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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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VIII. KAPITEL PHILOSOPHISCHE ANKERPUNKTE DER LEBENSFREUDE<br />

Wie im vorausgegangenen Kapitel angekündigt, möchte ich mich jetzt<br />

zunächst den drei philosophischen Schulen bzw. Ansätze zuwenden, die das von mir<br />

vorgeschlagenen heuristische Prinzip mit Leben füllen und seine Verwurzelung in der<br />

abendländischen Denktradition sichtbar werden lassen: die Philosophie der<br />

Lebenskunst, den Epikureismus und die Überlegungen Erich Fromms. Es sind dies<br />

drei ganz unterschiedliche Bezugspunkte, die gleichwohl ganz ähnliche Erkenntnisse<br />

in das Zentrum ihrer Reflexion stellen. Sie versammeln unter ihrem Dach das<br />

Erfahrungswissen unzähliger Menschen über die Jahrhunderte und kulturellen<br />

Grenzen hinweg, und repräsentieren damit eine Kraft, die eine starke<br />

Überzeugungsmacht auch für die Gegenwart für sich in Anspruch nehmen kann.<br />

Ich beginne mit Erich Fromm. Mit seinen Ideen hat er den abendländischen<br />

Zeitgeist in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts nachhaltig mitgeprägt.<br />

Einem weiten Leserkreis ist er vor allem durch seine Bücher Die Kunst des Liebens<br />

(1956) und Haben oder Sein (1976) bekannt. Seine Ausführungen zur Biophilie, zur<br />

Liebe zum Leben, beschreiben die Grundhaltung, die generelle Ausrichtung eines<br />

Individuums oder einer Gesellschaft, innerhalb derer Lebensfreude gedeihen kann.<br />

Damit skizzieren sie das Feld, in dem die Gedankenwelt Epikurs inhaltlich ebenso<br />

angesiedelt ist, wie die gesamte Philosophie der Lebenskunst. Deshalb kommt<br />

Fromm hier zuerst zu Wort.<br />

Teil I. Erich Fromm<br />

Erich Fromm war amerikanischer Psychoanalytiker, Philosoph und<br />

Sozialpsychologe deutscher Herkunft. Sein Denken war erfüllt von dem Wunsch zu<br />

verstehen, was Menschen bewegt und welche Kräfte in menschlichen<br />

Gemeinschaften virulent sind. Wie Hans Jonas, mit dem er auch sonst überraschend<br />

viele biographische Gegebenheiten teilt, war er Zeitzeuge eines Großteils der<br />

Ereignisse des vergangenen Jahrhunderts. 1900 in Frankfurt am Main als Sohn einer<br />

orthodox jüdischen Weinhändlerfamilie geboren, wollte er zunächst Rabbiner<br />

werden. Er begann nach dem Abitur Jura zu studieren, wechselte dann aber zur<br />

Soziologie und promovierte schon mit 22 Jahren bei Alfred Weber mit einer Arbeit<br />

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