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Adolf Eichmann A) manuscript ready for print

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100-101/ AE: 74, 74a<br />

einfach in Bausch und Bogen verantwortlich für alles gemacht wird. Es ist<br />

interessanter, es liest sich leichter und es ist unter Umständen auch gar nicht<br />

inopportun.<br />

Nur – wieder meine Person herangezogen – es trifft nicht zu und ist daher nicht<br />

wahr. [16]<br />

Wenn ich heute, nach 22 Jahren so die Dokumente jener Zeit betrachte, dann muß<br />

ich mich fragen, wie ein vernünftiger Mensch ausgerechnet mir Haß und<br />

Vernichtungswillen unterstellen kann. Im Gegenteil, ich muß den jüdischpolitischen<br />

Funktionären gegenüber doch sicherlich wohlwollend eingestellt<br />

gewesen sein; frei ohne jeden persönlichen Haß, denn man könnte ja fast von<br />

einem gegenseitigen dienstlich bedingten Vertrauen sprechen, daß(sic) unschwer<br />

aus und zwischen den Zeilen jener Dokumente herauszulesen ist.<br />

/Einschub Text von Seite gegenüber:<br />

Da kam einmal an einem Vormittag der von der israelitischen Kultusgemeinde,<br />

Wien, mit übrigen jüdischen Beamten dieser Institution, in die Zentralstelle für<br />

jüdische Auswanderung, eingebaute Jurist zu mir. Ein Dr. Sowieso; den Namen<br />

habe ich vergessen.<br />

Während der Nacht hatte die Staatspolizei, Verhaftungen vorgenommen. Wir<br />

besprachen das Ereignis und er meinte dann: „frecher Judenlümmel greift<br />

harmlosen deutschen Löwen an“. Und im selben Atemzuge meinte er, aber er<br />

wüße, zu wem er solches sagen könne.<br />

Ich sagte ihm, da habe er zwar recht mit seinem Wissen, aber wenn er solches<br />

anderwärts anbringe, müße er sich nachher unter Umständen in einer Polizeizelle<br />

sagen „Hättest du das Maul gehalten, wärest du ein Weiser geblieben“; diese<br />

Übersetzung hatte mir einer meiner Lateinlehrer für „Si tacuisses philosophus<br />

mansisses“ gegeben. Wohingegen einmal mein Maschinenbauprofessor anläßlich<br />

einer Statikprüfung zu mir sagte: „Gehirn ausgeschaltet, Schnauze läuft leer mit“.<br />

Und ich sagte dem Juristen, ich möchte nicht gerne haben, daß er sich solche<br />

Selbstvorwürfe eines Tages machen müße, weil uns beiden damit nicht gedient<br />

wäre; denn es „säße“, und ich müßte für ihn intervenierend tätig werden./<br />

Aber meine Aufgabe soll es nicht sein, auf diese Stellen im einzelnen<br />

hinzuweisen; mögen dies Berufenere eines Tages tun oder auch lassen, mir ist es<br />

egal. Ich war daneben förmlich so etwas wie eine Beschwerdestelle, zu der man<br />

mit allen Anliegen kommen konnte, und ich wahrte sicherlich eine tendenzlose

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