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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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Manipulation, Organtransplantation, lebensverlängernde Maßnahmen, um den für ihn<br />

zentralen Begriff der Würde. Der Würde, Dignitas, gelte es, den ihr gebührenden<br />

Platz als richtungsweisende ethische Doktrin zurückzugeben.<br />

In dem Versuch, die Menschlichkeit zu bewahren, reichten Leben, Freiheit<br />

und Glücksstreben, diese aus der Zeit der Aufklärung stammenden liberalen<br />

Prinzipien und Urbilder amerikanischer Identität 129 mit den sich daraus ableitenden<br />

Rechten allein als Maximen nicht aus, um sich im Gewirr der durch die neuen<br />

biotechnologischen Möglichkeiten aufgeworfenen Fragen zurecht zu finden.<br />

Schlimmer noch: diese Leitprinzipien, die ursprünglich rein politisch als Schutzrechte<br />

proklamiert wurden, trügen in ihrer aufgeblähten und auf den moralischen Bereich<br />

übertragenen Form zum Prozess der Dehumanisierung bei. Würden doch gerade<br />

unter Berufung auf sie die Bestrebungen, das Leben mehr und mehr unter rationale<br />

Kontrolle zu bringen, und damit die menschliche Natur von innen heraus zu<br />

zerstören, vorangetrieben: Ging es im Anspruch auf Leben ursprünglich um den<br />

Schutz vor gewaltsamem Tod, hätte man jetzt den Schutz vor dem Tod überhaupt im<br />

Sinn. Der im Freiheitsanspruch formuliert Schutz vor despotischer Macht, sei zum<br />

Anspruch auf volle Selbstkreation geworden und der Schutz von Besitz zum Anspruch<br />

auf den Besitz des eigenen Körpers. Damit seien die Kernbegriffe des american way<br />

of life für die Auseinandersetzung mit den biotechnologischen Bedrohungen der<br />

Humanität diskreditiert.<br />

Der Begriff der Würde könne hier bessere Dienste tun. Anders als Kant und<br />

mit ihm beinahe die gesamte abendländische Philosophietradition will Kass die Würde<br />

aber nicht im menschlichen Potential Person zu sein, also in der Fähigkeit durch das<br />

Hören auf die Vernunft selbstgewählte Zwecke zu verfolgen, verankern. Die diesem<br />

Denken zugrundeliegende dualistische Weltsicht, die Natur und Vernunft,<br />

Personhaftigkeit und Leiblichkeit voneinander trennt, ist seiner Ansicht nach völlig<br />

129 Vgl. den Abschnitt aus der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung vom 4.Juli 1776 "We hold<br />

these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator<br />

with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness<br />

Hervorhebung von mir). -- That to secure these rights, Governments are instituted among Men,<br />

deriving their just powers from the consent of the governed, -- That whenever any Form of<br />

Government becomes destructive of these ends, it is the Right of the People to alter or to abolish it,<br />

and to institute new Government, laying its foundation on such principles and organizing its powers in<br />

such form, as to them shall seem most likely to effect their Safety and Happiness."<br />

http://www.archives.gov/national-archives-experience/charters/declaration_transcript.html [abgerufen<br />

am 07.09.07]<br />

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