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Klassifikation von Mustern

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10 KAPITEL 1. EINFÜHRUNG (VK.1.3.3, 16.03.2003)<br />

1.1 Allgemeines<br />

Worte können die Wahrheit nie so darstellen,<br />

wie sie ist. (TAHUI)<br />

Worte vermitteln die Wahrheit, wenn sie richtig<br />

verstanden werden. (MIAO–HSI)<br />

Mit der Entwicklung <strong>von</strong> Digitalrechnern, deren Leistungsfähigkeit in den letzten Jahrzehnten<br />

ständig erhöht wurde und auch in den nächsten Jahren weiter gesteigert werden wird, ist die<br />

Möglichkeit gegeben, äußerst komplizierte Prozesse der Informationsverarbeitung zu untersuchen,<br />

zu modellieren und zu simulieren. Eine interessante und wichtige Form der Informationsverarbeitung<br />

sind die perzeptiven Fähigkeiten <strong>von</strong> Lebewesen, insbesondere <strong>von</strong> Wirbeltieren.<br />

Zur Perzeption wird hier das Bemerken, Auswerten und Interpretieren <strong>von</strong> Sinneseindrücken<br />

gerechnet, wobei für den Menschen optische und akustische Eindrücke besonders wichtig sind.<br />

Jede zielgerichtete menschliche Aktivität erfordert Perzeption, und jeder ist in der Lage, ungeheure<br />

Mengen <strong>von</strong> Sinneseindrücken zu verarbeiten. Trotzdem läuft diese Verarbeitung weitgehend<br />

unbewusst ab, und die dabei erforderlichen Operationen und Algorithmen sind weitgehend<br />

unbekannt. Das wird spätestens dann deutlich, wenn man versucht, einige perzeptive Leistungen<br />

beispielsweise durch ein Rechnerprogramm zu simulieren. Die schwierigen Probleme bei der<br />

Erforschung menschlicher (und maschineller) Perzeption werden aus folgendem Zitat deutlich:<br />

Recently I was trying to explain to an intelligent woman the problem of understanding<br />

how it is that we perceive anything at all, and I was not having any success.<br />

She could not see why there was a problem.<br />

Finally in despair I asked her how she herself thought she saw the world. She replied<br />

that she probably had somewhere in her head something like a little television set.<br />

“So who”, I asked “is looking at it?” — She now saw the problem immediately.<br />

F.H.C. Crick: Thinking About the Brain. Scientific American 241, No. 3. (1979) 181-188.<br />

Die Untersuchung der mathematisch–technischen Aspekte der Perzeption ist nicht nur <strong>von</strong> wissenschaftlichem<br />

Interesse, vielmehr verspricht ein gründlicheres Verständnis derselben zahlreiche<br />

Anwendungsmöglichkeiten, <strong>von</strong> denen einige im Abschnitt 1.7 genannt werden.<br />

Forschungs– und Entwicklungsaktivitäten, welche die mathematisch–technischen Aspekte<br />

der Perzeption betreffen, sind das Gebiet der Mustererkennung im weiten Sinne. Einige damit<br />

zusammenhängende Begriffe werden im nächsten Abschnitt genauer definiert. Dagegen werden<br />

mathematisch–biologische Aspekte hier nicht betrachtet, da sie in den Bereich der Biokybernetik,<br />

Physiologie und Psychologie gehören. Die Frage, ob Maschinen überhaupt zur Perzeption<br />

fähig sind, ist hier belanglos. Es steht außer Frage, dass Perzeption möglich ist, wie <strong>von</strong> den<br />

Organismen demonstriert wird. Bisher ist kein Naturgesetz bekannt, welches die Simulation<br />

<strong>von</strong> perzeptiven Leistungen durch Maschinen ausschließt. Es sei betont, dass es in der Mustererkennung<br />

vorrangig um die Simulation einer perzeptiven Leistung geht und weniger um die<br />

Modellierung oder Kopierung der dafür in Organismen eingesetzten Algorithmen. Beispielsweise<br />

kommt es also darauf an, gesprochene Sprache mit einer Maschine ähnlich zuverlässig<br />

zu erkennen wie ein Mensch; aber es kommt nicht darauf an, es genauso wie der Mensch zu<br />

machen, also Ohr und Sprachzentrum des Gehirns mit Maschinen möglichst genau zu modellieren.<br />

Ein Standardbeispiel in diesem Zusammenhang sind Vögel und Flugzeuge: Erstere<br />

demonstrieren, dass Fliegen möglich ist, beide nutzen das physikalische Prinzip des Auftriebs,<br />

aber das Antriebsverfahren ist bei beiden völlig verschieden („Flugzeuge schlagen nicht mit den<br />

Flügeln“).

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