WAS TUT GUT? - Universiteit Twente
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durch Loslösung vom konkret Gegebenen allein durch das Rekurrieren auf die<br />
Vernunft zu ermitteln, und die Grenze zwischen Privat und Öffentlich, die den<br />
Sorgenden politische Macht verwehrt.<br />
Trontos Betonung einer politischen Verankerung ihrer Ethic of care trägt der<br />
Notwendigkeit, moralischen Einsichten eine praktische Wirksamkeit zu verschaffen,<br />
Rechnung. Einer Ethik, die sich ihre eigene ‚Richtigkeit’ genug sein lässt, fehlt die<br />
soziale Relevanz. Sie mag als kunstvolle Geistesübung ihre Berechtigung haben, als<br />
Handlungsorientierung aber ist sie nicht geeignet. 126 Ausgehend von der auch von<br />
Epikur vertretenen Haltung, dass Philosophie per definitionem eine lebenspraktische<br />
Ausrichtung hat, muss deshalb dem Aspekt der Einfluss suchenden Anwendbarkeit<br />
von moralischen Kategorien besondere Bedeutung beigemessen werden.<br />
Bei ihren Ausführungen zur Gestalt der Sorge, die Tronto als „...species<br />
activity that includes everything that we do to maintain, continue, and repair our<br />
world so that we can live in it as well as possible“ 127 definiert, benennt sie vier, eine<br />
gute Sorge kennzeichnende Elemente: attentiveness - Achtsamkeit, responsibility -<br />
Verantwortung, competence - Kompetenz und responsiveness – vielleicht am<br />
ehesten zu verstehen als Fähigkeit, umsichtig und einfühlsam zu reagieren. Tronto<br />
selbst erweitert die Bedeutung dieser vier Elemente über den Bereich Sorge hinaus<br />
und erläutert, inwiefern diese Qualitäten auch für andere gesellschaftliche<br />
Lebensbereiche, nicht zuletzt für die Gestaltung einer funktionierenden Demokratie<br />
von Bedeutung sind.<br />
Ihr Konzept hat seit Beginn der neunziger Jahre eine nachhaltige Wirkung<br />
entfaltet und den Boden für eine neue Art des Philosophierens bereitet. Die im<br />
folgenden Kapitel vorgestellten Denker sind in dieser Tradition zu sehen, auch wenn<br />
sie sich inhaltlich auf einem anderen Terrain bewegen. Allen voran will ich den schon<br />
mehrfach erwähnten Leon Kass zu Wort kommen lassen. Daneben kommt Francis<br />
Fukuyama zu Sprache, ein in den USA sehr bekannter biokonservativer Autor, von<br />
dem auch schon die Rede war, und der beinahe zeitgleich mit Kass ein Buch<br />
veröffentlicht hat, in dem er letztlich ganz ähnliche Ziele wie dieser verfolgt, und<br />
126<br />
Vgl. hierzu die Überlegungen von Tom L. Beauchamp und James F. Childress über die Kriterien für<br />
ethische Theorien. Practicability nennen sie neben clarity, coherence, competeness and<br />
comrehensiveness, simplicity, explanatory power, justificatory power and output power. 2001. S. 339f.<br />
127<br />
Joan Tronto. 1993. S. 103<br />
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