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Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2005 - Beispielklagen

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Deutscher Bun<strong>des</strong>tag – 16. Wahlperiode – 211 – Drucksache 16/160<br />

Übrigen nicht vor dem Jahre 2008 freigegeben werden<br />

müssten, bedürften laut Vertrag einer gesonderten und expliziten<br />

Beauftragung durch die Nationen als Auftraggeber.<br />

Das Bun<strong>des</strong>ministerium sicherte zu, den Haushaltsausschuss<br />

vor dieser Beauftragung zu unterrichten.<br />

78 Entwicklung eines taktischen Luftverteidigungssystems<br />

nur unter<br />

Auflagen<br />

(Kapitel 1420 Titel 551 11 und Kapitel 1422<br />

Titel 687 06)<br />

78.0<br />

Der Bun<strong>des</strong>rechnungshof hat auf Unklarheiten und Risiken<br />

eines Entwicklungsvertrages für ein neues taktisches<br />

Luftverteidigungssystem hingewiesen und Empfehlungen<br />

gegeben. Der Haushaltsausschuss <strong>des</strong> Deutschen Bun<strong>des</strong>tages<br />

griff die Empfehlungen auf und stimmte dem<br />

Vertragswerk nur unter Auflagen zu. Dadurch stellte er<br />

sicher, dass Unklarheiten ausgeräumt und Risiken begrenzt<br />

wurden.<br />

78.1<br />

Das Bun<strong>des</strong>ministerium der Verteidigung (Bun<strong>des</strong>ministerium)<br />

plante, die bodengebundenen Luftverteidigungssysteme<br />

der Luftwaffe durch eine Neuentwicklung zu ersetzen.<br />

Diese sollte eine bessere Erfassung gegnerischer<br />

Flugzeuge und Flugkörper gewährleisten, zur Rundumverteidigung<br />

befähigt sein und zudem durch eigene Flugzeuge<br />

der Bun<strong>des</strong>wehr zum Einsatzort transportiert werden<br />

können. Das System sollte mit zwei Raketentypen<br />

ausgestattet sein, um Luftangriffe differenzierter und<br />

wirtschaftlich abwehren zu können.<br />

Das Bun<strong>des</strong>ministerium beabsichtigte dazu, mit den Vereinigten<br />

Staaten von Amerika und mit Italien eine Regierungsvereinbarung<br />

über die gemeinsame Entwicklung <strong>des</strong><br />

taktischen Luftverteidigungssystems „Medium Extended<br />

Air Defense System (MEADS)“ zu schließen. Diese Regierungsvereinbarung<br />

sollte die Grundlage für einen Entwicklungsvertrag<br />

bilden, der im Auftrag der Nationen<br />

zwischen einer NATO-Agentur und der Industrie abgeschlossen<br />

werden sollte. In der Vereinbarung waren als<br />

Gesamtkosten <strong>des</strong> Entwicklungsprogramms 4,0 Mrd. US-<br />

Dollar veranschlagt worden. Die finanzielle Verpflichtung<br />

Deutschlands sollte umgerechnet 847 Mio. Euro betragen,<br />

einschließlich eines Verwaltungskostenanteils für<br />

die NATO-Agentur von 31 Mio. Euro. Für nationale Entwicklungsanteile,<br />

insbesondere für einen Zweitflugkörper,<br />

plante das Bun<strong>des</strong>ministerium weitere 179 Mio. Euro<br />

ein, sodass die Entwicklung <strong>des</strong> MEADS Deutschland<br />

insgesamt 1,026 Mrd. Euro kosten sollte. Für die Beschaffung<br />

<strong>des</strong> MEADS sollte ein Betrag von 2,85 Mrd.<br />

Euro ausreichen.<br />

Das Bun<strong>des</strong>ministerium legte Anfang März <strong>2005</strong> dem<br />

Haushaltsausschuss <strong>des</strong> Deutschen Bun<strong>des</strong>tages (Haushaltsausschuss)<br />

über das Bun<strong>des</strong>ministerium der Finan-<br />

zen die Entwürfe der Regierungsvereinbarung und <strong>des</strong><br />

Entwicklungsvertrages mit der Bitte um Zustimmung vor.<br />

78.2<br />

Der Bun<strong>des</strong>rechnungshof, der die Planungen für MEADS<br />

begleitend prüft, hat in einem Bericht an den Haushaltsausschuss<br />

nach § 88 Abs. 2 BHO Unklarheiten und Risiken<br />

aufgezeigt, die vor einer Zustimmung ausgeräumt sein<br />

sollten, und dazu Empfehlungen abgegeben.<br />

So war nach seiner Auffassung zu klären,<br />

● ob Deutschland im NATO-Bündnis trotz der wesentlich<br />

veränderten militärpolitischen Lage weiterhin<br />

eine hervorgehobene Rolle bei der Beschaffung und<br />

beim Betrieb von bodengebundenen Luftverteidigungssystemen<br />

und jetzt auch bei deren Entwicklung<br />

übernehmen sollte und<br />

● welche Verpflichtungen dazu gegenüber der NATO<br />

bestanden und wie sich dies auf die Lastenverteilung<br />

unter den NATO-Partnern und ggf. auf andere Schutzbedürfnisse<br />

der Einsatzkräfte (Minen, Kleinwaffen<br />

usw.) auswirkte.<br />

Weiterhin war unklar, ob und in welchem Umfang die ursprüngliche<br />

militärische Forderung der Luftwaffe zum<br />

Beschaffungsumfang <strong>des</strong> MEADS Bestand haben und<br />

wie sie finanziert werden sollte. Sie war mehr als doppelt<br />

so hoch als der in der Parlamentsvorlage genannte Erstbeschaffungsbedarf.<br />

Ihre Finanzierung würde den vom Bun<strong>des</strong>ministerium<br />

vorgesehenen Betrag von 2,85 Mrd. Euro<br />

weit übersteigen.<br />

Weiterhin ergaben sich nach Ansicht <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rechnungshofes<br />

aus den in der Regierungsvereinbarung und<br />

im Entwicklungsvertrag vorgesehenen Regelungen, z. B.<br />

zum Wechselkurs, zur Berücksichtigung von Steuern und<br />

insbesondere zur Preisbildung große finanzielle Risiken.<br />

So war die Höhe der verrechenbaren Kosten nicht begrenzt.<br />

Der Vertrag sah vielmehr vor, dass die Auftragnehmerseite<br />

beim Erreichen eines bestimmten Zielpreises<br />

die noch ausstehende Leistungserbringung so lange unterbrechen<br />

kann, bis ein Änderungsvertrag vorliegt. Diese<br />

Regelung kann bei dann notwendigen Verhandlungen<br />

nachteilig für die Auftraggeberseite sein. Der Bun<strong>des</strong>rechnungshof<br />

hat auch auf technische Risiken und Zeitverzögerungen<br />

hingewiesen, die die Entwicklung verteuern<br />

können.<br />

Der Bun<strong>des</strong>rechnungshof hat aufgezeigt, dass sich der<br />

vom Bun<strong>des</strong>ministerium erwartete Transfer von Hochtechnologie<br />

aus den Vereinigten Staaten von Amerika aus<br />

dem Vertrag nicht ergibt.<br />

78.3<br />

Das Bun<strong>des</strong>ministerium hat die hohe militärische und<br />

wirtschaftliche Bedeutung <strong>des</strong> zu entwickelnden MEADS<br />

betont, das zudem die transatlantische Partnerschaft festige.<br />

Die veränderte militärpolitische Lage bedeute nicht,

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