Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2005 - Beispielklagen
Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2005 - Beispielklagen
Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2005 - Beispielklagen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Drucksache 16/160 – 126 – Deutscher Bun<strong>des</strong>tag – 16. Wahlperiode<br />
13.1<br />
Im Jahre 1997 legte das Bun<strong>des</strong>ministerium der Finanzen<br />
(Bun<strong>des</strong>ministerium) ein Fachkonzept für eine standardisierte<br />
Kosten- und Leistungsrechnung (Standard-KLR) in<br />
der Bun<strong>des</strong>verwaltung vor. Dieses stellt die methodische<br />
Grundlage für eine Kosten- und Leistungsrechnung dar,<br />
die nach der Bun<strong>des</strong>haushaltsordnung in allen geeigneten<br />
Bereichen der Bun<strong>des</strong>verwaltung einzuführen ist. Das<br />
zentrale Anliegen der Standard-KLR besteht darin, die<br />
Transparenz von Kosten und Leistungen zu verbessern<br />
und wirtschaftliches Verhalten auf allen Ebenen zu fördern.<br />
Mittels Kennzahlen sollen Informationen adressatengerecht<br />
– auch für die politische Führung oder für parlamentarische<br />
Gremien – aufbereitet werden können. Für<br />
die Erprobung und Fortschreibung der Standard-KLR <strong>des</strong><br />
Bun<strong>des</strong> ist das Bun<strong>des</strong>ministerium zuständig. Es nimmt<br />
koordinierende und übergreifende Aufgaben wahr und organisiert<br />
einen zwischenbehördlichen Erfahrungsaustausch.<br />
13.1.1<br />
Kernstück der Standard-KLR sind die so genannten externen<br />
und internen Produkte, die alle Aufgaben der Behörden<br />
beschreiben. Mit Hilfe der kosten- und leistungsmäßig<br />
erfassten Produkte lassen sich Aussagen darüber<br />
treffen, ob die eingesetzten Ressourcen in einem angemessenen<br />
Verhältnis zu den Leistungen und Zielen stehen.<br />
Dabei bilden die externen Produkte alle die Aufgaben<br />
ab, die eine Behörde nach außen erbringt. Die für den<br />
Dienstbetrieb erforderlichen allgemeinen Verwaltungsaufgaben<br />
werden als interne Produkte beschrieben. Diese<br />
Aufgaben der Zentralbereiche finden sich in nahezu allen<br />
Behörden in vergleichbarer Form wieder, z. B. Reisekostenbearbeitung,<br />
Reinigungsdienst oder Fahrdienst. Sie<br />
sind <strong>des</strong>halb auch zwischenbehördlichen Vergleichen und<br />
einem „Wettbewerb der Besten“ zugänglich.<br />
Das Fachkonzept der Standard-KLR sieht für diese Aufgaben<br />
einen festen – inzwischen überarbeiteten – Katalog<br />
so genannter allgemeiner Verwaltungsprodukte vor, der<br />
als einheitliche Grundlage für Vergleiche und Analysen<br />
dient. Er enthält 27 Produkte aus den Bereichen der Leitungs-<br />
und Managementaufgaben, der Personalführung<br />
und -verwaltung, von Organisation, Haushalt und KLR,<br />
der Informationstechnologie und der Servicefunktionen.<br />
Für alle im Katalog festgelegten allgemeinen Verwaltungsaufgaben<br />
bestehen Produktsteckbriefe. Diese enthalten<br />
u. a. Produktziele sowie zu ermittelnde Kennzahlen<br />
und Qualitätskriterien.<br />
Auf dieser Basis sollen systematische Analysen und Vergleiche<br />
aufzeigen, mit welchen Mitteln, auf welche Art<br />
und mit welcher Qualität die Behörden ihre vergleichbaren<br />
Aufgaben wahrnehmen. Der interne Austausch dieser<br />
Informationen und Kennzahlen soll einen Quasi-Wettbewerb<br />
zwischen den Behörden fördern sowie Lernprozesse<br />
und Effizienzgewinne durch eine Ausrichtung am Besten<br />
anstoßen. Das Ziel, den Ressourceneinsatz zu optimieren,<br />
indem interne Serviceprozesse anhand „bester Lösungen“<br />
standardisiert und weitere zentralisiert werden, bekräftigte<br />
das Bun<strong>des</strong>kabinett noch einmal im Jahre 2004.<br />
13.1.2<br />
Der Bun<strong>des</strong>rechnungshof prüfte mit Unterstützung <strong>des</strong><br />
Prüfungsamtes <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> Berlin querschnittlich Einsatz<br />
und Anwendung der allgemeinen Verwaltungsprodukte im<br />
Rahmen der KLR. Er stellte fest, dass die geprüften Behörden<br />
von den Vorgaben in der Standard-KLR abwichen,<br />
z. B. hinsichtlich der Produktkataloge. So schwankte die<br />
Anzahl der Produkte und Teilprodukte für den allgemeinen<br />
Verwaltungsbereich bei den geprüften Behörden zwischen<br />
26 und 92.<br />
Ferner verwendeten die geprüften Behörden wesentliche<br />
Elemente der Produktsteckbriefe für den allgemeinen<br />
Verwaltungsbereich zum Teil nicht oder abweichend von<br />
den Vorgaben der Standard-KLR. So erfassten und bewerteten<br />
sie überwiegend Menge und Qualität der Verwaltungsdienstleistungen<br />
nicht oder unzureichend. Auch<br />
die Verfahren zur Erfassung und Verbuchung der Kosten<br />
wiesen erhebliche Unterschiede auf.<br />
Die geprüften Behörden nutzten den Produktkatalog nicht<br />
zur Planung, Steuerung und Kontrolle ihrer Kosten und<br />
Leistungen. Die notwendige Verbindung mit weiteren Instrumenten<br />
<strong>des</strong> „Neuen Steuerungsmodells“, z. B. Zielvereinbarungen<br />
und Berichtswesen, blieb zumeist aus.<br />
Bemühungen, die Kosten und Leistungen der eigenen<br />
Verwaltung mit denen anderer Behörden zu vergleichen,<br />
waren nicht oder erst in Ansätzen vorhanden.<br />
Mitte <strong>des</strong> Jahres 2004 initiierte das Bun<strong>des</strong>ministerium<br />
einen Vergleichszirkel zu den allgemeinen Verwaltungsprodukten,<br />
der sich auf Informationen aus dem KLR-Betrieb<br />
stützen sollte. Bislang schlossen sich 15 Behörden<br />
diesem Zirkel an. Von den 27 in der Standard-KLR vorgesehenen<br />
Verwaltungsprodukten sind zurzeit für die drei<br />
Produkte „Personalfluktuation“, „Fort- und Weiterbildung“<br />
und „Haushaltsplanung und Haushaltsaufstellung“<br />
erste Vergleichsansätze vorgesehen. Verglichen werden<br />
sollen zunächst nur die für die Produkte aufgewandten<br />
Personalstunden. Die Teilnehmer <strong>des</strong> Vergleichszirkels<br />
verständigten sich darauf, weitere Kostenbestandteile,<br />
wie Sach- und Gemeinkosten, unberücksichtigt zu lassen.<br />
Für diese Kosten hatten sie in ihren KLR-Systemen unterschiedliche<br />
Umlageverfahren entwickelt, was zwischenbehördliche<br />
Vergleiche erschwert.<br />
13.2<br />
Der Bun<strong>des</strong>rechnungshof hat bedauert, dass die geprüften<br />
Behörden Ergebnisse aus der Standard-KLR noch nicht<br />
erkennbar und wirksam zur Planung, Steuerung und Kontrolle<br />
der allgemeinen Verwaltungsaufgaben verwendeten.<br />
Er sieht es auch als Mangel an, dass die Behörden<br />
von sich aus keine ausreichenden Bemühungen entwickelten,<br />
die Kosten und Leistungen der eigenen Verwaltung<br />
mit denen anderer Behörden zu vergleichen. Allenfalls<br />
sind solche Ansätze in ersten Anfängen begriffen. Es<br />
fehlen damit Anhaltspunkte, um eigene Kosten und Leistungen<br />
kritisch zu bewerten, Schwachstellen zu erkennen<br />
und von „besten Lösungen“ zu profitieren.