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Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2005 - Beispielklagen

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Deutscher Bun<strong>des</strong>tag – 16. Wahlperiode – 143 – Drucksache 16/160<br />

21 Hohe Betriebskosten für veraltetes,<br />

aussonderungsbedürftiges Aufklärungssystem<br />

(Kapitel 1419 u. a.)<br />

21.0<br />

Die Bun<strong>des</strong>wehr betreibt ein Aufklärungssystem für elektronische<br />

Signale, <strong>des</strong>sen Trägerflugzeuge und Missionsausrüstungen<br />

inzwischen so veraltet sind, dass es seine<br />

Aufgaben schon seit Jahren nicht mehr annähernd erfüllen<br />

kann. Obwohl die Betriebskosten <strong>des</strong> gesamten Systems<br />

(Trägerflugzeuge und Missionsausrüstungen) von<br />

jährlich rund 26 Mio. Euro in keinem angemessenen Verhältnis<br />

zu seinem militärischen Nutzen stehen, plant die<br />

Bun<strong>des</strong>wehr nur eine schrittweise Außerdienststellung bis<br />

zum Jahre 2010. Bis zu diesem Zeitpunkt werden sich die<br />

Betriebskosten auf rund 110 Mio. Euro summiert haben.<br />

Dieser Betrag könnte für militärisch effizientere Investitionen<br />

eingesetzt werden.<br />

21.1<br />

Die Bun<strong>des</strong>wehr betreibt seit rund 35 Jahren ein luftgestütztes<br />

Aufklärungssystem (System), das weiträumig<br />

Fernmel<strong>des</strong>ignale und andere elektronische Signale erfassen<br />

und auswerten soll. Es besteht derzeit noch aus drei<br />

Trägerflugzeugen und zwei Missionsausrüstungen (Aufklärungstechnik),<br />

deren Betriebskosten mit jährlich rund<br />

26 Mio. Euro anzusetzen sind.<br />

Der Bun<strong>des</strong>rechnungshof prüfte in den Jahren 2003 und<br />

2004 die Planung für die Aussonderung <strong>des</strong> Systems und<br />

stellte dazu fest:<br />

Das System ist inzwischen so veraltet, dass es seine militärischen<br />

Aufgaben schon seit Jahren nicht mehr annähernd<br />

erfüllen kann. So stellte der militärische Bedarfsträger<br />

schon im Jahre 2002 in seiner Forderung an die<br />

„Luftgestützte weiträumige Überwachung und Aufklärung“<br />

zur Aufgabenerfüllung <strong>des</strong> vorhandenen Systems<br />

fest: „…Die Bun<strong>des</strong>wehr verfügt somit nicht über bedarfsgerechte<br />

Fähigkeiten zur signalerfassenden weiträumigen<br />

Überwachung und Aufklärung. Der Verlust der<br />

vorhandenen stark eingeschränkten Fähigkeiten ist absehbar…“.<br />

Das Kommando Strategische Aufklärung zählte<br />

dazu insbesondere folgende Defizite auf:<br />

● Die Sensorik ist im Verhältnis zur realen Signalumwelt<br />

unzureichend.<br />

● Die Stehzeiten im Einsatzgebiet sind zu gering.<br />

● Eine kontinuierliche Überwachung und Aufklärung<br />

großräumiger Einsatzgebiete ist nicht möglich.<br />

● Die Aufklärungsergebnisse können nicht verzugslos<br />

übermittelt werden.<br />

● Der Fähigkeitsverlust schreitet durch die zunehmende<br />

Überalterung der Systeme fort.<br />

Zudem ist die Einsatzbereitschaft <strong>des</strong> Systems so niedrig,<br />

dass in der Regel keine zwei Aufklärungsflugzeuge gleich-<br />

zeitig eingesetzt werden können. Ursprünglich vorgesehene<br />

Kampfwertanpassungen erwiesen sich angesichts der<br />

geringen Restnutzungszeit als zu teuer.<br />

Die Bun<strong>des</strong>wehr plante, das System bis zum Jahre 2010 in<br />

Betrieb zu halten und nur schrittweise außer Dienst zu<br />

stellen. Die existierenden Fähigkeiten <strong>des</strong> Systems sollen<br />

in diesem Zeitraum mit laufenden technischen Änderungen,<br />

die jährlich etwa 1 Mio. Euro kosten, erhalten werden.<br />

Ein Nachfolgesystem, das mit Hilfe unbemannter<br />

Aufklärungsflugzeuge betrieben werden soll, wird nach<br />

den bisherigen Planungen im Jahre 2012 voll einsetzbar<br />

sein.<br />

21.2<br />

Der Bun<strong>des</strong>rechnungshof hat das zögerliche außer Dienst<br />

Stellen <strong>des</strong> vorhandenen, nach Darstellung <strong>des</strong> militärischen<br />

Bedarfsträgers völlig unzureichenden Systems kritisiert.<br />

Er hat darauf verwiesen, dass sich die Betriebskosten<br />

bis zum Jahre 2010 auf rund 110 Mio. Euro summieren<br />

werden. Dieser Betrag, dem nach den jetzigen Systemleistungen<br />

kein adäquater militärischer Nutzen gegenübersteht,<br />

könnte für militärische Investitionen besser<br />

eingesetzt werden.<br />

Der Bun<strong>des</strong>rechnungshof hat empfohlen, das veraltete<br />

System so schnell wie möglich und vollständig außer<br />

Dienst zu stellen, zu prüfen, ob die Beschaffung eines<br />

Nachfolgesystems bedarfsgerecht ist und ggf. <strong>des</strong>sen Bereitstellung<br />

mit Nachdruck zu verfolgen.<br />

Darüber hinaus sollten die Trägerflugzeuge <strong>des</strong> jetzigen<br />

Systems umgehend verwertet werden, damit evtl. Verwertungserlöse<br />

nicht durch Zeitablauf geschmälert werden.<br />

21.3<br />

Das Bun<strong>des</strong>ministerium hat eingeräumt, ein überaltertes<br />

und stark leistungsgemindertes System zu betreiben. Es<br />

hat ebenfalls eingeräumt, dass mit einem Aufwand von<br />

jährlich rund 1 Mio. Euro nur die jetzigen (unzureichenden)<br />

Fähigkeiten <strong>des</strong> Systems erhalten, nicht aber verbessert<br />

werden können.<br />

Das Bun<strong>des</strong>ministerium verweist jedoch auf einen gewissen<br />

Restnutzen <strong>des</strong> Systems und will daher der Empfehlung<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rechnungshofes, das veraltete System sofort<br />

außer Dienst zu stellen, noch nicht folgen. Es gibt zu<br />

bedenken, dass trotz der starken Einschränkungen ein<br />

Verzicht auf die Fähigkeiten <strong>des</strong> Systems über einen Zeitraum<br />

von sechs Jahren bis zur Einführung eines Nachfolgesystems<br />

nicht hinnehmbar sei, und verweist auf seine<br />

internationalen Verpflichtungen. Eine grundsätzliche Fähigkeitslücke<br />

werde von den NATO-Partnern nur dann<br />

akzeptiert, wenn anhand einer konkreten Projektplanung<br />

eine Verbesserung der eigenen Fähigkeiten in einem überschaubaren<br />

Zeitraum vermittelt werden könne.<br />

Das Bun<strong>des</strong>ministerium hat allerdings in Aussicht gestellt,<br />

den geplanten Nutzungszeitraum bis zum Jahre<br />

2010 erneut unter operationellen und auch wirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten zu überprüfen und zu bewerten.

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