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Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2005 - Beispielklagen

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Deutscher Bun<strong>des</strong>tag – 16. Wahlperiode – 13 – Drucksache 16/160<br />

2.2 Ausgabenentwicklung und -struktur<br />

Auf der Ausgabenseite fallen vor allem die Belastungen<br />

im Sozialbereich ins Gewicht. Erstmals in der Geschichte<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>haushalts entfällt mehr als die Hälfte <strong>des</strong> veranschlagten<br />

Haushaltsvolumens auf den Sozialbereich.<br />

Der erneute Anstieg beruht ganz überwiegend auf den<br />

drastisch gestiegenen Ausgaben für den Arbeitsmarkt.<br />

Zusammen mit den Zinsausgaben beanspruchen die<br />

Sozialausgaben mittlerweile rund zwei Drittel <strong>des</strong> Haushaltsvolumens.<br />

Noch dramatischer verläuft die Entwicklung<br />

im Verhältnis zu den Steuereinnahmen. Unter Berücksichtigung<br />

der sich abzeichnenden Mehrausgaben für<br />

den Arbeitsmarkt werden im Jahre <strong>2005</strong> rechnerisch mehr<br />

als 90 % der Steuereinnahmen für Sozial- und Zinsausgaben<br />

verwendet. Der Anteil der für Investitionen verwendeten<br />

Haushaltsmittel ist demgegenüber weiter rückläufig.<br />

Nicht einmal 9 % der Gesamtausgaben fließen in den<br />

Investitionsbereich; das ist weniger als ein Siebtel der<br />

veranschlagten Ausgaben für Soziales und Zinsen. Wenn<br />

nicht unverzüglich gegengesteuert wird, droht dem Bund<br />

eine weitgehende finanzielle Handlungsunfähigkeit<br />

(Nr. 2.2.1 der <strong>Bemerkungen</strong>).<br />

Innerhalb der Sozialausgaben bilden nach wie vor die<br />

Leistungen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> an die Rentenversicherung den<br />

größten Ausgabenblock. Die Folgen der Finanzierungslücke<br />

zwischen Einnahmen und Ausgaben in der Rentenversicherung<br />

hat der Bun<strong>des</strong>haushalt zu tragen. Rund ein<br />

Drittel der Rentenversicherungsausgaben kommen direkt<br />

aus dem Bun<strong>des</strong>haushalt. Fast 31 % der Gesamtausgaben<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>haushalts entfallen auf den Rentenbereich.<br />

Die Rentenleistungen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> haben sich damit innerhalb<br />

von zehn Jahren verdoppelt. Ungeachtet verschiedener<br />

Maßnahmen zur Stabilisierung der Rentenfinanzen<br />

bleibt der Bun<strong>des</strong>haushalt auf absehbare Zeit in struktureller<br />

Abhängigkeit von den Rentenfinanzen. Verschärft<br />

wird die Problematik durch die Belastungen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong><br />

aus den übrigen Altersicherungssystemen (Bun<strong>des</strong>verwaltung,<br />

ehemalige Sondervermögen Bahn und Post,<br />

Landwirtschaft). Im Haushaltsjahr <strong>2005</strong> verschlingen die<br />

Gesamtausgaben für die Alterssicherung mit rund<br />

93 Mrd. Euro etwa die Hälfte der Steuereinnahmen <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong>. Sie wären noch höher, wenn der Bund seine Zahlungsverpflichtungen<br />

im Bereich der Postpensionen nicht<br />

zulasten künftiger Bun<strong>des</strong>haushalte verschoben hätte<br />

(Nr. 2.2.2 der <strong>Bemerkungen</strong>).<br />

Die Arbeitsmarktausgaben <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> sind dramatisch<br />

gestiegen. Dies ist zum einen auf die nach wie vor<br />

schwierige Situation am Arbeitsmarkt, zum anderen aber<br />

auch auf die Einführung der neuen Grundsicherung für<br />

Arbeitsuchende zurückzuführen. Der Bund trägt die finanzielle<br />

Hauptlast der mit „Hartz IV“ bezeichneten Zusammenführung<br />

der bisherigen Arbeitslosenhilfe und der<br />

Sozialhilfe. Die im Bun<strong>des</strong>haushalt <strong>2005</strong> für den Arbeitsmarkt<br />

veranschlagten rund 34 Mrd. Euro werden bei weitem<br />

nicht ausreichen, um den Ausgabebedarf in diesem<br />

Jahr abzudecken. Der in den letzten Jahren zu beobachtende<br />

Trend einer unzureichenden Veranschlagung der<br />

Arbeitsmarktausgaben im Bun<strong>des</strong>haushalt setzt sich damit<br />

fort. Es bleibt abzuwarten, ob die Einführung der<br />

neuen Grundsicherung für Arbeitsuchende zumin<strong>des</strong>t<br />

mittelfristig zu Entlastungen im Bun<strong>des</strong>haushalt führen<br />

wird (Nr. 2.2.3 der <strong>Bemerkungen</strong>).<br />

Die Zinsen bilden nach den Sozialausgaben den zweitgrößten<br />

Ausgabenblock im Bun<strong>des</strong>haushalt. Das im<br />

Langzeitvergleich niedrige Zinsniveau und die zur Schuldentilgung<br />

eingesetzten Einnahmen aus der Versteigerung<br />

der Mobilfunklizenzen haben bewirkt, dass die Zinsausgaben<br />

in den letzten Jahren sogar rückläufig waren. Diese<br />

günstige Tendenz wird sich nicht fortsetzen, denn die<br />

hohe Neuverschuldung in den letzten Jahren lässt die<br />

Zinslast wieder anwachsen. Auch der Anteil der Zinsen<br />

am Haushaltsvolumen dürfte wieder steigen (Nr. 2.2.4 der<br />

<strong>Bemerkungen</strong>).<br />

Durch die seit Jahrzehnten neu aufgenommenen Kredite<br />

im Bun<strong>des</strong>haushalt und bei den Sondervermögen <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong> wurden zwar kurzfristige Freiräume für die Haushaltsfinanzierung<br />

gewonnen. Diese Freiräume wurden jedoch<br />

durch die Folgebelastungen in Form wachsender<br />

Zinsausgaben wieder erheblich eingeschränkt. Der Preis<br />

der hohen Schuldenaufnahmen in der Vergangenheit ist<br />

eine zunehmende strukturelle Belastung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>haushalts<br />

mit Zinsausgaben. In wenigen Jahren wird die Zinslast<br />

im Bun<strong>des</strong>haushalt doppelt so hoch sein wie die<br />

Summe der investiven Ausgaben. Einen Ausweg aus dieser<br />

Verschuldungsfalle zu finden, wird zunehmend<br />

schwieriger (Nr. 2.2.5 der <strong>Bemerkungen</strong>).<br />

2.3 Einnahmenentwicklung und -struktur<br />

Die Steuereinnahmen als mit Abstand wichtigste Einnahmequelle<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>haushalts halten mit den Belastungen<br />

auf der Ausgabenseite nicht Schritt. In den letzten<br />

Jahren stagnierten sie oder waren sogar rückläufig. Nach<br />

dem Ergebnis der Steuerschätzung vom Mai <strong>2005</strong> wird<br />

das Steueraufkommen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> im Haushaltsjahr <strong>2005</strong><br />

um fast 12 Mrd. Euro unter dem <strong>des</strong> Jahres 2000 liegen,<br />

während die Ausgaben im gleichen Zeitraum um rund<br />

10 Mrd. Euro gestiegen sind. Für den Zeitraum 2006 bis<br />

2008 ist mit rund 36 Mrd. Euro weniger an Steuereinnahmen<br />

für den Bund zu rechnen, als noch in der Steuerschätzung<br />

ein Jahr zuvor angenommen worden war. Allein<br />

für das Haushaltsjahr 2006 unterschreiten die<br />

erwarteten Steuereinnahmen die Planungszahlen <strong>des</strong> letzten<br />

Finanzplans um rund 11 Mrd. Euro und die <strong>des</strong> vorletzten<br />

Finanzplans sogar um rund 30 Mrd. Euro. In den<br />

letzten zehn Jahren mussten die Steuereinnahmeprognosen<br />

regelmäßig – mit zum Teil drastischen Abschlägen –<br />

nach unten korrigiert werden. Hierdurch entstanden bei<br />

der Fortschreibung der Haushalts- und Finanzplanung erhebliche<br />

Finanzierungslücken, die ganz überwiegend<br />

durch eine höhere Nettokreditaufnahme und durch Privatisierungserlöse<br />

gedeckt wurden. Angesichts dieser bedenklichen<br />

Entwicklung wiederholt der Bun<strong>des</strong>rechnungshof<br />

seine Empfehlung, Steuereinnahmen künftig<br />

zurückhaltender einzuschätzen (Nr. 2.3.1 der <strong>Bemerkungen</strong>).<br />

Der Rückgang <strong>des</strong> Steueraufkommens <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> beruht<br />

zu einem nicht unwesentlichen Teil auf einer Reihe von

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