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Adolf Eichmann A) manuscript ready for print

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187-188/ AE: 130<br />

Einige wenige Fälle sind nachweisbar, wo es den betreffenden Ansuchenden<br />

gelungen ist, sich von der Befehlsausführung entbinden zu lassen. Ich weiß nicht<br />

utner welchen Umständen, denn ich hörte darüber, selbst erst in Israel. Aber wie<br />

dem auch sei. Ich saß in Berlin hinter dem Schreibtisch und hatte nichts<br />

diesbezügliches zu befehlen.<br />

Mir fehlte zu einem Ansuchen um Versetzung mit der Hoffnung auf Erfolg jede<br />

entsprechende Untermauerung. Ich hatte es ja eben wieder erlebt gehabt. Genau<br />

wie schon einmal im Spätherbst 1939. /Zusatz von Seite gegenüber:<br />

Ab meiner Versetzung zur Geheimen Staatspolizei unterstnad ich erst recht dem<br />

Zwang.<br />

Äußerlich durfte ich mich dagegen freilich nicht in Form von Disziplinlosigkeiten<br />

hinreißen lassen. Innerlich stand ich gegen Zwang und Druck und nahm, den<br />

Rahmen der befohlenen Subordination nicht verlassend, auch in Worten dagegen<br />

Stellung.<br />

Es ist klar, ohne Erfolg; denn mein unmittelbarer Vorgesetzter, dem ich solches<br />

vortrug, stand ja selbst auch unter dem Zwang und Druck. Ja, wahrscheinlich<br />

mehr noch als ich selbst. Denn der Grad seines Wissens an Geheimvorgängen,<br />

war sicherlich ungleich größer als meiner. In dem Maß ich die Nutzlosigkeit einer<br />

persönlichen Opposition gegen diesen Druck erkannte, in dem Maße fügte ich<br />

mich, nach dem Prinzip des Gummiballes diesem Zwang, und erkannte ihn<br />

schließlich als eine Art Gesetzmäßigkeit, der ich mich nicht zu entziehen<br />

vermochte, an. Ich lebte in einem Zustand, in dem man sich mit dem Neuen<br />

schwer zurecht fand, denn es kämpften in mir die Produkte genossener Erziehung,<br />

mit dem Totalitätsanspruch der neuen, freiwillig gewählten Führer. Freilich, im<br />

Augenblick dieser Wahl, ahnte ich nicht ihre umfassenden Forderungen an meine<br />

Gesamtperson; an meine physische und psychische Persönlichkeit.<br />

Und so konnte ich schließlich froh sein, wenn ich mir, alles in allem, doch noch<br />

eine gemäßigte – bürgerliche Form und Art, die sich niederschlagsmäßig in<br />

meiner Tätigkeit darbot, bewahrte. Denn ich lebte in einer Umgebung, in der die<br />

Ästhetik der Toleranz dahin schwand, wie der Schnee in der Märzsonne.<br />

Ich hatte es innerlich dazu gebracht, daß ich (Fortsetzung nächste Seite im 2.<br />

Drittel)/ nicht einmal für meinen tagtäglichen Bürokram in der Aktenbearbeitung<br />

Entscheidungen zu treffen brauchte. Wegen jedes Detailfalles, stand mir jederzeit<br />

der Weg zu meinem Amtchef offen. Persönlichen inneren Belastungen konnte ich<br />

dadurch aus dem Wege gehen. Ich ging diesen Weg seit meiner, gegen meinen<br />

Willen befohlenen Versetzung. Meine diesbezügliche Gepflogenheit war

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