Räuber-Beute-Beziehungen, Monitoring, Habitatmodellierung, oder auch
indirekt die Wirksamkeit verschiedener Schutzmaßnahmen und –systeme zur Wolfsabwehr.
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