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Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2005 - Beispielklagen

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Deutscher Bun<strong>des</strong>tag – 16. Wahlperiode – 69 – Drucksache 16/160<br />

2.2 Ausgabenentwicklung und -struktur<br />

Die Gesamtausgaben <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>haushalts werden seit<br />

Jahren von zwei großen Bereichen geprägt: den Ausgaben<br />

für Soziales und den Zinsausgaben.<br />

Die Sozialausgaben sind im Haushalt <strong>2005</strong> mit rund<br />

128,1 Mrd. Euro veranschlagt, das sind rund 7,5 Mrd.<br />

Euro mehr als das Haushalts-Ist 2004 (rund 120,6 Mrd.<br />

Euro). Ihr Anteil an den Gesamtausgaben steigt damit gegenüber<br />

dem Haushaltsjahr 2004 (47,9 %) erneut an und<br />

zwar auf 50,4 % (vgl. Tabelle 1). Damit haben die Sozialausgaben<br />

sowohl in absoluten Zahlen als auch anteilig einen<br />

neuen Höchststand erreicht. Erstmals in der Geschichte<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>haushalts entfällt mehr als die<br />

Hälfte <strong>des</strong> veranschlagten Haushaltsvolumens auf den<br />

Sozialbereich. Der erneute Anstieg beruht ganz überwiegend<br />

auf den drastisch gestiegenen Ausgaben für den Arbeitsmarkt,<br />

die ihrerseits von den Ausgaben für die<br />

Grundsicherung für Arbeitsuchende bestimmt werden. Im<br />

Haushaltsergebnis <strong>2005</strong> wird sich aufgrund der bewilligten<br />

überplanmäßigen Ausgaben für das Arbeitslosengeld<br />

II von bis zu 8 Mrd. Euro der Anteil der Sozialausgaben<br />

voraussichtlich noch weiter erhöhen (vgl.<br />

Nr. 2.2.3). Hinzu kommen die Leistungen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> an<br />

die Rentenversicherung sowie zur pauschalen Abgeltung<br />

versicherungsfremder Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung.<br />

Die letztgenannten Ausgaben sollen<br />

von 1,0 Mrd. Euro (2004) auf 2,5 Mrd. Euro im Jahre<br />

<strong>2005</strong> sowie 4,2 Mrd. Euro im Jahre 2006 steigen und<br />

durch eine Erhöhung der Tabaksteuer finanziert werden.<br />

Auch die Zinsen als der zweite große Ausgabenblock im<br />

Bun<strong>des</strong>haushalt für das Jahr <strong>2005</strong> steigen gegenüber dem<br />

Haushaltsergebnis 2004 um rund 2,4 Mrd. Euro auf rund<br />

38,9 Mrd. Euro an (vgl. Tabelle 1). Zwar ist damit der<br />

historische Höchststand aus dem Jahre 1999 von rund<br />

41,1 Mrd. Euro noch nicht erreicht. Allerdings ist dabei<br />

zu berücksichtigen, dass der jahresdurchschnittliche Zinssatz<br />

aktuell nur etwa halb so hoch ist wie im Jahre 1999.<br />

Der Anteil der Zinsausgaben am Haushaltsvolumen beträgt<br />

rund 15,3 %. Er liegt damit noch deutlich unter den<br />

Höchstständen der Jahre 1996 bis 1998 von rund 17,5 %.<br />

Die anderen größeren Ausgabenarten im Bun<strong>des</strong>haushalt<br />

sind demgegenüber in den letzten Jahren nicht angestiegen<br />

oder sogar rückläufig (vgl. Tabelle 1):<br />

● Die Personalausgaben für die Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />

(einschließlich Versorgungsausgaben) bewegten sich<br />

in den letzten Jahren relativ stabil in der Größenordnung<br />

von rund 27 Mrd. Euro. Da das Haushaltsvolumen<br />

insgesamt gestiegen ist, ist ihr Haushaltsanteil<br />

tendenziell rückläufig und beträgt im Jahre <strong>2005</strong> rund<br />

10,6 %.<br />

● Die Investitionsausgaben sind im Haushalt <strong>2005</strong> mit<br />

rund 22,7 Mrd. Euro veranschlagt. Ihr Anteil an den<br />

Gesamtausgaben beläuft sich wie im Vorjahr auf<br />

8,9 %. Sie betragen damit nur noch rund 18 % der veranschlagten<br />

Sozialausgaben. Zu Anfang der 90er-<br />

Jahre (1992) war das Verhältnis der Investitionsausgaben<br />

zu den Ausgaben für Soziales mit fast der Hälfte<br />

(rund 45 %) noch deutlich günstiger.<br />

2.2.1 Entwicklung wesentlicher Finanzkennzahlen<br />

Die sich verschärfenden strukturellen Probleme <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>haushalts<br />

werden auch an den finanzwirtschaftlichen<br />

Kennzahlen deutlich.<br />

Die Entwicklung wesentlicher Ausgabenquoten verläuft<br />

unterschiedlich (vgl. Abbildung 3). Der Anteil der Zinsen<br />

an den Gesamtausgaben (Zinsquote) liegt mit 15,3 %<br />

zwar auch im Jahre <strong>2005</strong> unter dem Höchststand <strong>des</strong> Jahres<br />

1997 (17,9 %). Gegenüber der Zinsquote von 1992<br />

(12,6 %) ist allerdings ein Anstieg von 2,7 Prozentpunkten<br />

zu verzeichnen. Der Anteil der Sozialausgaben an den<br />

Gesamtausgaben (Sozialquote) hat sich im gleichen Zeitraum<br />

(1992 bis <strong>2005</strong>) um 15,8 Prozentpunkte auf 50,4 %<br />

erhöht. Bereinigt man frühere Haushalte um die Kindergeldausgaben,<br />

die seit dem Jahre 1996 nicht mehr als<br />

Sozialausgaben veranschlagt werden, sondern von den<br />

Steuereinnahmen abgesetzt werden, so beträgt der Anstieg<br />

seit dem Jahre 1992 sogar fast 19 Prozentpunkte.<br />

Zusammen erreichen die im Haushalt <strong>2005</strong> veranschlagten<br />

Zins- und Sozialausgaben (Zins-/Sozialquote) rund<br />

zwei Drittel <strong>des</strong> Haushaltsvolumens (65,7 %). Niemals<br />

zuvor waren so viele Haushaltsmittel durch diese beiden<br />

Ausgabenbereiche gebunden.<br />

Der Anteil der Investitionsausgaben an den Gesamtausgaben<br />

(Investitionsquote) ging demgegenüber bis zum Jahre<br />

2004 weiter zurück. Er erreicht im Jahre <strong>2005</strong> nur 8,9 %.<br />

Die Investitionsausgaben liegen damit bei gerade 13,6 %<br />

der Ausgaben für den Sozial- und Zinsbereich. Die Investitionsquoten<br />

für die Jahre 2002 bis <strong>2005</strong> fallen etwas<br />

günstiger aus (um rund 1,1 Prozentpunkte), wenn man<br />

berücksichtigt, dass die Finanzhilfen nach dem Investitionsförderungsgesetz<br />

Aufbau Ost in Höhe von jährlich<br />

rund 3,4 Mrd. Euro zum Jahresende 2001 beendet wurden<br />

und ab dem Haushaltsjahr 2002 in gleicher Höhe als Bun<strong>des</strong>ergänzungszuweisungen<br />

(Einnahmeminderungen) geleistet<br />

werden. Allerdings liegt auch die entsprechend bereinigte<br />

Investitionsquote <strong>2005</strong> von rund 10 % deutlich<br />

unter den Werten früherer Jahre.<br />

Noch dramatischer entwickelt sich das Verhältnis der<br />

Steuereinnahmen zu wichtigen Ausgabenbereichen im<br />

Bun<strong>des</strong>haushalt (vgl. Abbildung 4). Einen immer höheren<br />

Anteil seiner Steuereinnahmen muss der Bund für die<br />

Zins- und Sozialausgaben einsetzen. Der auf diese Ausgabenblöcke<br />

entfallende Steueranteil (Zins-/Sozialsteuerquote)<br />

war von rund 76 % im Jahre 1998 auf rund 71 %<br />

im Jahre 2000 zurückgegangen. Seitdem ist er wieder<br />

deutlich angestiegen. Legt man die in der Steuerschätzung<br />

vom Mai <strong>2005</strong> für den Bun<strong>des</strong>haushalt <strong>2005</strong> prognostizierten<br />

Steuereinnahmen (187,2 Mrd. Euro) zugrunde,<br />

so wird die Zins-/Sozialsteuerquote in diesem Jahr bei<br />

rund 89 % liegen. Davon entfallen rund 21 % auf die<br />

Zinsausgaben und rund 68 % auf die Sozialausgaben. Bezieht<br />

man die sich im Haushaltsjahr <strong>2005</strong> abzeichnenden<br />

Mehrausgaben für den Arbeitsmarkt mit ein, so wird die<br />

Zins-/Sozialsteuerquote sogar auf über 90 % steigen.

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