Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2005 - Beispielklagen
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Drucksache 16/160 – 114 – Deutscher Bun<strong>des</strong>tag – 16. Wahlperiode<br />
<strong>des</strong> AFZ Nord 29 Euro. Bei vergleichbar großen, verpachteten<br />
Polizeiküchen der Länder kostete eine übliche<br />
Tagesverpflegung 8 Euro bis 12 Euro.<br />
Bereits im Jahre 1994 hatte die Bun<strong>des</strong>regierung in ihrem<br />
„Fortschrittsbericht über die Missbrauchsbekämpfung<br />
und Anpassung von öffentlichen Leistungen an veränderte<br />
Rahmenbedingungen“ die Bun<strong>des</strong>polizei aufgefordert<br />
zu prüfen, ob Kantinen und Großküchen zusammengelegt<br />
und dadurch Einsparungen erzielt werden könnten.<br />
Die Bun<strong>des</strong>polizei prüfte dies jedoch zunächst nicht.<br />
Der Bun<strong>des</strong>rechnungshof hatte in den vergangenen Jahren<br />
mehrfach Empfehlungen ausgesprochen, wie die<br />
Großküchen besser bewirtschaftet werden können. In den<br />
Jahren 1996 und 1999 hatte er dem Bun<strong>des</strong>ministerium<br />
<strong>des</strong> Innern (Bun<strong>des</strong>ministerium) empfohlen, entsprechend<br />
der geringeren Zahl der Essensteilnehmer weniger<br />
Küchenpersonal einzusetzen. Das Bun<strong>des</strong>ministerium<br />
verwies jeweils darauf, dass es ein neues Konzept für die<br />
Großküchen erarbeite. Den Personalbestand verringerte<br />
es nur in Einzelfällen. Im September 2001 legte die Bun<strong>des</strong>polizeidirektion<br />
Koblenz (Direktion) einen im Auftrag<br />
<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>ministeriums erstellten Bericht vor. Darin<br />
empfahl sie u. a., die Küchen IT-unterstützt zu bewirtschaften<br />
und verstärkt Convenienceprodukte zu verwenden.<br />
Die Öffnungszeiten sollten auf den Bedarf der Essensteilnehmer<br />
ausgerichtet und die Küchen in den Zeiten<br />
schwacher Nachfrage geschlossen werden. Die Arbeitszeiten<br />
der Küchenkräfte sollten beispielsweise durch Teilzeitarbeit<br />
den Öffnungszeiten angepasst werden. Diese<br />
optimierte Bewirtschaftung ermögliche einen reduzierten<br />
Personaleinsatz und verringere damit die Personalausgaben.<br />
Durch eine zentrale Beschaffung der Waren könnten<br />
die Großküchen zudem Sachmittel einsparen. Die Direktion<br />
schlug weiterhin vor, die Großküchen und Kantinen<br />
an den Schulungsstandorten zusammenzulegen und privat<br />
betreiben zu lassen. Dies spare erhebliche weitere Personalausgaben<br />
ein.<br />
Das Bun<strong>des</strong>ministerium folgte den Vorschlägen der Direktion<br />
nicht und setzte im Juni 2003 eine neue Projektgruppe<br />
ein, die wiederum Verbesserungsvorschläge für<br />
die Großküchen erarbeiten sollte. Diese Projektgruppe<br />
lehnte es in ihrem Bericht vom September 2004 ab, die<br />
Großküchen von Privaten betreiben zu lassen. Sie war der<br />
Auffassung, ein privater Kantinenbetreiber könne die<br />
Verpflegung der Bun<strong>des</strong>polizei nicht in allen Einsatzlagen<br />
und zu jeder Tages- und Nachtzeit sicherstellen.<br />
7.2<br />
Der Bun<strong>des</strong>rechnungshof hat beanstandet, dass das Bun<strong>des</strong>ministerium<br />
trotz wiederholter Aufforderung in den<br />
vergangenen zehn Jahren die Bewirtschaftung der Großküchen<br />
bis heute nicht wesentlich verbessert hat.<br />
Er hat empfohlen, die Vorschläge der Direktion zum Betriebsablauf<br />
in den Großküchen an den Standorten der<br />
Bun<strong>des</strong>polizeiabteilungen und der Schulungseinrichtungen<br />
umzusetzen. Nach Einschätzung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rech-<br />
nungshofes könnte der Bun<strong>des</strong>haushalt dadurch um jährlich<br />
min<strong>des</strong>tens 5 Mio. Euro entlastet werden. Darüber<br />
hinaus hat der Bun<strong>des</strong>rechnungshof angeregt, die Großküchen<br />
und Kantinen an den Standorten der Schulungseinrichtungen<br />
zusammenzulegen und ggf. auch durch Private<br />
bewirtschaften zu lassen.<br />
7.3<br />
Das Bun<strong>des</strong>ministerium hat anerkannt, dass die Verpflegung<br />
der Bun<strong>des</strong>polizei-Kräfte neu organisiert werden<br />
muss. Die Verbesserungsvorschläge der Direktion hätten<br />
allerdings standortspezifische oder einsatztaktische Besonderheiten<br />
nicht ausreichend berücksichtigt. Deshalb<br />
habe man erneut eine Projektgruppe eingesetzt. Den Abschlussbericht<br />
aus dem Jahre 2004 müsse die Projektgruppe<br />
aufgrund von Stellungnahmen der Fachreferate<br />
der Abteilung Bun<strong>des</strong>polizei im Bun<strong>des</strong>ministerium<br />
überarbeiten. Bis zum Jahresende <strong>2005</strong> werde eine neue<br />
Verpflegungskonzeption fertig gestellt sein.<br />
7.4<br />
Der Bun<strong>des</strong>rechnungshof beanstandet weiterhin, dass das<br />
Bun<strong>des</strong>ministerium eine neue Verpflegungskonzeption<br />
für die Bun<strong>des</strong>polizei nicht mit dem erforderlichen Nachdruck<br />
verfolgt, obwohl die Großküchen seit Jahren unwirtschaftlich<br />
betrieben werden. Der Bun<strong>des</strong>rechnungshof<br />
hält es für dringend erforderlich, die Bewirtschaftung<br />
der Großküchen an den Standorten der Bun<strong>des</strong>polizeiabteilungen<br />
und der Schulungseinrichtungen zu verbessern.<br />
Er bleibt darüber hinaus bei seiner Empfehlung, an den<br />
Standorten der Schulungseinrichtungen die Großküchen<br />
und Kantinen zusammenzulegen und eine Bewirtschaftung<br />
durch Private in die Überlegungen einzubeziehen.<br />
Das Bun<strong>des</strong>ministerium sollte sicherstellen, dass die Optimierung<br />
<strong>des</strong> Großküchenbetriebes nicht weiter verzögert<br />
wird.<br />
8 Weit überhöhte Honorare für<br />
eGovernment-Berater<br />
(Kapitel 0602)<br />
8.0<br />
Das Bun<strong>des</strong>ministerium <strong>des</strong> Innern hat die Planung seiner<br />
Strategie zur Koordinierung der eGovernment-Initiative<br />
„BundOnline <strong>2005</strong>“ im Jahre 2001 an ein Beratungsunternehmen<br />
ohne EU-weiten Wettbewerb vergeben. Der<br />
Auftragswert belief sich auf etwa 1,5 Mio. Euro. Die gezahlten<br />
Honorare waren doppelt so hoch wie damals am<br />
Beratermarkt üblich. Das Bun<strong>des</strong>ministerium <strong>des</strong> Innern<br />
verlängerte zunächst den Vertrag aufgrund einer vereinbarten<br />
Option und erteilte später mehrfach Folgeaufträge<br />
in Höhe von insgesamt 6,5 Mio. Euro. Dadurch entstand<br />
dem Bund bis zum Jahre 2002 ein Mehraufwand von über<br />
2,2 Mio. Euro.