Zum Drucken - motorangs BUCHELI-Projekt - Der Motorang
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Die von Ducati verwendete Zwangssteuerung der Ventile (Desmodromik) verwendet<br />
nur Hilfsfedern, die im Prinzip entbehrlich sind. Neben dem Öffnerhebel (Kipp- oder<br />
Schlepphebel, je nach Motortyp) gibt es noch einen Schließerhebel(Kipphebel), der<br />
den Ventilschaft unter einem Bauteil ähnlich wie ein Federteller mit seinem<br />
gegabelten Ende umschließt. Dieser Hebel wird von einem Komplementärnocken<br />
betätigt und zieht das Ventil wieder hoch. Man muß bei dieser Steuerung pro Ventil<br />
zwei Spiele einstellen, das des Öffnerhebels (das "Normale") und das des<br />
Schließers, welches festlegt, wie nahe das Ventil an den Sitz gezogen wird. Man<br />
geht da nicht ganz auf Null, damit der Hebel bei geschlossenen Ventil nicht mit<br />
Vorspannung am Schließernocken anliegt, aber knapp davor. Um dieses<br />
unvollständige Schließen zu beheben, ist bei den Straßenmodellen eine<br />
Schenkelfeder am Schließhebel angebracht, die die letzten paar Hundertstel<br />
übernimmt. Bei Rennmotoren läßt man die weg, der Kompressions- bzw.<br />
Verbrennungsdruck drückt das Ventil sowieso auf seinen Sitz. <strong>Der</strong> Wesentliche<br />
Unterschied zwischen der Desmodromik und der herkömmlichen Steuerung läßt sich<br />
also mit "Form- statt Kraftschluß" beschreiben.<br />
Was den "Materialmord" durch hohe Drehzahlen angeht hast Du insofern recht, als<br />
alle Massenkräfte proportional zum Quadrat der Drehzahl wachsen, d.h. bei<br />
doppelter Drehzahl zerrt der Kolben im OT viermal so stark am Pleuel (zweite<br />
Ableitung). Bei 8000/min wird er bei der XT/SR500 mit ca. 40.000 m/s^2 d.h. 4000g<br />
beschleunigt, zieht also mit ca. "2 Tonnen" am Pleuelauge. Entsprechendes gilt auch<br />
für die Kräfte am Ventiltrieb, je höher man dreht, umso quadratisch unangenehmer<br />
macht sich die träge Masse des Ventils bemerkbar.<br />
Eine genaue Grenze zwischen "Körperverletzung" (die beginnt wohl, so bald der<br />
Motor läuft) und "Mord" am Material läßt sich wohl nur schwer festlegen. Ich hab' in<br />
den SR cup Rennen meinen XT Motor regelmäßig über 9000/min gedreht (hatte bei<br />
9400/min laut Prüfstand ja noch 34PS). Dem Ventiltrieb (R&D Federn, Alufederteller,<br />
erleichterte Kipphebel und Ventile, Megacycle Nockenwelle) hat das überhaupt nicht<br />
geschadet, auch Kolben (Mahle)und Zylinder (Nikasil) sahen immer sehr gut aus,<br />
was allerdings auf Dauer leidet, ist das obere Pleuelauge. Das wird im Laufe der Zeit<br />
oval. Man merkt das an einem harten, mechanisch lauten Motorlauf. Wenn man<br />
dann nicht einfach immer weiterfährt, bis es kracht, genügt es, einen neuen Pleuelkit<br />
und einen neuen Kolbenbolzen zu montieren, da zunächst mal keine Folgeschäden<br />
auftreten. Ignoriert man diese Anzeichen, hat man wohl gute Chancen, daß das<br />
Pleuel im Auge reißt.<br />
7500 kann die Steuerung vom Serienmotor ab, und die Kolbengeschwindigkeit ist<br />
auch vollkommen harmlos (übrigens, was soll die eigentlich mit den Ventilfedern zu<br />
tun haben?)<br />
Auf jeden Fall sollte man sich den Kolben und den Kurbeltrieb nach einem<br />
Motorschaden sehr genau anschauen, ehe man sie weiterverwendet. Beim Kolben<br />
achte man besonders auf den Einstich für den oberen Kompressionsring, der Ring<br />
muß leicht beweglich sein!<br />
Die R&D Federn für die SR/XT/TT500 sind ungespannt über 52mm lang<br />
(Außenfeder), die serienmäßigen haben irgendwas um 44. Mit der<br />
Seriennockenwelle sind die brutalen R&Ds (=harten Ventilfedern) aber echt<br />
rausgeschmissenes Geld!