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WAS TUT GUT? - Universiteit Twente

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Lebensfreude so wie ich sie verstehe, ist die ursprüngliche Antwort des Lebens<br />

auf sich selbst u n d die kunstvoll zu verwirklichende Zielvorgabe menschlichen Seins.<br />

Sie kann einerseits die grundsätzliche Verfasstheit und Ausrichtung eines sich selbst<br />

Gestalt gebenden Individuums bezeichnen; andrerseits die anzustrebende allgemeine<br />

Orientierung einer Gesellschaft, den Grundtenor ihrer sozialen Strukturen und<br />

Institutionen. Lebensfreude ist so etwas wie eine Klangfarbe des Lebendigen, die<br />

sich in Bewusstseinszuständen ebenso wie in Organisationsstrukturen manifestiert.<br />

Sie ist, was Individuen angeht, nicht grundsätzlich angewiesen auf günstige<br />

Bedingungen und erfreuliche Erfahrungen, also Glück im landläufigen Sinn, kann<br />

andrerseits aber auch nicht gänzlich darauf verzichten; zumindest in der Kindheit<br />

müssen diese in einem ausreichenden Maße vorhanden sein, damit sich überhaupt<br />

eine lebensbejahende, von Lebensfreude geprägte Haltung entwickeln kann.<br />

Damit sie prägendes Kennzeichen gesellschaftlicher Phänomene sein kann, die<br />

ihrerseits den Erfahrungshorizont von Individuen mit bestimmen, müssen diese<br />

entsprechend der Möglichkeitsbedingungen der Lebensfreude gestaltet werden.<br />

Dabei kommt es darauf an, das setting, die Kulisse, die Rahmenbedingungen in den<br />

unterschiedlichen Lebensbereichen, adäquat zu wählen.<br />

Es gibt einige interessante Berührungspunkte zwischen dem von mir<br />

verfolgten, am Prinzip Lebensfreude und an der Philosophie der Lebenskunst<br />

orientierten Ansatz zum Umgang mit medizintechnologischen Innovationen und der<br />

Trontoschen Ethic of Care, mit der wir uns schon ausführlich befasst haben. Das<br />

zentral verbindende Moment ist der Rückgriff auf eine stärker kontextuell geprägte<br />

Moralphilosophie, die in besonderer Weise die Haltung moralischer Akteure in den<br />

Blick nimmt. Das Wie der konkreten Umsetzung des moralisch je Gebotenen erhält<br />

hier eine besondere Bedeutung, wodurch eine wichtige und notwendige Erweiterung<br />

der Perspektive im ethischen Diskurs erreicht wird. Damit wird der Wert allgemeiner<br />

Prinzipien nicht geschmälert; sie werden nur um vielfach vernachlässigte Facetten<br />

erweitert und verstärkt.<br />

Eine Anpassung, ‚Feinjustierung’ moralischer Kategorien, die eine<br />

Wahrnehmung von Menschen in ihrer geistig – körperlichen - sozialen Gesamtheit<br />

zulässt, ist, wir sahen es schon, vonnöten. Dabei weisen die Konzepte Sorge,<br />

Lebenskunst und Lebensfreude – sei es mit jeweils anderen Schwerpunkten in<br />

dieselbe Richtung. ‚Gute Sorge’ hat viel mit individueller und gemeinschaftlich zu<br />

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