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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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gestaltender Lebenskunst zu tun und Lebensfreude fließt aus beiden hervor. Es sind<br />

komplementäre Kategorien, orientiert an den Bedingungen für gelingendes Leben,<br />

das als übergeordnete Ausrichtung menschlichen Existierens vorausgesetzt wird.<br />

Darüber hinaus möchte ich einen weiteren Aspekt hervorheben, in dem der<br />

philosophische Bezug auf die Lebensfreude als handlungsleitendes Kriterium von der<br />

Ethic of care profitiert: Will man an den Grundfesten herrschender Paradigmata<br />

rütteln, erweist sich ein Nachweis der Historizität dieser Paradigmata als<br />

außerordentlich hilfreich. Indem die kontextuellen Rahmenbedingungen der<br />

Entstehung von weithin verabsolutierten ethischen Grundannahmen transparent<br />

gemacht werden, erschließen sich zugleich die Möglichkeiten zu ihrer Veränderung:<br />

Die historische Einordnung von Überzeugungen relativiert diese und schafft Raum für<br />

neue, der jeweiligen Gegenwart angemessenere Ansichten. Mit ihren Betrachtungen<br />

zur schottischen Aufklärung im achtzehnten Jahrhundert verfolgt Tronto eben dieses<br />

Ziel. Sie verschafft ihrer Kritik an den moral boundaries eine überzeugende<br />

theoretische Grundlage. Man kann davon ausgehen, dass im Kontext ihrer Analyse<br />

auch andere kontextuell ausgerichtete Ansätze eine argumentative Stärkung<br />

erfahren. Dazu gehören nicht nur die weiter oben dargestellten stark kontextuell<br />

geprägten Ansätze, sondern sicherlich auch die hier vorgestellten Überlegungen.<br />

Im Folgenden werde ich die Möglichkeitsbedingungen der Lebensfreude unter<br />

Bezugnahme auf die angesprochenen philosophischen Schulen herausarbeiten und<br />

anschließend im Hinblick auf das Phänomen Medizintechnologie im allgemeinen und<br />

den Proteinchip im besonderen entfalten. Sie können einerseits zeigen, welche<br />

Fortschritte beziehungsweise welche Nutzung technologischer Innovationen<br />

wünschenswert, weil der Lebensfreude zuträglich sind; und andrerseits zeigen – und<br />

dies ist für unser Vorhaben der mindestens ebenso interessante Aspekt -, welche<br />

Innovationen bzw. Teilaspekte von Innovationen oder Anwendungen nicht<br />

wünschenswert, weil nicht vereinbar mit den Voraussetzungen für eine von<br />

Lebensfreude geprägte Existenz sind.<br />

Auf der Basis dieser Überlegungen lässt sich vorab folgende grundsätzliche<br />

Forderung formulieren: An den Möglichkeitsbedingungen der Lebensfreude dürfen<br />

neue Technologien nicht rühren, ganz abgesehen davon, ob oder was sie<br />

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