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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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zu verändern. In dieser Situation, in der ihre Umgestaltung oder gar ihre vollständige<br />

Zerstörung durch die Anwendung der technischen Instrumente, die zunächst der<br />

Verteidigung gegen sie dienen sollten, als Möglichkeit in den Blick kommt, wechselt<br />

die Natur gleichsam vom Feindes - ins Freundeslager. Damit einher geht ihre<br />

Rehabilitierung als möglicher Erkenntnisgrund des ethisch Gebotenen. In der<br />

Ausarbeitung entsprechender Denkmodelle greifen verschiedene moderne Ansätze,<br />

wie erwähnt, zurück auf Aristoteles.<br />

Aristoteles ist derjenige unter den herausragenden Vertretern der klassischen<br />

antiken Philosophie, der par excellence das Konzept der untrennbaren Verbundenheit<br />

von Vernunft und materiell Existierendem vertritt. Im Gegensatz zu Platon lehnt er<br />

eine Trennung des Reiches der Ideen vom Real - Seienden grundsätzlich ab. Für ihn<br />

sind Naturwissenschaft und gesellschaftlich – politische Erfahrung, also die<br />

Beschäftigung mit dem von Natur aus Gegebenen und den sozialen Prozessen, die<br />

Hauptquellen auch der sittlichen Erkenntnis. Er befasste sich mit Lebenserfahrung<br />

und Sprachgebrauch, und entwickelte im Akt der philosophischen Reflexion dieser<br />

Phänomene seine Kriterien für die Gestaltung des Lebens. Wie nach ihm die<br />

thomistische Tradition des Mittelalters argumentierte Aristoteles, „that virtue built<br />

upon and extends what nature provided us, and that there was no necessary conflict<br />

between what was naturally pleasurable and what was right.“ 121<br />

Dies ist ein Schlüsselsatz für die neueren Ansätze in der Auseinandersetzung<br />

mit den Herausforderungen der Gegenwart, den vorliegenden eingeschlossen. Bevor<br />

seine Bedeutung weiter entfaltet werden kann, ist es jedoch zunächst notwendig, die<br />

theoretische Basis für die Abkehr von den bisher dominierenden Denkmustern zu<br />

schaffen. Und hier kann uns Joan Tronto weiterhelfen.<br />

Sie nämlich analysiert in einer aufschlussreichen Studie, erschienen 1993 unter<br />

dem Titel Moral Boundaries. A Political Argument for an Ethic of Care in<br />

herausragender Weise die Schwachstellen, Begrenzungen und Hintergründe einer<br />

einseitig an rationalen Prinzipien orientierten Ethik. Die Autorin schlägt mit ihrer Ethic<br />

of Care ein Konzept vor, das den Bedingungen menschlicher Existenz angemessener<br />

Rechnung tragen will, indem es die moralische Perspektive erweitert. Den<br />

121 Francis Fukuyama. 2002.S. 119<br />

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