Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2005 - Beispielklagen
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Deutscher Bun<strong>des</strong>tag – 16. Wahlperiode – 97 – Drucksache 16/160<br />
ECOFIN-Rat vor, der mit qualifizierter Mehrheit darüber<br />
entscheidet, ob in dem betroffenen Mitgliedstaat ein übermäßiges<br />
Defizit besteht. In der Folge richtet der Rat eine<br />
Empfehlung an den betroffenen Mitgliedstaat mit dem<br />
Ziel, das übermäßige Defizit zu korrigieren. Gelingt dies<br />
nicht, so kann gegenüber dem Mitgliedstaat eine Sanktion<br />
– z. B. eine unverzinsliche Einlage von bis zu 0,5 % <strong>des</strong><br />
Bruttoinlandsproduktes – ausgesprochen werden. Besteht<br />
das übermäßige Defizit auch danach weiter, so kann<br />
die Einlage in eine nicht rückzahlbare Geldbuße umgewandelt<br />
werden.<br />
2.8.1.2 Entwicklung von Schuldenstand und<br />
Staatsdefizit<br />
Seit Einführung <strong>des</strong> haushaltspolitischen Meldeverfahrens<br />
im Jahre 1993 haben sich Schuldenquote und Defizitquote<br />
in Deutschland unterschiedlich entwickelt:<br />
● Der öffentliche Schuldenstand hat sich gegenüber<br />
1993 aufgrund der beschriebenen erheblichen Schuldenzuwächse<br />
vor allem beim Bund (vgl. Nr. 2.6) er-<br />
Prozent vom BIP<br />
80,0<br />
70,0<br />
60,0<br />
48,1 %<br />
46,0 %<br />
50,0<br />
40,0<br />
30,0<br />
20,0<br />
10,0<br />
55,6 %<br />
Entwicklung der Schuldenquote 1<br />
heblich erhöht. Nach einer kurzen Konsolidierungsphase<br />
in den Jahren 2000 und 2001 – vor allem dank<br />
der günstigen Wirtschaftsentwicklung und der zur<br />
Schuldentilgung eingesetzten Erlöse aus der Versteigerung<br />
der Mobilfunklizenzen – steigt die Gesamtverschuldung<br />
seit dem Jahre 2002 wieder an und wird<br />
zum Jahresende <strong>2005</strong> voraussichtlich rund 67 % <strong>des</strong><br />
Bruttoinlandsproduktes betragen (vgl. Abbildung 19).<br />
● Die Defizitquote hat sich seit dem Jahre 1993 zwischen<br />
1,4 % und 3,8 % <strong>des</strong> Bruttoinlandsproduktes bewegt.<br />
Nachdem das Defizit in den Jahren 1999 und<br />
2000 seine niedrigsten Werte erreichte, hat es sich danach<br />
innerhalb von zwei Jahren mehr als verdoppelt;<br />
es lag in den Jahren 2003 und 2004 mit 3,8 % bzw.<br />
3,6 % <strong>des</strong> Bruttoinlandsproduktes sogar deutlich höher<br />
als im „Rezessionsjahr“ 1993 mit 3,0 % (vgl.<br />
Abbildung 20). Für das Jahr <strong>2005</strong> ist wiederum – und<br />
damit zum vierten Mal hintereinander – mit einer<br />
deutlichen Überschreitung der Obergrenze von 3 % zu<br />
rechnen.<br />
58,4 % 59,6 % 59,8 % 60,2 % 59,2 % 58,3 % 59,7 %<br />
779 857 1 028 1 096 1 142 1 175 1 210 1 222 1 233 1 284 1 366<br />
Abbildung 19<br />
1 437 rd.1 500<br />
Schulden<br />
in Mrd. Euro<br />
1 Unter Berücksichtigung der im Frühjahr <strong>2005</strong> vom Statistischen Bun<strong>des</strong>amt veröffentlichten Ergebnisse der Revision der VGR; <strong>2005</strong>: Schätzung.<br />
63,1 %<br />
65,1 %<br />
67 %<br />
60,0 %: Referenzwert<br />
0,0<br />
1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999<br />
Jahr<br />
2000 2001 2002 2003 2004 <strong>2005</strong>